Englands Treasures

  • Tag 2 - Donnerstag, 12. Mai
    Treasures of the Past - London nach Eastbourne


    "A day without sunshine is like, you know, night." - Steve Martin


    Es ist kaum zu glauben, schon heute Morgen strahlt die Sonne von einem knallblauen Himmel und das nach dem gestrigen Tag. So werfe ich alle Pläne für heute über den Haufen und beschließe, zwei Ziele anzufahren, die ich eigentlich erst einige Tage später auf dem Plan hatte. Wie gut dieser Einfall war, soll sich später noch zeigen. Jetzt aber mache ich mich, nach einem schnellen Frühstückssandwich erst einmal auf den Weg, einmal halb herum um London auf der M25. Das funktioniert heute erstaunlich gut, obwohl die M25 ja berüchtigt für ihre Staus ist, geht das problemlos. Ich habe die Schnapsidee das Programm umzuwerfen und heute nach Ickworth zu fahren. Das Bild des Herrenhauses ist sogar auf dem Overseas Visitor Pass des National Trust zu sehen und genau so, nämlich im Sonnenschein, will ich es auch fotografieren.


    Kurz nach 10 Uhr erreiche ich den Parkplatz. Eintritt zahlen muss ich nicht, denn das ist durch den Overseas Visitor Pass gedeckt. So kurz nach der Öffnung ist der Parkplatz noch recht leer und ich mache mich zügig auf den Weg, denn ich will bei diesem tollen Wetter erst einmal die Außenaufnahmen machen. Schon nach wenigen Minuten erblicke ich das Haus. Wow, das ist schon imposant und völlig im Gegenlicht. Ist aber nicht so schlimm, denn das hier ist nicht die Schokoladenseite.




    Da es bis zur Öffnung des Hauses noch über eine Stunde dauert, beginne ich mit einem Spaziergang über das weitläufige Gelände. Dazu gehört nicht nur ein italienischer Garten, sondern auch weite Wiesen und ein Gemüsegarten. Zuerst komme ich an einem kleinen Teich vorbei. Hier stand früher einmal ein ganzes Dorf, in dem die Angestellten des Herrenhauses wohnten. Davon ist aber nichts mehr erhalten.




    Ich erreiche die St. Mary's Church, die zum Anwesen gehört, allerdings nicht dem National Trust. Sie wird extra verwaltet und benötigt Spenden. Die Kirche ist nicht nur das religiöse Zentrum des Anwesens gewesen, sondern auch die letzte Ruhestätte der Familie Hervey sowie vieler Angestellter von Ickworth.








    Nur wenige Schritte weiter erreiche ich schließlich den Walled Garden, meinen Umkehrpunkt für heute. Hier wurde, und wird auch heute noch, Obst und Gemüse angebaut. Früher um das Anwesen zu versorgen, heute um es auf dem Farmers Market zu verkaufen.




    Die hintere Mauer grenzt an einen kleinen Wasserlauf, an dem ein Sommerhaus für die Herren des Hauses erbaut wurde.




    Zurück im Garten mache ich mich nun endlich auf den Weg, um das Foto zu machen, wegen dem ich hier bin.




    Und das gelingt mir vorzüglich. Meins sieht sogar besser aus als das auf dem Overseas Pass des National Trust, wenn ich das mal so sagen darf.



    Mit dem Haus im Rücken gehe ich die Stufen hoch zum dem Ort, wo der Garten in die Wiesen übergeht. Ein schöner Rundweg führt hier entlang, von dem
    ich einen ebenso schönen Blick habe.








    Ich schlendere weiter durch den Garten, der zuweilen fast tropisch anmutet.






    Ein Seitenflügel des Hauses beherbergt heute ein Hotel, doch bis vor wenigen Jahren lebte hier noch Nachfahre der Familie Hervey. Und das ist dann auch der Teil der Geschichte, der mir so ein bisschen sauer aufgestoßen ist. Manchmal kann ich mit den Entscheidungen des National Trust nicht so ganz mitgehen. Ein Mitarbeiter bestätigte mir sogar, dass das einer der Gründe für eine Art Neuanfang mit neuem Vorstand in den letzten Jahren war. Aber zurück zur Geschichte.


