Grand Canyon North Rim

  • Teil 1:
    Einführung, die Anfahrt, die Lodge:


    GC vielleicht der berühmteste NP der Welt.
    Eine großartige Landschaft, die einen oft genug durch das Gewaltige, für unseren kleinen Verstand zu mächtige, erschlägt. Eine Landschaft, die den Geist beschäftigt wie keine 2. in den USA. Nirgends ist man der Geschichte unserer Erde näher wie am GC.
    Und doch - man fährt oft weg und weiß diese Landschaft nicht einzusortieren. Oft macht sich sogar Enttäuschung breit. Wir sind zu klein für diese Landschaft und sie macht uns oft bewusst, welch kleiner Teil wir in der Geschichte unserer Erde sind.


    Besonders in der Hauptsaison kommen dazu wahre Menschenmassen, oft genug voller eigentlich uninteressierter Bustouristen, es wird gelacht, geschimpft, die Busse sind laut, die Hubschrauber fliegen. Hektik aller Orden. Der GC macht es uns oft nicht leicht.


    Aber da gibt es noch die anderen Seiten, ein paar Minuten zu Fuß und es herrscht Stille, man findet Zeit für diese Landschaft, Zeit für sich selbst.
    Nein, man muss dafür nicht zum Colorado hinabsteigen, der Rim selbst bietet genug Platz dafür oder man besucht den North Rim (NR).
    Hier ist alles ruhiger, kleiner, ja selbst die Landschaft verliert ihre Schroffheit.
    Alles wirkt weicher, ja fast lieblicher. Unser Geist tut sich viel leichter sich mit dieser Landschaft anzufreunden.
    Der NR kann nicht den SR ersetzen, er ist eine Ergänzung. Er ist für die, die bereit sind sich intensiv mit der Landschaft des SW auseinanderzusetzen.
    Er ist ein muss für Alle, die reif sind für neue zusätzliche Eindrücke.
    Eigentlich sollte man diesen Eindruck ehr haben, bevor man den 67. Hoodoo bestaunt. Aber es ist auch wieder gut so, so haben die, die sich auf den NR einlassen mehr Platz und Zeit.


    Die Anfahrt ist einfach, etwas zeitaufwendig und wunderschön.
    Besonders, wenn man aus Page kommt, dieser faszinierend schroffen Landschaft und dann über endlose Kurven hinaufsteigt in die tiefen, unendlichen Wälder. Ein wunderbares Erlebnis.
    In jedem Falles muss man zuerst die 89A benutzen und bei Jakob Lake auf die 67 wechseln. Die 67 ist eine wunderbare Straße. Nie denkt man, dass man auf die tiefste Schlucht der Erde zufährt.
    Hier gibts eine Karte zur Anfahrt.
    Wichtig ist bereits vorher sich um eine Unterkunft gekümmert zu haben. Es gibt nur 3 in der Nähe des Parks:
    Die Lodge direkt am Rand des Canons, die wunderbare Blicke bietet (siehe Bilder unten) www.
    Die Kaibab Lodge knapp außerhalb, meiner Ansicht nach eine sinnvolle Alternative zur Parklodge. Die Lage ist genauso gut, die Zimmer vermutlich schöner, www.
    Als letzte Alternative bleibt noch die Unterkunft an der Kreuzung zu 89A, Jacobs Lake. Allerdings ist das wohl ehr eine Notlösung, da die Entfernung doch sehr weit ist.


    Meine Eindrücke zur NP-Lodge:
    Wunderbare Räume wie Bar und Restaurant, beeindruckende Bauweise mit überragender Aussicht. Toll. Einmal sollte man im Restaurant gegessen haben, sehr stilvoll, gute Qualität, teuer, unbedingt vorausreservieren. Ansonsten gibt es noch einen kleinen überteuerten Laden und ein absolut schreckliches Self-Service-Restaurant. Bringt also das nötigste Essen mit. Außer dem Restaurant, das man sich einmal gönnen sollte, gibt es nichts Empfehlenswertes.
    Es gibt zwei Arten von Cabins:
    Große mit 2 großen Betten, relativ neu und geräumig. Näher am Rim gelegen, aber dafür auch teuer. Die einfacheren Cabins sind total klein, ausgestattet mit 2 schmalen Betten. Etwas schmuddelig. Zum Schlafen aber ok.
    Tipp: Wenns über die die offizielle Homepage keine Zimmer mehr gibt, dann über TUI probieren, geht problemlos übers Internet. Hat bei mir prima geklappt.


    Fortsetzung folgt!


