05. Oktober 2013
Es geht auch ohne Wave
Für heute haben wir uns die Wahweap Hoodoos vorgenommen, oder White Ghosts, wie sie auch genannt werden. Weiße Geister hört sich eh allemal besser an. Sie gehören sicher zu den schönsten ihrer Art im Südwesten. Und wir waren beide noch nie dort. Das Unternehmen würde den ganzen Vormittag in Anspruch nehmen, also sind wir wieder früh unterwegs. Die Geister sind zudem eine „Morning-Location“, also bleibt sowieso keine andere Wahl. Es gibt oder besser, es gab zwei Anfahrtswege, wir entscheiden uns für den zeitlich kürzeren. Der längere über Big Water und die Fish Hatchery hätte einen 4,5 Meilen langen Fußmarsch beinhaltet (one way natürlich) und das wollen wir möglichst umgehen. Also bleibt die zweite Möglichkeit über die Cottonwood Canyon Road und die 431.
Die CCR ist easy, aber schon die 431 weist tiefe Spurrillen auf. Seit dem letzten Regen scheint hier nichts passiert zu sein. An manchen Stellen ist scouten angebracht, um den besten Weg um die tiefen Rillen zu finden. Leider nützt uns das am Ende nichts - der jetzt vor uns liegende Wash ist nicht zu bezwingen, jedenfalls nicht mit dem Auto.
Es geht steil abwärts an seinen Rändern, auf unserer Seite, wie auch gegenüber am anderen Ufer. Das Wasser hat ganze Arbeit geleistet. Da geht nix. Immerhin hat man zwei rote Bänder um Steine gebunden, das soll wohl die Warnung vor dem Abgrund sein. Und von hier aus zu Fuß gehen, wollen wir lieber nicht, obwohl der Tag recht kühl ist und eigentlich ideal zum Wandern. Soweit wir wissen, ist der Zugang bis heute gesperrt bzw. nicht passierbar. Das BLM empfiehlt ja eh den anderen Weg, also müssen wir beim nächsten Mal die frühmorgendliche Wanderung in Kauf nehmen. Für heute ist das Kapitel White Ghosts aber abgeschlossen, wir kämen viel zu spät an, wenn wir die Big Water-Alternative jetzt noch angehen würden. Die Hoodoos lägen im Schatten und das wäre ärgerlich nach all dem Aufwand.
Womit die nächste Alternative aktuell wird. Und das ist die Smokey Mountain Road. Wir könnten bis zum Alstrom Point, aber das würde unser Nachmittagsprogramm durcheinander bringen. Die Smokey Mountain ist auch ohne Alstrom ein Erlebnis. Dazu müssen wir ebenfalls nach Big Water, denn von dort zweigt diese Dirt Road von der 89 ab. Der kleine Wash zu Beginn ist kein Problem, der Wasserstand ist niedrig.
Von da an kommt man sich vor, wie in einer Mondlandschaft. Graue Badlands vor hohen Felswänden, davor jede Menge Hoodoos und Felsbrocken. Viele mit Hut. Die Straße ist prima zu befahren, fehlt nur noch, dass uns ein Mondauto mit Apollo-Astronaut begegnet.
Es ist später Vormittag, das Licht leider sehr hell. Aber daran kann man nichts ändern. Überall Sunset geht nun mal nicht. An den Corrals kehren wir um, wir wollen nicht zu spät in Page sein. Mit Schwung geht‘s durchs Wasser.
Mittagessen steht auch noch an und einchecken im Motel. Page ist mal wieder ziemlich, oder sogar ganz ausgebucht. Wir ergattern noch ein Zimmer im Knights Inn. Nichts Dolles, aber besser als nichts. Wir nehmen etwas Schmuddeligkeit mal in Kauf. Danach geht‘s zu Dennys. Im Nachhinein hätten wir darauf besser verzichtet. Oder besser auf die Meat Balls. Schweigen wir mal darüber.
Am Glen Canyon und dem dazugehörigen Sperrschild - Shutdown, ja, ja, ist ja gut - soll es jetzt zur New Wave gehen. So jedenfalls wird das Gebiet bezeichnet. Ob diese Wave jetzt newer als die Originalausgabe ist, ist nicht überliefert. Irgendwer hat sie jedenfalls so genannt. Nicht ganz zu Unrecht. Von Page kommend, in die erste Straße links hinterm Damm. Kurz danach kommt ein Y, dort rechts. Eine kleine Meile noch bis zum Parkplatz. Alles leer, hier ist kein Mensch außer uns. Das Gebiet ist nicht groß, man kann es bequem in aller Ruhe erkunden. Schön ist die Aussicht auf die Wahweap Bay, deren strahlendes Hellblau aus der ansonsten knallorange-roten (gibt‘s das?) Landschaft heraussticht. Ein paar Hoodoos mit Mini-Arches gibt es auch. Und die New Wave natürlich. Ähnlichkeit hat sie ja schon mit der echten. Zumindest ein bisschen.
Wo verbringen wir nun den späten Nachmittag? Wo lohnt es sich am ehesten, denn auch heute wird das Licht wieder recht spektakulär werden. Auch ohne Wolken - man kann nicht alles haben. Die Antwort ist schnell gefunden. Die roten Badlands am Paria Movie Set. Dort wird‘s am „rötesten“. Wer dorthin will, sollte das unbedingt am Nachmittag/Abend tun, denn nur dann leuchten die Badlands so intensiv.
Die Anfahrt ist leicht und auch ausgeschildert. Und die Straße trocken. Zum Glück, denn auch diese Dirtroad besteht zu einem großen Teil aus Lehm. Im Nassen oder auch nur feuchten Zustand ist das nicht zu machen. So was hatten wir schon mal an dieser Strecke - zumindest einer von uns.
Heute passt alles. Vom ehemaligen Movie Set ist nichts mehr übrig - alles abgebrannt. Was allerdings nicht so wichtig ist. Was ist schon so ein olles Hollywood - Teil gegen den grandiosen Hintergrund? Unsere Kameras bekommen Arbeit, jede Menge. Je weiter der Tag fortschreitet, desto intensiver leuchten die Steine.
Im letzten Licht des Tages drehen wir um und erreichen wieder die 89, die uns zurück nach Page in unser kuscheliges Knights Inn Zimmer bringt.
Dort stornieren wir gleich mal die zweite Nacht und buchen ein Zimmer im Quality Inn, Tuba City. Denn wir haben beschlossen, die Kanab-Page Gegend zu verlassen und weiter gen Süden vorzudringen.
Knights Inn, Page