    Das Haus, der Park und eine große Stiftung wurden 1956 dem National Trust zum Ausgleich von Erbschaftsteuerschulden übertragen. Als Teil des Überlassungsvertrages ließ sich der Marquess of Bristol ein 99-Jähriges Nutzungsrecht für den Ostflügel mit 60 Zimmern eintragen. Aber 1998 verkaufte John Hervey, 7. Marquess of Bristol, das schwarze Schaf der Familie, das restliche Wohnrecht an den National Trust. Nach seinem kinderlosen Tod folgte sein Halbbruder Frederick, der gerne wieder auf Ickworth gewohnt hätte. Der National Trust aber weigerte sich, das verbleibende Wohnrecht an ihn zurück zu verkaufen, trotz einer im Letter of Wishes festgelegten Verfügung, dass das jeweilige Familienoberhaupt stets die freie Wahl einer Wohnung in Ickworth House haben solle.




    Nun ja, das Hotel ist da und das Anwesen für die Familie verloren. Nur die Kirche gehört heute noch der Familie Hervey. Ich finde es nicht ok, denn für mich macht genau das den Reiz vieler Anwesen hier in England aus, dass sie noch bewohnt sind. Sei es nun in Privatbesitz oder als Pächter des National Trust spielt da weniger eine Rolle. Zumindest ist durch den Trust ja einiges erhalten geblieben, was sonst durch den Niedergang vieler Privatvermögen nach dem 1. Weltkrieg verloren gegangen wäre. Aber zuweilen sind die Entscheidungen des Trust nicht so ganz nachvollziehbar, ja sogar manchmal fragwürdig, wie ich bereits im letzten Jahr erfahren habe.


    Aber weiter zu meinem Spaziergang durch den Garten. Immer wieder geben Sichtachsen schöne Blicke auf das Haus frei, es blüht an vielen Stellen und sogar niedliche Kaninchen kreuzen meinen Weg.










    Schließlich bin ich zurück am Hauseingang, wo gleich meine Tour losgeht. Frei kann man sich im Haus erst ab Mittag bewegen und so habe ich entschieden, an der kurzen Einführungstour teilzunehmen und danach auf eigene Faust weiterzumachen. Meine Tour beginnt vor dem Haus und führt dann von der Eingangshalle direkt ins Obergeschoss.






    Hier hat man einen Blick in die Kuppel, die sogar bestiegen werden konnte.




    Die ganze Rotunde war übrigens nie als Wohnhaus gedacht, sondern dazu, Gäste des Anwesens zu beeindrucken. Ansonsten wurde dieser Gebäudeteil nicht genutzt. So ist heute in einem der Zimmer das Silber der Familie ausgestellt, in anderen sind Gästezimmer untergebracht.






    Als nächstes landen wir im Untergeschoss. Das Erdgeschoss lassen wir aus. Wir besichtigen die Küche und die Zimmer der Bediensteten.








    Damit ist die geführte Tour durch das Haus beendet und die Türen werden zur Erkundung auf eigene Faust geöffnet. Ich nehme mir nur die Prachträume im Erdgeschoss vor, denn die habe ich ja noch nicht gesehen.








    Zum Schluss gehe ich noch einen der Gänge zu den Nebentrakten entlang. Das ist schon interessant, was hier gebaut wurde. In diesem Teil des Gebäudes sollten übrigens nur Kunstwerke ausgestellt werden. Gewohnt hat hier auch niemand.








    Über drei Stunden bin ich in Ickworth gewesen, bevor ich mich wieder auf den Weg mache. Wo ich nun schon mal hier in dieser Ecke bin, will ich noch ein weiteres Anwesen besuchen, das Wimpole Estate.




    Diesen Blick hatten die Herrschaften übrigens, wenn sie aus der Haustür schauten. Nicht schlecht, zumal auch heute noch so gut wie keine moderne Zivilisation zu sehen ist. Nur ein paar Autos rauschen ganz in der Ferne vorbei. Rund 12 qkm Land gehören noch zum Anwesen und die Sichtachse vor dem Haus erstreckt sich über 2 1/2 Meilen.




    Mit dem Bau von Wimpole Hall wurde bereits 1640 begonnen und er wurde 1650 abgeschlossen. Seitdem ging das Haus durch viele Hände. Es wurde verkauft, vererbt und verschenkt, bis es schließlich 1938 seine letzten Besitzer, Capt. George Bembridge und seine Frau Elsie, erwarben. Sie restaurierten das Haus aufwendig und lebten für den Rest ihres Lebens auf dem Anwesen. 1976, nach dem Tod von Elsie, ging das Anwesen in den Besitz des National Trust über.




