Skurrile und interessante Entdeckungen in Russlands verborgener Arktis und dem weißen Meer Eine Kreuzfahrt mit der MS Silversea Explorer nach Norwegen und Russland (2016) Die Reiseplanung und die Anreise Leider ist der Bericht wieder nicht über Amerika. Das Reiseziel wird aber sehr selten von Touristen besucht und ich hoffe dass er trotzdem interessiert. Die Reederei Silversea betreibt Kreuzfahrtschiffe der Luxusklasse und ist eigentlich für mich finanziell ein paar Klassen zu hoch. Als ich aber eine angebotene Reise in die russische Arktis und das weiße Meer erblickte wurde ich schwach. Fast alle Destinationen wurden von mir fast durchweg als positiv und sehenswert beurteilt. Diese Ziele werden sehr selten angeboten und es war meine Chance als Nordlandfan dort einmal hin zu kommen. Ich rechnete und rechnete, billiger wurde es nicht und der Preis war eigentlich über meine Verhältnisse. Eine immer lauter werdende Stimme in meinem Inneren meldete trotzdem vermehrt 'Mach das, mach das'. Dem konnte ich nicht widerstehen, buchte und gönnte mir später sogar eine teurere Kabine mit Fenstern anstatt Bullaugen wenn ich schon einmal dort bin. Ich hätte mich selbst nicht leider können wenn die Vernunft gesiegt hätte ohne eine Buchung. Bei den geplanten russischen Destinationen waren auf dieser Kreuzfahrt zwei Großstädte dabei, Murmansk und Archangelsk. Der Rest waren kleinere Ortschaften von denen ich vorher noch nie in meinem Leben gehört hatte. Spannend und interessant hatte sich alles angehört. Nach der Buchung gab es schnell die ersten Änderungen, zwei Häfen wurden gestrichen wegen 'prohibited by reserve administration' was immer das auch bedeutet. Dafür gab es zwei neue Ziele auf der geplanten Route, Quelle war die Homepage der Reederei: Mit freundlicher Genehmigung der Silversea Reederei © 2016 Silversea Cruises Ltd. Auf den letzten Drücker wollte ich natürlich nicht anreisen um bei Unplanmäßigkeiten das Schiff von hinten zu sehen. Ich buchte zwei Übernachtungen in Tromsø, dem Ausgangspunkt der Reise und die größte Stadt im Norden von Norwegen. Die Hotels waren zu diesem Zeitpunkt recht teuer, ich fand aber noch ein für mich bezahlbares. Später wurde meine Buchung zurück genommen und mir dafür ein teureres zum Übernachten vom Buchungsportal angeboten, die Preisdifferenz übernimmt das zuerst gebuchte Hotel. Das war mir natürlich recht und so hatte ich eine Buchung für das 'Scandic Grand Tromsø' dass mir ansonsten für das Preis-Leistungsverhältnis es nicht wert gewesen wäre. Am Tag meines Abfluges nach Oslo waren Streiks bei der SAS geplant, zum Glück wurde diese aber nur in Schweden durchgezogen. So hatte ich kein Problem den Anschlussflug nach Tromsø anzutreten. Von der Anreise gibt es nichts Lohnenswertes zu berichten, ich erspare Details um nicht zu langweilen und hebe mir die Buchstaben für die einzelnen Häfen auf. Das Wetter war noch etwas verbesserungsfähig kurz vor der Landung: Berge vor Tromsø Tromsø, Norwegen (10°) Als ich nachmittags in Tromsø angekommen war erschien mir dass die Stadt anscheinend einen Taximangel hat. Es war eine sehr lange Schlange an Passagieren die auf eines warteten. Nach einer langen Wartezeit, kurzer Fahrzeit und einem schnellen Check-In ging ich schnurstracks in die Gaststube der Mack-Brauerei. Hier kehre ich immer ein wenn ich in Tromsø bin, ein rustikales Lokal des lokalen Biererzeugers. Da sich nichts zum Negativen entwickelt hatte kürte ich die Location wiederum spontan zu meinem Stamm-Domizil der nächsten beiden Tage. Die Bierauswahl allerdings könnte etwas mehr sein :-) Bierauswahl bei der Brauerei Mack in Tromsø (Handy-Bild) Da ich die Sehenswürdigkeiten in der Stadt selbst schon alle kenne kümmerte ich mich im Vorfeld um eine Tagestour zu den Fjorden der Umgebung. Sehr gute Kritiken im Internet hatte