    Unten Bilder der Lodge, den Speisesaal habe ich gegen 15.00 fotographiert. Wer hat da Zeit zu essen? :EEK:

  • Joe, ein riesiges Kompliment allein für dieses Einleitung :clab: :clab: :clab:


    Du hast es wunderbar auf den Punkt gebracht, warum die Besucher vom Grand Canyon enttäuscht sind oder sagen, dass sie da kein 2. Mal hin müssen.
    Gerade diese Menschen sollten dem Grand Canyon noch eine 2. Chance geben :!!

    • Offizieller Beitrag

    Klasse, Jörg:!!


    Hier ein Foto von unserer Pioneer Cabin. Das war Anfang Juni und es hat geschneit.

  • Wenn man denn einen Parkplatz gefinden hat, geht erstmal das Rätsel raten los: Wo soll da der GC sein? Weit und breit nichts zu sehen.
    Man geht Richtung Lodge, vorbei am Visitor Center, links davon stehen die neuen Cabins. Darf man da laufen? Da steht ein Schild "Bright Angel Point". Aha, also da entlang. Zu sehen ist da aber noch nichts. Es geht recht steil bergab, aber der Weg ist gut. Man kommt auf einen schmalen Vorsprung, links und rechts hat man Blicke in den Canyon. Aber es ist ganz ander wie am SR. Da fehlt was!
    Ja, der Colorado fehlt. Und die Schroffheit, diese einschüchternde Schroffheit.
    Beeindruckende Farben, beeindruckende Tiefblicke, beeindruckende Weitblicke.
    Langsam geht man vorwärts, bis man ans Ende kommt. Hier ist die Welt zu Ende!


    Die Augen suchen den Colorado. Aber da ist kein Colorado. Ist das wirklich auch der GC?
    Ja sicher, aber doch ganz anders. Und das ist das tolle daran. Es ist eben nicht einfach ein anderer Blick, es ist ganz anderes Erlebnis.
    Langsam, staunend und ehrfürchtig vor dieser großarigen Schöpfung machen wir uns auf den Rückweg. Außer uns sind nur wenige Menschen unterwegs. Wir gehen eine lange Schleife zurück zum Parkplatz. auf einmal ist der Blick weg, genauso überraschend und schnell wie er gekommen ist, dafür raschelt was im Unterholz. Auch so ein kleines Tier kann uns entzücken. Und das ist gut so.


    Hier gibts eine Übersichtskarte des North Rim.


    Fortsetzung folgt.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von schneeweiss
    Joe toller Beitrag, ich kann mich jetzt eigentlich ärgern, dass ich nicht doch meiner ersten Eingabe gefolgt bin und die Lodge am North Rim für unseren GC-Aufenthalt gebucht habe X(



    Ja, vor allem abends ist es schön, da draussen zu sitzen.


    Jörg, das stimmt, zuerst sucht man den Colorado.:!!

    • Offizieller Beitrag

    Sehr schöne Beschreibung des North Rim! :clab:


    BTW: Die Grand Canyon Lodge wird seit diesem Jahr nicht mehr von Xanterra betrieben, sondern von Forever Resorts. Ich habe sogar einen Brief von denen bekommen, in dem darauf hingewiesen wird, dass die Reservierungen, die noch bei Xanterra getätigt wurden, gehalten werden. Außerdem ist jetzt die Reservierungspflicht für den Dining Room entfallen, da mit einem Cookout unter freiem Himmel eine weitere Verpflegungsmöglichkeit geschaffen wird.

  • Der klassische Sunset Point am NR ist das Cape Royal.
    Die Entfernung dort hin ist nicht zu unterschätzen und die Straße ist sehr langsam, da kurvig und schmal.
    Und man muss aufpassen: Da steht ein Mule Deer, da kommt ein Hase über die Straße geschossen und überall laufen die amerikanischen Festtagsbraten durch die Gegend, die Weibchen ganz bescheiden, die Männchen aufgetakelt und meist blind - vor Liebe. Na gut gut aus diesen Zeiten bin ich heraus, also pass ich auf die Turkeys auf!


    Vorbei an der Abzweigung zum Point Imperial (die Sunrise Location) geht es zum
    Roosevelt Point und Walhalla Overlook. Bald ist das Ziel erreicht. Der Parkplatz des Cape Royal!
    Die ersten bewundenswerten Blick gehören dem fast unglaublichen Angel Window.
    Leider ist es schwer da ein beeindruckendes Bild zu bekommen. Aber es beeindruckt uns ganz tief, besonders wenn man dann über diesen gewaltigen Felsausbruch läuft. Toll!
    Achtung: dieses Gebiet keinesfalls bei der Gefahr von Gewittern betreten, das ist lebensgefährlich. Unglücke kommen da immer wieder vor.