    Ich schlendere durch das Haus und schaue mich überall um. Auch hier darf ich wieder nach Herzenslust fotografieren. Das ist so eine Neuerung, die den modernen National Trust symbolisieren soll und das finde ich doch wirklich eine gute Idee.








    Nachdem ich das Erdgeschoss ausgiebig angeschaut habe, geht die Tour im Obergeschoss weiter.






    Aus den Schlafzimmern hier habe ich einen schönen Blick in den Garten auf der Nordseite des Hauses.




    Auf dem Weg aus dem Haus komme ich noch durch die Kapelle, die damals so ziemlich jedes Herrenhaus besaß.




    Und dann geht es auch hier noch durch das Untergeschoss des Hauses. Hier liegen nicht nur die Arbeits- und Wohnräume der Angestellten, sondern auch ein Swimming Pool für die Herrschaften des Hauses. Ein wirklich ungewöhnliches Accessoire für ein altenglisches Herrenhaus.






    Auch als ich wieder nach draußen komme, scheint die Sonne vom knallblauen Himmel.






    So gehe ich noch in den Garten. Herzstück des Ganzen ist übrigens der 1768 erbaute Gothic Tower, zu dem man auch wandern kann. Das hätte ich gern noch gemacht, doch es ist schon recht spät, sodass ich das auf ein anderes Mal verschieben muss.




    Auf dem Weg zurück zum Parkplatz komme ich schließlich noch an der St. Andrews Church sowie den Stallungen vorbei, in denen heute das Besucherzentrum untergebracht ist.




    Der Abstecher heute hat sich absolut gelohnt. Ich bin hoch zufrieden, auch wenn ich heute Abend noch ein Stück weiter fahren muss, denn für morgen habe ich Pläne an der Südküste. Kurz bevor ich Eastbourne am Kanal erreiche, passiert jedoch noch etwas Unschönes. Irgendetwas liegt auf der Straße und ich kann nicht mehr ausweichen, so trifft dieses Etwas mich am linken Vorderreifen. Ich fahre weiter, denn im Verkehr kann ich nicht anhalten, doch nach meiner Ankunft entdecke ich den Schaden. Nicht nur die Felge hat eine Delle, auch der Reifen selbst ist beschädigt. Das verhagelt mir erst einmal den ganzen Abend, denn ich weiß nicht, ob ich so weiterfahren kann. Ich rufe dann erst einmal bei Enterprise an, wo man mir sagt, ich solle am nächsten Morgen zu einem Tyre Shop fahren und den Schaden begutachten lassen. So bin ich nun in einem meiner Lieblings Premier Inn am Meer, aber die Lust heute Abend noch etwas zu unternehmen ist mir gründlich vergangen.




    Meilen: 287
    Wetter: 16-26 Grad - sonnig
    Hotel: Premier Inn Eastbourne City Center; £39


    ;arr: ;arr: ;arr: Tag 3: Dukes and Queens - Eastborne nach Dartford

  • ein super toller, sonniger Tag mit tollen Häusern.


    ;;NiCKi;: Das war irre. So geniales Wetter hatte ich schon lange nicht mehr in UK.


    Nur das Ende hätte so nicht sein müssen. ;te:


    Nee, das war nervig. Aber mit Happy End. Allerdings erst, als ich wieder in D war.

  • Ickworth

    Das ist ein riesen " Schuppen" :EEK:


    aber die Selbstherrlichkeit des Trust ist schon krass.


    Hätte der arme Kerl das nicht gerichtlich erzwingen können????


    mache ich mich nun endlich auf den Weg, um das Foto zu machen, wegen dem ich hier bin.

    :clab: :!!


    das Wimpole Estate.

    Das Schlafzimmer mit dem Himmelbett würde mich zu Albträumen reizen ;haha_


    und die Bezeichnung " Swimmingpool" ist schon recht ambitioniert ;,cOOlMan;:


    Irgendetwas liegt auf der Straße und ich kann nicht mehr ausweichen, so trifft dieses Etwas mich am linken Vorderreifen. Ich fahre weiter, denn im Verkehr kann ich nicht anhalten, doch nach meiner Ankunft entdecke ich den Schaden. Nicht nur die Felge hat eine Delle, auch der Reifen selbst ist beschädigt.