der Veranstalter 'Tromsø individuell' mit der deutschsprachigen und hilfsbereiten Inhaberin Edeltraud bekommen. Leider hatte sie an dem Tag keine freien Plätze mehr, empfiehl mir dann 'Enjoy the Arctic' wo ich letztendlich den Trip buchte. Morgens holte mich unser Guide Horia ab was sich später als Glücksgriff erwies. Wir waren nur drei Gäste und hatten jede Menge Platz in dem Minibus. Der erste Stopp war schon einmal erfreulich. Eine Rentier-Herde interessierte sich nicht sonderlich für uns und wir konnten sie problem- und furchtlos ablichten, denn sie greifen keine Menschen an: Rentiere in den Fjorden Fjorde von Tromsø Rentiere in den Fjorden Fjorde von Tromsø Zinni und Rentiere in den Fjorden Fjorde von Tromsø, mit freundlicher Genehmigung von 'Enjoy the Arctic' Weiter ging es auf den Weg nach Sommarøy, eine kleine Insel westlich von Tromsø. Auf Deutsch heißt das 'Sommerinsel', aber nicht weil der Sommer dort zu Hause ist sondern dass einst Lappen hier ihr Sommerlager hatten. Sie ist durch eine Brücke mit dem Festland verbundenen: Die Brücke nach Sommarøy und hat Sandstrände mit ein wenig karibischem Flair (zum Baden allerdings wegen der Kälte nur sehr eingeschränkt zu empfehlen): Der Strand von Sommarøy Zinni am Strand von Sommarøy bei seiner Lieblingsbetätigung, mit freundlicher Genehmigung von 'Enjoy the Arctic' Ansonsten lasse ich Bilder sprechen. Wir sahen eine atemberaubende Fjord-Landschaft mit unzähligen Highlights und faszinierenden Ausblicken. Wir konnten halten wo und wie lange wir wollten zum Fotografieren und kurzen Wanderungen. Das hatte mir sehr viel Freude bereitet und ich hoffe dass die Bilder es auch so vermitteln können: Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Rund um die Fjorde von Tromsø Suchspiel: Finde das Haus! Rund um die Fjorde nahe Tromsø Zinni in der Fjord-Landschaft nahe Tromsø Zum Essen gab es keinen getrockneten Stockfisch sondern ein Rentier-Snack und gegrillte Würstchen: Getrockneter Stockfisch in Norwegen Einen Bonuspunkt gab es noch bei dem Erspähen eines Elches. Die Bildqualität ist leider etwas schlecht weil ein direkter Kontakt mit ihm eher ungesund ist und ein angemessener Abstand zu ihm ratsam ist: Ein Elch in der Nähe von Tromsø Zurück in Tromsø bedankte ich mich artig bei unserem Guide Horia, er machte einen sehr guten Job und ist von mir uneingeschränkt zu empfehlen. Später sendete er mir noch Bilder die er von mir während der Tour gemacht hatte. Eine Genehmigung dass ich sie hier veröffentlichen darf liegt vor. Da ich sie sehr gelungen fand sind wurden alle veröffentlicht. Bei den anderen Berichten dieser Reise gibt es viel weniger Bilder auf denen ich zu sehen bin, versprochen! Zinni beim Fotografieren, mit freundlicher Genehmigung von 'Enjoy the Arctic' Ich hatte noch etwas Zeit mir die Stadt anzuschauen bevor es natürlich wieder in die Mack-Brauerei ging. Nun stand nichts mehr im Wege meinen eigentlichen Grund der Reise zu beginnen, die Kreuzfahrt mit der MS Explorer in die russische Arktis. Blick auf Tromsø Im Hafen von Tromsø Im Hafen von Tromsø Gjesværstappan Islands, Norwegen (5°) Zum Zeitpunkt meines Eincheckens auf der MS Explorer war ich der einzige Passagier und wurde freundlich von einem deutschsprachigen Forscher begrüßt und eingecheckt. Der Blick auf die Gästeliste erfreute mich, war für die Reederei aber wahrscheinlich ein Desaster. Wir waren nur fünfundfünfzig Passagiere von einhundertdreißig möglichen. Die ungewöhnliche Route und der Aufwand der Reederei wurden leider nicht belohnt. Schön dass trotzdem entschieden wurde die Reise nicht zu streichen. Wie so oft, es dauerte nicht lange und schon war plötzlich und unerwartet die Ernüchterung da. Bei der Vorstellung der Crew wurde verkündet dass wir zwei russische Häfen leider nicht anlaufen können, den Grund hatte ich