    Beim Cape Royal schauen wir staunend zu, wie die untergehende Sonne alles in ihr rotes, weiches Licht taucht. Obwohl es ausgesprochen kalt ist, spüren wir doch die Kraft der wärmenden Sonne, dieser Kraft, der wir alles zu verdanken haben.
    Es friert uns, aber doch ist es uns im inneren mollig warm.


    Noch schöner wäre es gewesen wenn die anwesenden Japaner ihr Maul gehalten hätten. Manchmal denke ich Japanern geht jedes Gespür für die Schönheit eines Augenblicks ab.


    Glücklich und zufrieden machen wir uns auf den Heimweg. Und achten noch mehr auf die Geschöpfe des Waldes, die schon länger wie wir unseren Planeten bevölkern.


    Die Nacht wird kurz werden, so gibt es nur eine Kleinigkeit:
    Chicken Salad aus der Dose mit Tuc-Cräckern und Swiss Miss als Desert.


    Die Nacht ist ehr unruhig, zu klein ist die kleine Cabin für uns 3.


    Fortsetzung folgt.

  • Danke für die Erinnerungen!


    - Cape Royal im letzten Licht
    - Point Sublime ganz alleine für uns



    Nur mit dem Speisesaal hatten wir ein Problem. Als nach mehr als einer halben Stunde noch immer keine Bedienung auftauchte, wurden die Vorräte im Ice Chest geplündert.


    Gruss


    Rolf

  • Zitat

    Original von Hatchcanyon
    Nur mit dem Speisesaal hatten wir ein Problem. Als nach mehr als einer halben Stunde noch immer keine Bedienung auftauchte, wurden die Vorräte im Ice Chest geplündert.


    Rolf, diese Problematik (von der ich schon manchmal gelesen habe) dürfte ja nun dadurch etwas entschärft sein.


  • Unsere Erfahrung nach meist ausgebucht ohne Ende.
    Wir haben nur noch einen Tisch in der letzten Schicht so gegen 21.30 bekommen.
    Das Essen war ok, aber bei weitem nicht so gut wie im El Tovar. Aber die Atmosphäre ist was besonderes. Sollte man sich einmal gönnen.


    Joe

  • Nach einer überaus unruhigen und auch kurzen Nacht schellte der Wecker gegen 4.00. Was man nicht immer alles tut um den Sonnenaufgang am Point Imperial zu erleben.
    Doch die erste Enttäuschung des Tages (es sollte nicht die Letzte sein) kam sofort, über Nacht hatte es geregnet und der Himmel war wolkenverhangen. Aber jetzt waren wir schon einmal auf, also im Halbschlaf das Auto gesucht und die Strecke im Dunkeln in Angriff genommen.
    Am Parkplatz des Point Imperial bläst uns ein kalter Wind entgegen, Wolken treiben am Himmel.
    Etwas frustig nehmen wir den kurzen Weg zum Aussichtspunkt in Angriff.
    Knallrot färbt sich der wolkenverhangene Himmel beim Sonnenaufgang, das sollte das letzte mal an diesem Tag sein, dass wir die Sonne gesehen haben. Der Rest des Tages sollte wolkenverhangen sein, dünne weiße Schleierwolken bedeckten den Himmel.
    Nach dem Sonnenaufgang fuhren wir noch einmal alle Punkte ab, die wir gestern Abend schon gesehen haben. Wunderbar diese Stille überall. Fotographisch war es keine Offenbarung, wieder einmal erweist sich ein weißer Himmel als Tod aller guter Fotos.


    Gegen 9.00 waren wir wieder bei unserer Cabin und haben uns noch einmal schlafen gelegt. Eine Premiere für uns.


    Gegen 11.00 sind wir noch einmal ein paar Punkte hinter der Lodge abgelaufen, um uns dann auf dem Weg zum Pt. Sublime zu machen.
    Hier erwartete uns die nächste Enttäuschung des Tages.
    Geplant war am späten Nachmittag am Pt. Sublime zu sein, dort 1-2h zu verweilen und vor der Dämmerung wieder auf dem Rückweg zu sein.
    Die Straße dorthin zeigte sich in einem katastrophalen Zustand, mehrfach wurden wir angesprochen nicht mehr weiter zu fahren, da weiter vorne unbefahrbare Stellen seien. Aber wir wollten da hin!
    Meist mehr auf 3 Rädern als auf 4 fahrend kämpften wir uns vorwärts. Ich fuhr, Marion lief voraus um mich zu lotsen. Nach einer Stunde hatten wir 6 Meilen zurückgelegt, davon die ersten 3 Meilen in wenigen Minuten. Irgendwie warteten wir immer darauf, dass die Strecke besser wurde. Aber unsere Hoffnung war vergebens. Technisch war alles irgendwie zwar machbar, aber die Zeit lief uns davon!
    An einer besonders heiklen Stelle stand ein GC unter dessen Unterboden sich ein dunkler Fleck bemerkbar machte. Wir fragten, ob Hilfe benötigt werde, nein war die Antwort, Hilfe sei bereits unterwegs.
    Für uns war das der Wendepunkt, wir beschlossen zu wenden, da uns die Zeit davon lief und diese Strecke nicht im Dunklen zu fahren war. Enttäuschung und Frust machte sich breit. Kurz überlegten wir ob wir uns dem Pt. Sublime über die Forststraßen außerhalb des NP nähern sollten, aber auch da fehlte uns die Zeit.