    So ein Mist,


    doofes Ende eines gelungen Tages :rolleyes:

  • aber die Selbstherrlichkeit des Trust ist schon krass.


    Hätte der arme Kerl das nicht gerichtlich erzwingen können????


    Anscheinend nicht. Ich finde es auch krass, besonders weil der Typ, der es verkauft hat, ja eigentlich gar nicht so ganz zurechnungsfähig war. Stand ständig unter Drogen. Aber ich habe solche Sachen schon ab und zu gehört, weswegen halt jetzt wirklich eine Grunderneuerung stattfand. Das ist wohl auch vielen Briten etwas zu bunt gewesen, was die da getrieben haben.


    und die Bezeichnung " Swimmingpool" ist schon recht ambitioniert ;,cOOlMan;:


    Für die Zeit, zu der das gebaut wurde, ist das aber eher revolutionär. Du musst bedenken, dass die meisten Leute nicht mal eine Badewanne hatten. Gebadet wurde 2x im jahr oder so. Ich habe sowas in UK so noch nie gesehen. Nur in USA und das wurde viel später gebaut.


    doofes Ende eines gelungen Tages :rolleyes:

    ;;NiCKi;: Das war echt nervig.


    Haiko war ja damals noch so lieb und hat das ganze gleich über Fotos inspiziert. Ich hatte schon gedacht, dass ich den nächsten Tag vergessen kann und das, wenn einmal tolles Wetter ist.

    • Offizieller Beitrag

    286 Meilen, ambitioniert.
    Werde ich nie schaffen.


    So geniales Wetter hatte ich schon lange nicht mehr in UK.


    Nicht? ;)


    Das Schlafzimmer mit dem Himmelbett würde mich zu Albträumen reizen ;haha_


    Ehrzu Hustenattaken von dem Modder alter Zeiten.
    Aber es ist schon erstaunlich wie staubfrei die ganzen Innenräume sind. ;;NiCKi;:
    Aber langweilig ist die Hütte schon von Außen. :nw:


    Das ist wohl auch vielen Briten etwas zu bunt gewesen, was die da getrieben haben.


    ;;NiCKi;:;;NiCKi;:

  • 286 Meilen, ambitioniert.
    Werde ich nie schaffen.


    Why not? So schlimm finde ich das nicht. War ja recht viel Motorway dabei. War auch nciht der einzige Tag mit über 200 Meilen. Ich hatte halt nur 12 Tage. Sonst wäre USA nicht mehr drin.


    Zitat von »betty80«
    So geniales Wetter hatte ich schon lange nicht mehr in UK.



    Nicht? ;)


    :aetsch2: :aetsch2: :aetsch2: Aber mal ehrlich 2 Tage fast ohne eine einzige Wolke und richtig warm im Mai hatte ich zuletzt 2009. ;;NiCKi;: Das war schon richtig cool.


    Aber es ist schon erstaunlich wie staubfrei die ganzen Innenräume sind. ;;NiCKi;:


    ;;NiCKi;: Deshalb haben ja viele auch im Winter zu.


    Aber langweilig ist die Hütte schon von Außen. :nw:


    Fand ich eigentlich nicht. :nw: Ich mag auch solche etwas schlichteren Häuser.


    Zitat von »betty80«
    Das ist wohl auch vielen Briten etwas zu bunt gewesen, was die da getrieben haben.



    ;;NiCKi;: ;;NiCKi;:


    Ist ja wohl mit mehr als 4,2 Mio. Mitgliedern auch eine der größten Organisationen in UK überhaupt. Da können nicht mal Gewerkschaften mithalten, habe ich gerade gelesen.

    • Offizieller Beitrag

    War ja recht viel Motorway dabei.


    Die fahr ich ja selten. Wir bevorzugen kürzeste Strecke = meistens einspurige Straßen, that's Old England. ;)

  • Tag 3 - Freitag, 13. Mai
    Dukes and Queens - Eastborne nach Dartford


    "The past cannot be cured." - Elizabeth I.