nicht verstanden oder wurde nicht erwähnt. Darunter das wahrscheinliche Highlight für mich, der kleine Ort Shoina der allmählich durch Dünen versandet wird. Schlecht für die dreihundert Einwohner, aber ein Paradies für Fotografen. Es waren nun vier Häfen die von der ersten geplanten Route nicht angesteuert wurden, schade. Das dafür wir mehr Zeit in Kirkenes hatten ermunterte mich nicht, dort kann immer wieder relativ einfach hinkommen aber nicht in die Arktis von Russland. Der Frust über die Streichungen war am nächsten Tag abgehackt. Wir hatten die erste Destination Gjaesverstappen Inseln noch in Norwegen erreicht. Da kein Mensch den Namen richtig aussprechen kann und möchte lebt niemand auf dieser Insel-Gruppe. Dafür befinden sich dort Norwegens größte Kolonien von Seevögeln. Leider dürfen zwischen dem 15. Juni und dem 15. August Besucher die Inseln nicht betreten, wir konnten nur mit den Zodiacs die Vögel beobachten und fotografieren. Durch die geringe Passagierzahl gab es keinerlei Gedränge oder Wartezeiten dafür, das war sehr angenehm. Wir Gäste konnten zwischen einer langen und einer kürzeren Tour wählen, als Hobby-Fotograf bevorzugte ich natürlich die längere Beobachtung der Natur. Zuvor war aber warm anziehen angesagt, das ist auch bei fünf Grad im Juni empfehlenswert. Zodiac Tour in Gjesværstappan Islands, Norwegen Das Wetter war gar nicht so schlecht wie es auf dem Bild noch ausgesehen hat und wir hatten einen guten Blick auf die faszinierende Vogelwelt dort. Es dauerte nicht lange und schon war eine Kolonie von Kormoranen zu sehen von denen es geschätzt siebzig Brutpaare auf den Inseln gibt: Kormorane auf Gjesværstappan Islands, Norwegen Kormorane auf Gjesværstappan Islands, Norwegen Kormorane auf Gjesværstappan Islands, Norwegen Als nächstes sagten wir einer Bass-Tölpel-Kolonie guten Tag, die einzige Tölpeln-Art die in Europa brütet: Basstölpel auf Gjesværstappan Islands, Norwegen Basstölpel auf Gjesværstappan Islands, Norwegen Basstölpel auf Gjesværstappan Islands, Norwegen Und der Höhepunkt für mich war der Anblick an Unmengen von Vögeln rund um Felsen oder direkt über der Meeresoberfläche: Die Vogelwelt von Gjesværstappan Islands, Norwegen Die Vogelwelt von Gjesværstappan Islands, Norwegen Die Vogelwelt von Gjesværstappan Islands, Norwegen Die Vogelwelt von Gjesværstappan Islands, Norwegen Sogar einen Adler sahen wir in der Ferne, einen Bildbeweis kann ich nicht liefern. Wale, Seehunde und Delphine hatten leider keine Lust uns zu sehen, schade. Trotzdem hatte die Tour unwahrscheinlich viel Spaß gemacht und war ein toller Start für die Reise. Danach ging es am Nordkap vorbei Richtung Russland das am nächsten Tag erreicht werden soll. Murmansk, Russland (7°) In Murmansk betraten wir zum ersten Mal auf der Kreuzfahrt russisches Land. Die MS Explorer in Murmansk Die Stadt wurde erst in 1916 gegründet. Die Top-Sehenswürdigkeiten 'Regional Museum of Local Lore', 'Monument to the Victims of intervention 1918-1920' und 'Regional Puppet Theater' hörten sich für mich nicht gerade spannend an. Auch das vom Schiff angebotene Programm hatte kein Expeditionscharakter sondern ähnelte leider eher an einen gemütlichen Altennachmittag. Begeisterung bei der Crew war keine aufgekommen als ich verkündete dass ich die organisierte Besichtigung des heute als Museum dienenden Atomeisbrecher MS Lenin (der weltweit erste Eisbrecher überhaupt) schwänzen und mir dafür die Stadt auf eigene Faust anschauen wollte. Die MS Lenin in Murmansk Da ich ein individuelles Visum hatte durfte ich natürlich alleine in die Stadt gehen, verbieten konnte es mir niemand. Verlaufen hatte ich mich nicht, das Straßensystem war einfach und übersichtlich. Böse Buben hatte ich zum Glück keine gesehen, aber auch keine anderen Touristen. Großartig imponiert hatte mir die Stadt