    Stand Mai/Juni 2007 war die Strecke wirklich in einem katastrophalem Zustand, die Strecke über die Forstraßen dagegen war wohl ordentlich befahrbar.


    Wir beschlossen dann über Forststraßen zum Saddle Mountain zu fahren. Die Straßen dort sind in einem guten Zustand und nähern sich dem Canyon bis zum Rand außerhalb des NP. Hier gibt es eine märchenhafte Ruhe und garantierte Einsamkeit. Man hat auch sehr schöne Blicke (letzten 2 Bilder) in den GC.
    Tipp: Es gibt da wunderbare einsame Forest-Campgrounds, die garantiert immer einen Platz frei haben. Eine ganz andere, ruhige und idyllische Seite des Grand Canyon. Empfehlenswert.


    Wieder etwas versöhnt fuhren wir zu unserer Cabin um in der Lodge ein dickes Steak für mich und Lachs für Marion zu bestellen.


    Versöhnt schliefen wir diese Nacht gut, denn am nächsten Tag sollte uns der Toroweap Point erwarten.


    Nehmt Euch 1-2 Tage Zeit für den North Rim. Ich glaube das wird niemand bereuen. Ein wunderbarer ruhiger Teil dieses Parks, der uns die ruhige und fast liebliche Seite des Parks offenbahrt.


    Joe

  • :clab: :clab: :clab:


    Joe, deine Schilderung geht echt unter die Haut. Danke für diese Eindrücke. Schon vor deinem Bericht hatten wir uns ja schon für einen Besuch des GC NR entschlossen; entweder wird's der Toroweap Point oder der North Rim. Jetzt - nach dieser Schilderung und den tollen Fotos freue ich mich noch mehr.


    Gruß
    Gundi

    • Offizieller Beitrag

    Du sprichst genau so, Jörg, wie ich das empfunden habe.


    Man hat hier nicht das Gefühl, dass an der nächsten Ecke ien Tourist auftaucht.
    Selbst am Cape Royal waren wir fast allein.
    Wir dachten, vielleicht hat es mit dem Wetter zu tun. Nein, es hat mit der
    Location zu tun. Die wenigsten fahren zum North Rim, weil er weiter von Las
    Vegas entfernt ist. Und darum ist es so schön hier.


    Wir haben übrigens einen Maultierritt für den nächsten Tag gebucht gehabt.
    Am nächsten Morgen lag Schnee und wir haben ihn bei den Rangern abgesagt.
    Ohne Probleme bekamen wir die Anzahlung zurück, weil auch sie das Risiko
    nicht eingehen wollten.

  • Moin :songelb:


    Joe, Du sprichts mir aus der Seele :!!.
    Der North Rim gehört zu meinen Lieblingsplätzen.
    Abends auf der Terasse, sogar im hölzernen Liegestuhl möglich,
    den Sonnenuntergang begleiten ist einfach super.
    Einmal sind wir sogar in der Nacht zurück nach Kanab zu unserer Unterkunft gefahren. War ein tolles Unterfangen in der stockdunklen Nacht.
    15 Minuten von der Lodge entfernt ist man von den "Massen" schon verschont.
    Es gibt dort wirklich schöne einsame Ecken.


    Gruß
    Heger

  • Das ist ja jetzt so etwas wie der offizielle Grand Canyon North Rim Thread nehme ich an.


    Fast scheue ich mich ein wenig, profane Fragen zu stellen nach diesen Beschreibungen. Meine letzten Zweifel sind ausgeräumt. Im Herbst gehts da hin. Auch wenn ich wieder Newbies dabei habe. Sollen die doch den Southrim ein andermal besuchen.


    Ich denke mal, ich möchte in der Lodge übernachten. Aber da gibt es ja viele verschiedene Zimmer. Hat noch jemand vielleicht Bilder oder Hinweise, was ich buchen soll?


    Und wie lange fährt man (ohne stehen bleiben) von der Lodge bis zum Cape Royal?

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