    Die Sonne lacht auch heute Morgen, doch meine Stimmung ist gedrückt. Ich weiß ja noch nicht, was mit meinem Mietwagen ist. Zumindest Luft scheint der Reifen über Nacht nicht verloren zu haben, aber was weiß ich schon, ob da nicht doch ein Schaden ist. So fahre ich dann gleich zum Tyre Shop. Die öffnen gerade, als ich auf den Parkplatz komme. Der Mitarbeiter ist super nett und verspricht, sich den Schaden gleich anzusehen. Kurze Zeit später kommt er nach draußen und inspiziert den Vorderreifen. Er stellt fest, dass der Schaden wohl nur oberflächlich ist und ich weiterfahren könne. Ok, wenn der Fachmann das sagt, dann mache ich das mal. Gesagt, getan, ich fahre erst einmal den kurzen Weg zum Beachy Head. Hier hat es mir letztes Jahr schon so gut gefallen und so will ich die schöne Morgenstimmung noch einmal genießen.




    Ich fahre weiter. Immer noch mit einem etwas mulmigen Gefühl, denn so ganz kann ich noch immer nicht glauben, dass das mit dem Reifen wirklich ok sein soll. In Deutschland hatte ich mal einen ähnlichen Schaden und da wurde so ein Gewese gemacht, als wenn ich ohne Auswechseln gleich am nächsten Baum landen würde. Andererseits muss ja in Deutschland oft alles ausgewechselt werden, was in anderen Ländern noch perfekt funktioniert. Diese Erfahrung habe ich auch in den USA schon gemacht. Also geht die Fahrt erst einmal weiter. Falls doch noch was sein sollte, muss ich mich eben unterwegs damit rumschlagen.


    Ich fahre über die Landstraße Richtung Westen. Mein Ziel ist Arundel Castle. Da heute so grandioses Wetter ist, bin ich auch bereit den hohen Eintrittspreis von um die 20 Pfund zu zahlen. Billig sind die Herrenhäuser nicht, weswegen sich die Mitgliedschaften von English Heritage, National Trust und Historic Houses auf jeden Fall lohnen. Doch vereinzelt sind Häuser darüber nicht organisiert oder werden als gemeinnützige Stiftung verwaltet. In diesem Fall muss man immer zahlen und da überlege ich mir dann schon ganz genau, was ich mir anschaue.


    Schon aus der Ferne sehe ich die gewaltige Burg am Horizont. Toll sieht das aus und ich bin schon ganz gespannt. Das sieht fast wie im Märchen aus. Auch das kleine Städtchen Arundel ist gut zu sehen.






    Den Parkplatz finde ich auf Anhieb und entrichte meine Gebühr. So früh am Morgen ist es noch einfach, denn viele Autos sind noch nicht hier.




    Arundel Castle setzt sich aus dem Namen des Flusses Arun und dem altenglischen Wort del zusammen und ist wohl eine der beeindruckendsten Burgen des Vereinigten Königreiches. Gegründet wurde das mittelalterliche Gemäuer am Weihnachtstag 1067 von Richard de Montgomery. Roger wurde zum ersten Earl of Arudel durch William den Eroberer ernannt. Das Tor, durch das ich das Schlossgelände betrete ist jedoch neueren Datums, genauso wie viele der heutigen Anbauten. Aber auch ein Teil der ursprünglichen Burg ist heute noch zu sehen - für mich immer wieder ein besonderes Erlebnis. Wenn diese Mauern sprechen könnten, was hätten sie alles zu erzählen.




    Doch erst einmal geht es ganz neuzeitlich weiter, denn ich muss an einem Kiosk meinen Eintritt bezahlen. Es gibt verschiedene Optionen. Entscheiden kann ich zwischen Bronze, Silber, Gold und Gold Plus. Zwischen 9 und 18 Pfund kosten die Tickets, ich entscheide mit für Gold Plus, denn wenn ich schon mal hier bin, will ich auch alles sehen.


    Und der erste Blick auf die Burg entschädigt dann auch gleich - einfach umwerfend, das können Bilder gar nicht wiedergeben. Schon jetzt hat sich die Fahrt hierher gelohnt.




    Da die Burg selbst erst etwas später öffnet, wende ich mich zuerst dem Garten und der Kapelle zu. Die Fitzalan Chapel wurde bereits 1390 vom 4. Earl of Arundel gegründet und ist bis heute der Ort, an dem alle Schlossherren zu Grabe getragen werden.










    Gleich hinter der Kapelle beginnen die beeindruckenden Gärten. Im Mai kann man hier übrigens noch tausende Tulpen bewundern, die jedes Jahr im Frühling auf dem ganzen Schlossgelände blühen.