nicht, ich fand den Stadtkern langweilig und lieblos von irgendwelchen Partei-Mitarbeiten geplant die dort nicht wohnen müssen. Im Supermarkt gab es jede Menge Waren, nur bei dem Blick auf das lange abgelaufene Haltbarkeitsdatum diverser Artikeln wurde mir schlecht. Ich lief etwas planlos und ideenlos in Mangel an Attraktionen durch Murmansk. Ich sah unwahrscheinlich hässliche Gebäude die wahrscheinlich nur unter Einflussnahme von Wodka geplant wurden: Ein Gebäude in Murmansk und ging zum Mittagessen zum Schiff zurück. Nachmittags folgte ich einer organisierten Stadtrundfahrt da einige Ziele zu weit zu Laufen waren. Der erste 'Höhepunkt' war der Besuch des von außen bunten: Das Murmansk Shipping Company Museum und innen eher matten 'Murmansk Shipping Company Museum' wo wir sechzig Minuten Aufenthalt hatten um ein paar Schiffsmodelle anzuschauen. Das war für mich wahrscheinlich die langweiligste Stunde meines Lebens. Die Mitarbeiter werden es anderes sehen. Die Mitarbeiter der Murmansk Shipping Company Die Stadt hat anscheinend nichts Interessantes anzubieten und dann wird sowas präsentiert um die Zeit herum zu bekommen. Das es in Strömen regnete konnte ich auch die danach angefahrenen Aussichtspunkte nicht richtig genießen. Natürlich wurde wie bei fast allen Stadtrundfahrten eine unvermeidliche Kirche besucht: Die Russisch-orthodoxe Kirche von Murmansk Die Russisch-orthodoxe Kirche von Murmansk Mindestens ein Monument ist meist Pflicht, hier waren es zwei. Die zweithöchste Statue von Russland für Opfer des "Great Patriotic War": Das Alyosha Monument in Murmansk und das von der Namenslänge Rekordverdächtige "Memorial Complex to the Soldiers and Seamen Who Died in Peaceful Time": Das Seemann Monument in Murmansk Wer dachte dass noch was Spannendes kommt irrte sich. Ich war nicht enttäuscht weil ich nicht mehr erwartet hatte. Für das schlechte Wetter konnte die Stadt nichts, ich glaube aber kaum dass ich freiwillig noch einmal dort hinfahre. Ich befürchte dass der tägliche Nachtzug nach Moskau das Beste ist was die Stadt zu bieten hat. Teriberka Bay, Russland (5°) Bislang war alles mehr oder weniger Geplänkel für mich, nun wurde es spannend. Unsere erste kleine Siedlung in der russischen Arktis wurde angelaufen, ein absolutes Neuland für mich. Wir waren das erste Kreuzfahrtschiff das bislang den Ort Teriberka auf der Halbinsel Kola in der Barents See überhaupt angelaufen hatte. Die Honoratioren der Stadt empfingen uns händeschüttelnd, Kinder lagen uns in den Armen und der Wodka lief literweise zur Begrüßung! Nein, der letzte Satz war Quatsch und Wunschgedanke, kein Mensch interessierte sich für uns. Eine Welle der Begeisterung über den Erstbesuch konnte ich nicht feststellen. Das lokale Lokal hatte eine lange Liste an Essen und Trinken, verfügbar war aber nur Kaffee und Tee. Beim Anlegen eines Kreuzfahrt-Schiffes hätte ich etwas mehr Werbung gemacht und zumindest das Licht angemacht. Aber mich jetzt in internen russischen Vermarktungs-Angelegenheiten einzumischen ist natürlich auch fehl am Platz. Uns wurde empfohlen keine frische Ware zu kaufen. Das Angebot ist für die Belange der Einheimischen kalkuliert und bei Hamsterkäufen von Touristen würde es denen fehlen. Das Wetter passte zu den eher trübseligen Ort der trotzdem sehr interessant für mich war. Das Ortsschild von Teriberka Bay, Russland Teriberka wurde bereits in 1523 gegründet. Heute wohnen dort knapp tausend Menschen. In den fünfziger Jahren waren es noch fünftausend, die Bevölkerung sinkt langsam aber stetig. Verfallene Gebäude wechseln sich ab mit neu errichteten kleinen Ferienhäusern. Berühmtheit erreichte die Siedlung als Drehort für den Spielfilm 'Leviathan' der für einen Oskar in 2015 nominiert war. Einheimische hassen den Film, warum hatte ich nicht erfahren. Ich war angetan von dem Ort, es war eine unbeschreibliche Stimmung dort. Irgendwie war eine Mischung zwischen Goldgräberort und karger kommunistischer Tristesse mit schlechte Infrastruktur. Das hatte was und war für mich sehr interessant und skurril: Der Ort Teriberka Bay, Russland Der Ort Teriberka Bay, Russland Der Ort Teriberka Bay, Russland Warum man hier freiwillig Urlaub machen soll hat sich mir trotzdem nicht erschlossen. Es gibt Strände, aber ich kann mir nicht vorstellen dass da freiwillig jemand reinspringt: Der Strand von Teriberka Bay, Russland Der Strand von Teriberka Bay, Russland Bei der Entsorgung von alten Autos und Schiffen wurde die einfachste Methode gewählt, einfach liegen lassen: Der Ort Teriberka Bay, Russland Der Ort Teriberka Bay, Russland Der Ort Teriberka Bay, Russland Der Strand von Teriberka Bay, Russland Der Ort Teriberka Bay, Russland Vormittags war der Ort angesagt, nachmittags die Tundra. Viele Kilometer ging es durch eine durchaus sehenswerte Landschaft. Muskelkater hatte ich keinen bekommen, von mir aus hätte es noch tiefer in die Natur gehen können. Klare Seen wechselten sich mit einer Graslandschaft ab, dazu Moos und Eis. Nur Tiere ließen sich leider nicht sehen. Entweder waren sie ausgestorben oder sie versteckten sich clever vor uns. Die Umgebung von Teriberka Bay, Russland Die Umgebung von Teriberka Bay, Russland Blick auf Teriberka Bay, Russland Die Umgebung von Teriberka Bay, Russland Die Umgebung von Teriberka Bay, Russland Ich ging sehr zufrieden zurück auf das Schiff. Ich hatte mit tiefer russischer Provinz Neuland betreten und war um einige Erfahrungen reicher. Dvorovaya Bay, Russland (9°) Wir erreichten die Dvorovaya Bay (eine Bucht am Ende der Barent-See) die sich als Paradies für Freunde der Vogel-Beobachtung erwies. Google findet für diese Insel nur 3000 Einträge und die Chronik des Schiffes an dem Tag beschrieb das Vielfahrer-Programm der Reederei anstatt wie gewöhnlich über das Ziel zu berichten. Viel mehr Informationen kann ich jetzt leider auch nicht bieten. An Land anlegen durften wir nicht, dafür wurden wir zwei Stunden mit den Schiffs-internen Zodiacs Kreuz und quer rund um die Bay gefahren. Für einige Vogelarten sind die Kliffe die einzige Lokation in Russland. Es war toll die Unmengen von Vögel zu betrachten und zu fotografieren. Ich war in einem ausgewiesenen Boot wo ein Profi-Fotograf mit an Bord war. Es gab auch noch eine kürzere Tour, aber für mich war es natürlich Ehrensache so lange wie möglich Bilder machen zu können. Leider sahen alle andere Boote Wale, wir waren stets dort wo keine zu sehen waren. Das ist Natur und alles andere als schlimm. Sehr viel gibt es mir sowieso nicht einen Rücken kurz zu sehen, ein schlechtes Bild mit einem schwarzen Fleck zu machen und stolz darüber das jedem zu zeigen auch wer es nicht sehen will. Auf dieser Kreuzfahrt gab es zum Glück solche Selbstdarstellung nicht. Irgendwann wenn mich auf einen Schiff mal alles nervt schaue ich während der 'Traumschiff-Parade' aus dem Fenster und schreie laut aus das draußen eine Horde Blauwale zu sehen ist. Ich möchte gar nicht wissen was dann los ist. Das war auf dieser Reise nicht nötig und hebe ich mir für eine andere Kreuzfahrt auf. Die MS Explorer in der Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Dvorovaya-Bay / Russland Für mich einer der großen Höhepunkte der Reise war die Anzahl der Vögel die unsere MS Explorer umkreisten. Man könnte fast daran denken dass ein zweiter Teil von Alfred Hitchcocks 'Die Vögel' mit einem Angriff auf das Schiff gedreht wurde. Mein 'Fast-Lieblings-Bild' der Reise / Dvorovaya-Bay / Russland Ich verließ das Zodiac sehr zufrieden und hatte an dem Tag imponierende pure arktische Natur. Nachmittags nahm ich an einer unterhaltsamen Einführung vom Fotografieren von Landschaften und Tieren