    Auch am Haupttor komme ich vorbei. Hier dürfen Besucher aber nicht hindurch.




    Dann betrete ich den sogenannten "The Collector Earl's Garden", das Herzstück der Anlage. Er wurde zu Ehren von Thomas Howard, dem 14. Earl of Arundel, auch "The Collector" genannt, angelegt. Eigentlich lag hier einst der viktorianische sowie der Küchengarten. Beide waren jedoch lange Zeit nicht gepflegt und so letztlich neu angelegt worden.








    Im Hintergrund zu sehen, ist übrigens die Kathedrale von Arundel. Sie gehört nicht zum Anwesen, sondern ist die Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Arundel und Brighton. Das beeindruckende Gebäude wurde erst zwischen 1868 und 1873 erbaut. Allerdings verdank sie ihre Existenz dem Herzog von Norfolk, denn die Herzöge gehören traditionell dem katholischen Glauben an.




    Und dann entdecke ich diese Krone. Das ist wirklich faszinierend, denn die Krone wird nur von dem Wasserstrahl in der Luft gehalten.




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    Gleich nebenan liegt die 2013 neu angelegte Stumpery. Solche Gärten, deren Grundgerüst aus alten Baumstümpfen bestand, waren besonders in der viktorianischen Zeit beliebt.




    Auch ein Teil des Küchengartens wurde wiederbelebt, ebenso wie die schönen Gewächshäuser.




    Schließlich gehe ich zurück zur Burg und stehe erst einmal vor einem anderen Eingang. Hier darf ich nicht hindurch, denn das ist die private Zufahrt der Familie in den Innenhof.




    Als ich schließlich wieder am Besuchereingang der Burganlage lande, sind die Tore geöffnet. Also nichts wie rein, bevor das zu viele der schon reichlich angereisten anderen Besucher mitbekommen.




    Zuerst will ich hier hinauf, auf den höchsten Punkt der Anlage, die Motte. Das ist auch der älteste Teil der Burg.




    Dazu heißt es eine Menge Treppen steigen, erst drinnen, dann draußen.




    Oben angekommen sehe ich erstmal noch gar nichts. Noch eine weitere, ziemlich enge Wendeltreppe wartet auf mich, bevor ich endlich die Aussicht genießen kann. Die ist schon schön, nur leider nicht in alle Richtungen. In eine Richtung ist alles mit Brettern vernagelt. Ok, das muss ich mir dann wohl nochmal genauer anschauen. Aber erst einmal schaue ich dorthin, wo freie Sicht ist.




    Dazu gehört auch der großzügige Innenhof der Anlage. Hier erfasst man erst einmal die wirkliche Größe des heutigen Palastes. Zutritt haben die Besucher zu diesem Teil übrigens nicht. Das ist immer noch der Privatzugang des Dukes of Norfolk und seiner Familie. Der Titel des Duke of Norfolk besteht übrigens seit 1483 durchgängig und ist damit der älteste Titel, der noch in ganz Großbritannien verliehen wird. Er ist auch der höchstrangige Adlige im ganzen Königreich gleich nach der königlichen Familie.




    Da ich nun mal von Geburt aus neugierig bin, will ich dann doch unbedingt wissen, was man sehen würde, wären dort nicht die Bretter vor der Aussicht. Ich gehe also zur Seite, halte die Kamera soweit es geht über die Brüstung und drücke ab. Und siehe da, hier zeigt sich mir doch ein interessantes Bild. Das ist der private Garten des Duke of Norfolk inklusive kleinem Park, Tennisplatz und Pool.




    Zurück im Haupthaus beginne ich meinen Rundgang durch die Räume. Fotografieren ist hier leider streng untersagt. Schade, das ist schon sehr beeindruckend. Um die Anlage zu sehen, gibt es verschiedene Ticketkategorien. Ich habe mir die höchste gekauft und somit Zutritt zu wirklich allen Räumen, die zu besichtigen sind.


    Wieder draußen drehe ich noch eine kurze Runde um die Burg sowie durch den Rosengarten, der aber leider noch nicht blüht, bevor ich mich in Richtung Ausgang begebe.




    Statt der Rosen blühen allerdings unzählige Tulpen rechts und links des Weges, was ebenso schön aussieht.