teil. Das war sehr kurzweilig und hätte gerne länger sein können. Schön dass ein wahrer Profi wie der Expeditions-Fotograf Bruno Cazarini mit an Bord war. Pyalitsa Village, Russland (12°) Ein kurzes Kapitel für eilige Leser. Die sehr kleine Siedlung Pyalitsa war der nächste Stopp mit nur vierzehn Einwohnern, gesehen wurde davon so gut wie niemand. Verstecken spielen können sie anscheinend gut. Gegründet wurde sie im sechzehnten Jahrhundert von Pomoren. Das war ein Volk von Jäger und Fischer das im Norden Russlands lebte, an der Küste des Weißen Meeres. Man vermutet das die Siedlung wohl schon im 16. Jahrhundert gegründet wurde, genaueres weiß man aber nicht. Sie liegt auf der Kola-Halbinsel auf Meerespiegelhöhe umgeben von Tundra und Meer. Ein Dort namens Pyalitsa Zwei Stunden Freizeit zur Erkundung des Ortes hatte ich was mehr als genug war. Gefallen hatte er mir, er wirkte relativ ordentlich und aufgeräumt. Das war aber auch kein Wunder bei der Kleine des Nests und Abgeschiedenheit. Autos können hier keine entsorgt werden, ich hatte nicht eines gesehen. Wer das Ende der Welt sehen will kann hier her fahren. Viel Spaß bei der Reiseplanung. Der Großflughafen ist noch in der Planung, soll aber noch vor Berlin eröffnet werden. Ich befürchte aber dass nach der Ankunft die Infrastruktur einige Probleme für Besucher mit sich bringt. Wenn diese Waage zu einem Laden gehörte wurde sie lange nicht mehr benutzt: Die letzte Waage von Pyalitsa Interessant war es aber allemal, und die Umgebung war trotz Kargheit nett. Wie lange sich so ein Ort noch halten kann ist schwer einschätzen, den Grund warum die paar Leute hier noch wohnen hatte ich nicht mitbekommen. Der Strand von Pyalitsa Pyalitsa Pyalitsa Pyalitsa Pyalitsa Pyalitsa Pyalitsa Der Strand von Pyalitsa Chapoma Village, Russland (12°) Auf der Zodiac-Fahrt zum nächsten Ort sah ich die ersten freien Beluga-Wale in meinem Leben. Auf dem Bild könnte es auch Plastikmüll sein, aber der weiße Fleck bewegte sich und tauchte leider schnell wieder unter. Die MS Explorer und ein Beluga Wal Der kleine Ort Chapoma Village hat die fünffache Einwohnerzahl von Pyalitsa und bleibt trotzdem zweistellig. Ich traute meinen Augen nicht, im Gegensatz zu den bisherigen Siedlungen wo sich die Einheimischen rarmachten war hier ein richtiges Leben in den Gassen. Hier hatte es mir sofort nach dem Betreten gefallen. Männer diskutierten über die Reparatur eines Automotors (ich befürchte das machen die aus Mangel an Ersatzteilen und Fachwissen heute noch) und Kinder freuten sich über den seltenen Besuch. Mir wurden zwei Gründe genannt warum so viel Nachwuchs während der Ferien dort war: Die Nachkommen gehen in der Stadt in die Schule und besuchen ihre Eltern und/oder die Familie lebt in der Stadt und die Sprösslinge besuchen ihre Großeltern. Was jetzt gestimmt hatte weiß ich nicht, sie hatten ihren Spaß und das ist die Hauptsache. Der örtliche Händler ist auch hier nicht auf die Idee gekommen zusätzlichen Umsatz mit Touristen zu generieren und ließ lieber seinen Laden geschlossen. Relativ ordentliche Häuser: Die Siedlung Chapoma Die Siedlung Chapoma Die Siedlung Chapoma Die Siedlung Chapoma wechselten sich mit vergammelten Hütten ab: Die Siedlung Chapoma Die Siedlung Chapoma Dass Kühe unaufgeregt durch die Ortschaft schlenderten machte es noch sympathischer: Die Siedlung Chapoma was ich von der Schrott-Auto Entsorgung nicht sagen kann: Schrott Entsorgung a la Chapoma Da die Umgebung schöne Strände und Flüsse hat: Ein Strand nahe Chapoma Ein Strand nahe Chapoma Ein Strand nahe Chapoma Ein Fluss nahe Chapoma wählte ich Chapoma zum 'Dorf des Jahres' für mich und fuhr zufrieden wieder zurück auf das Schiff. Bolschoi Solowezki, Russland (15°) Wir verließen das arktische Russland und erreichten das südlich gelegene weiße Meer. Die Temperaturen stiegen auf fünfzehn Grad, die Mitternachtssonne gab es natürlich trotzdem noch. Als ich im Vorfeld recherchierte was ich an den jeweiligen Orten zu erwarten habe dachte ich dass das nach der Streichung der vier Destinationen die Besichtigung des Klosters auf der Insel Bolschoi Solowezki der Höhepunkt der Kreuzfahrt wird. Die Aussicht auf die faszinierenden Gebäude fand ich sehr interessant und sehenswert. Leider waren die Wettervorhersagen nicht die besten und wir lagen auf Reede und nicht an der Pier wie gedacht. Dadurch verloren wir schon einmal Zeit die wir nicht mehr schafften aufzuholen. Auf Anhieb sah die Anlage nicht so imposant aus wie ich es mir vorgestellt hatte was am bescheidenen Licht und dem Baustellenflair lag, es wurde zu der Zeit fleißig renoviert. Wir durften auch leider nicht zu der Stelle wo die üblichen Bilder gemacht wurden. Angeblich gibt es keinen Weg dorthin, beim Anblick der vorhandenen Straßen hatte ich eine andere Meinung und denke das Zeitmangel der Grund war. Bolschoi Solowezki, Russland Das alte Kloster hat eine tragische Geschichte. Nach der Oktoberrevolution in 1917 verwandelten sowjetischen Machthaber es in das landesweit erste Arbeitslager des GULAG-Systems. Es wurde vor dem Zweiten Weltkrieg geschlossen und ist heute ein Museum das als Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Unsere lokale Reiseführerin die uns das erklärte war nett und freundlich, nur waren mir die Erklärungen zu ermüdend und inflationär. Die Besichtigung zog sich ewig in die Länge. Die Dame hatte ihre erste Führung auf Englisch und war etwas aufgeregt. Dafür hatte sie sich recht wacker geschlagen, das richtige Maß am Erzählstoff muss aber noch gefunden werden. Bolschoi Solowezki, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Als Anschlussprogramm konnten wir zwischen einer Führung durch das Gulag-Museum und einer Fahrt zum höchsten Punkt der Insel, dem Sekirnaya Hügel wählen. Atemnot wegen dünner Luft war keine zu befürchten, er ist nur hundert Meter hoch. Dort sollte eine Wanderung zu einer Kirche durchgeführt werden. Da ich Depressionen nach Anblick von Opfern von Arbeitslager vermeiden wollte wählte ich das Aktiv-Programm. Nach einer Stunde holpriger Busfahrt erreichten wir das Ziel und ich stelle mich auf einen schönen Spaziergang ein, das Wetter dazu passte mittlerweile. Nach fünf Minuten erreichten wir überraschend schon das Ziel 'Church of Ascension' und es ging mit eine ausgiebigen Kirchenbesichtigung weiter die ich mir freiwillig nicht angetan hatte. Viel zu unternehmen gab es leider nicht in der Umgebung, wenigstens war der Ausblick auf die Wälder der Insel schön: Church of Ascension, Russland Bolschoi Solowezki, Russland Laut Programm sollten wir über 294 Stufen zurück zum Bus laufen was unterblieb warum auch immer. Nach natürlich wieder einer holprigen Fahrt ging es zurück zum Schiff. Den Vormittag hatte ich mir anders vorgestellt und es war letztendlich das Low- anstatt das Highlight der Reise auf Grund der zu hohen Erwartungen von mir. Bolschoi Solowezki, Russland Zayatski Island, Russland (14°) Nach dem etwas ermüdeten Vormittag auf Bolschoi Solowezki wurde es nachmittags auf der Insel Bolschoi Sajazki viel spannender. Hier leben derzeit nur zwei Einwohner, ein Wärter für die St. Andrew Holz-Kirche und ein Ausländer (glaube Neuseeländer) den ich nicht sah und dessen Funktion ich nicht erfahren hatte. Der stark vollbärtige Wächter erlaubte den Eintritt wenn dabei nicht fotografiert wird. Ein Gottesdienst wenn er denn überhaupt stattfindet wird wohl nicht überfüllt sein. St. Andrew Holz-Kirche, Zayatski Island, Russland Die kleine Insel hat nur 1,25 km² und ist bedeckt von Steinen, Moos und Büschen. Im Westen der Insel auf einem Viertel der Inselfläche wurden fünfunddreißig Labyrinthe