    Am frühen Nachmittag fahre ich schließlich weiter meinem nächsten Ziel entgegen. Dabei komme ich noch einmal an den Nymans Gardens vorbei, wo ich am Mittwoch den vielen Regen hatte. Kurzentschlossen biege ich nochmals in den Parkplatz ein, um mir noch den Garten anzusehen. Heute ist das eine reine Freude. Schon der Spaziergang zum Haupthaus macht bei diesem Wetter viel mehr Spaß. Der vergoldete Baumstamm ist übrigens ein Kunstwerk, das vor wenigen Jahren im Park aufgestellt wurde. Das ist echtes Blattgold mit dem der Stamm überzogen wurde.




    Als ich am Haus ankomme, bin ich hin und weg. Die Entscheidung nochmal zu kommen war goldrichtig. Heute sieht alles einfach viel besser aus. Ins Haus gehe ich aber nicht nochmal, das hatte ich ja schon am Mittwoch erledigt.




    Dafür spaziere ich durch den traumhaft schönen Garten, den ich wegen des Regens ausgelassen hatte.












    Nach einer guten Stunde bin ich zufrieden mit den schönen Bildern, die ich heute machen konnte. Es wird auch immer voller, sodass ich den Rückzug antrete und weiterfahre. Schließlich erreiche ich den Parkplatz von Hever Castle, wo ich zuerst die schöne St. Peters Church entdecke, in der schon der Vater von Anne Boleyn zu Grabe getragen wurde.




    Dann passiere ich den Eingang, zeige meine HHA Mitgliedskarte vor und kann so, ohne einen Penny zu zahlen, den Park betreten. Ich liebe diese Mitgliedschaft schon jetzt, obwohl ich erst 3 Tage hier bin. Das hat sich für mich völlig gelohnt.




    Gleich am Eingang werde ich dann auch eingeladen, die preisgekrönten Gärten zu besuche. Da ahne ich noch nicht, was mich hier erwartet und wie begeistert ich sein werde.




    Hever Castle wurde bereits im 13. Jahrhundert als Landsitz errichtet und 1462 von Geoffrey Boleyn, der damals Lord Mayor of London war, zum Herrenhaus umgebaut. So verbrachte auch die berühmte Anne Boleyn, Ehefrau von Heinrich VIII. einen Teil ihrer Kindheit hier, bevor sie 1536 wegen Hochverrats hingerichtet wurde. Drei Jahre später verstarb auch ihr Vater Thomas und das Haus fiel in die Hände des Königs. Danach wechselte Hever immer wieder die Besitzer, bevor es 1903 der britisch-amerikanische Millionär William Waldorf Astor kaufte. Er restaurierte das Anwesen aufwendig und renovierte auch das kleine Dörfchen, das außerhalb des Burggrabens liegt.








    Im Innenhof des Schlosses sind noch heute alte Fachwerkwände zu sehen, die zum ursprünglichen Haus aus dem 13. Jahrhundert gehörten. Das schöne Herrenhaus besichtige ich dann als nächstes. Viele der Räume sind so eingerichtet, wie sie die Astors hinterlassen haben. Leider darf man mal wieder nicht fotografieren.




    Neben dem Schloss ist aber der Garten das Highlight des Anwesens. Das 1,6 Hektar große Gelände wurde von Frank Pearson im Auftrag von Astor im italienischen Stil angelegt. Zahlreiche Skulpturen und Gefäße wurden dazu extra aus Italien importiert und sind bis zu 2000 Jahre alt.




    Ein Highlight sind die Schachfiguren, die kunstvoll aus Buchsbaum geschnitten wurden.




    Seit 1987 durchziehen zahlreiche Wasserläufe den Garten, die man über kleine Brücken überquert.




    Einige Mauern und Durchgänge wurden im pompeiischen Stil gestaltet. Während die Mauern selbst neueren Datums sind, sind die Skulpturen und Gefäße auch hier direkt aus Italien geholt worden.
























    Am Ende des Gartens erreiche ich schließlich einen Pavillon, der den Blick auf einen 7 Hektar großen, künstlichen See freigibt.


















    Bis zum Abend bin ich noch im Garten unterwegs und begebe mich erst kurz vor der Schließung in Richtung Ausgang.






    Das kleine Dörfchen im Tudor Stil ist übrigens heute ein Konferenzzentrum und einige Häuser können auch als Bed & Breakfast gebucht werden.






    Ich fahre weiter in zur M25, der Ringautobahn um London. Der folge ich bis zur letzten Ausfahrt vor der Dartford Brücke. Hier wurde kürzlich ein nagelneues Premier Inn eröffnet, in dem ich heute mein Nachtlager aufschlagen will.




    Heute Abend fahre ich noch in das Bluewater Shopping Centre, das nur wenige Meilen entfernt liegt. Hier esse ich nicht nur zu Abend, sondern schaue mich auch noch in einigen der mehr als 300 Läden um, bevor ich zurück ins Hotel fahre. Auf der Rückfahrt tanke ich noch schnell bei Sainsbury auf, bevor ich endgültig wieder am Premier Inn lande.


    Meilen: 142
    Wetter: 13-23 Grad - sonnig
    Hotel: Premier Inn Dartford; £35


    ;arr: ;arr: ;arr: Tag 4: War and Peace - Dartford nach Norwich

  • hach, das wäre für mich auch ein absoluter Traumtag gewesen :!!


    ;;NiCKi;: Es war super. Hat einfach alles gepasst.


    Allerdings hätte ich wohl nicht so viel an einem Tag geschafft.


    Ich will ja immer das Maximum rausholen. Da sind meine Tage ganz gut durchgeplant. Ich kann einfach nicht weniger. :iknd:

  • Mein Ziel ist Arundel Castle.

    Das interessiert mich auch, ein echt tolles Gemäuer :clab: :clab:


    Dabei komme ich noch einmal an den Nymans Gardens vorbei,

    was ein wenig Sonne doch gleich ausmacht :!!


    Schließlich erreiche ich den Parkplatz von Hever Castle, wo ich zuerst die schöne St. Peters Church entdecke, in der schon der Vater von Anne Boleyn zu Grabe getragen wurde.

    Ach,


    hier liegt das :!!


    Ich kenne das nur dem Namen nach und hatte das Zuhause der Anne Boleyn etwas weiter nördlich angesiedelt :schaem:


    Krasser Garten,


    allerdings hab ich es nicht sooo mit diesem ital. Stil :nw:

    der den Blick auf einen 7 Hektar großen künstlichen Stil freigibt.

    Eis am Stiel oder meinst du den See :gg: :gg: :gg:

  • Zitat von »betty80«
    Mein Ziel ist Arundel Castle.


    Das interessiert mich auch, ein echt tolles Gemäuer :clab: :clab:


    Das war schon Klasse. Hat mir ja Ulrich sehr schmackhaft gemacht. =)


    Zitat von »betty80«
    Dabei komme ich noch einmal an den Nymans Gardens vorbei,


    was ein wenig Sonne doch gleich ausmacht :!!


    ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;:


    Ich kenne das nur dem Namen nach und hatte das Zuhause der Anne Boleyn etwas weiter nördlich angesiedelt :schaem:


    Hatte ich mir vorher nie Gedanken darüber gemacht. :nw:


    Zitat von »betty80«
    der den Blick auf einen 7 Hektar großen künstlichen Stil freigibt.


    Eis am Stiel oder meinst du den See :gg: :gg: :gg:


    :nw: Ich hasse es, wenn man sich vertippt und die Korrektur dann was ganz anderes daraus macht. :wut1: Und dann nachher nicht mal anzeigt, wo das Problem ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hat mir ja Ulrich sehr schmackhaft gemacht. =)


    :gg: Nur das es bei Dir nicht geregnet hat.
    Da sind jetzt Bretter auf der Motte? So, so, es ging bei uns noch recht einfach.


    In die Flügel am 1. Innenhof kommt man schon. Richtung Süden und Westen ist der öffentlich Part, östl. der private.
    Der Earl hat die Hochzeit von Lissi arrangiert, das Buch kann man ja ansehen, aber nicht drin blättern.


    Nachdem Anne kopflos wurde, wurde ihre 2. Nachfolgerin Anna von Kleve wegen ihrer Schönheit nach hier abgeschoben. Immerhin behielt sie ihren Kopf.
    Während bei Betty das ganze ausgestorben wirkt, steppte bei uns im August der Bär.
    Die Zimmer kostet ca. um die 190€ die Nacht, das war uns doch zu much.


    Gut das Du wieder nach Nymanns gefahrn bist. ;;NiCKi;:


    In Marlow an der Themse ist auch ein Premier Inn direkt im Ort, mal so als Tip.

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