errichtet was die weltweit größte Konzentration davon ist. Diese waren sehr leicht und einfach zu Fuß über Holzplanken zu erkunden. Zayatski Island, Russland Zinni auf Zayatski Island, Russland Warum sie spiralförmig vor 4000 Jahren angelegt wurden weiß kein Mensch sondern nur die Götter. Da auch die Reiseleitung keine Auflösung parat hatte löste ich mich von der Gruppe und beobachte alleine (wir waren die einzigen Besucher) in aller Ruhe die lokal 'Vavilons' (Babylons) genannten Irrgänge. Da es fünf 'Eingänge' für Irrgarten-Gruppen gibt wird spekuliert dass dies eine Verbindung zur Geister-/Unterwelt war (ist?) und die verstorbenen Seelen über diesen Weg sich von dort auf den Weg zu neuen Welten machten. Labyrinth, Zayatski Island, Russland Labyrinth, Zayatski Island, Russland Labyrinth, Zayatski Island, Russland Ich fand diesen Weg Gottlob nicht und war fasziniert von der ungewöhnlichen Umgebung. Nach dem eher Flop am Morgen war dies ein Highlight der Reise, mal was ganz anders und hatte mir sehr gut gefallen. Lediglich die Moskitos nervten etwas, es war aber auszuhalten. Archangel, Russland (26° Grad) Nach dem eher trüben Murmansk war Archangel (oder auch Archangelsk) die zweite russische Großstadt die wir besuchten. Vor Ort hatten wir einmalig bei der Reise rekordverdächtige sechsundzwanzig Grad, die Jacken konnten wir beruhigt an Bord lassen. Die Organisatoren der Reise charterten für uns zuerst den Raddampfer N.V. Gogol der uns den Fluss Dvina entlang fuhr. Die Crew an Bord war total nett und rührend. Zum ersten Mal konnte ich in Russland so etwas wie Gastfreundlichkeit erleben. Die Fahrt selbst war nicht spektakulär, aber nett und erholend. Entlang des Flusses Dvina Entlang des Flusses Dvina Blick auf Archangel Blick auf Archangel Blick auf Archangel Das Mittagessen lies ich ausfallen und schaute mir lieber die Stadt an die mich sofort in meinen Bann gezogen hatte. Es war absolut kein Vergleich mit Murmansk. Anstatt Tristesse war hier Lebenslust. Neben der das Stadtbild dominierenden 'Basilica of St. Michael' gab es tolle Holzhäuser in der Fußgängerzone der Chumbarova-Luchinskogo Avenue die neben unvermeidlichen kommunistischen Bauten standen: Basilica of St. Michael the Archangel Chumbarova-Luchinskogo Avenue, Archangel Chumbarova-Luchinskogo Avenue, Archangel Nachmittags ging es zum Freilichtmuseum Malyje Korely oder auch in der Beamtensprache 'Staatliches Museum für Holzbau- und Volkskunst der nördlichen Gebiete Russlands' genannt. Es wurde 1964 gegründet und in 1973 für Besucher frei gegeben. Wie bereits auf dem Schiff wurden wir sehr freundlich begrüßt, ich sah endlich mal jemanden Lachen im Land: ...und die Frau aus Russland konnte lachen... Wir wurden 'nach alter Tradition' mit Brot und Salz empfangen. Der Gast bricht dabei ein Stück Brot vom Laib, dippt es in Salz und isst es. Dass die Reederei dafür natürlich bezahlen muss war mir klar, freiwillig hat das während meiner Reise sonst niemand angeboten. Das Museum umfasst etwa hundert hölzerne Bauwerke, deren älteste auf das 16. Jahrhundert datiert werden.Die Gebäude wurden an den ursprünglichen Standorten zerlegt und hier wieder errichtet. Ich unterschätzte die Größe der Anlage die eine Fläche von 140 Hektar einnimmt und war froh pünktlich wieder am Bus zu sein. Da stand ich allerdings ratlos zusammen mit der Reiseleitung, wir beiden waren die Einzigen. Mit viel Verspätung kam später die Gruppe, ein Silversea-Mitarbeiter hatte im Alleingang beschlossen den Aufenthalt dort zu verlängern um 'es allen Gästen recht zu machen'. Fehlanzeige, mit der Aktion bei mir sicherlich nicht. Das Freilichtmuseum Malyje Korely Das Freilichtmuseum Malyje Korely Das Freilichtmuseum Malyje Korely Zurück in der Stadt war noch viel Zeit diese zu erkunden. Startpunkt war ein in Russland wohl unvermeidliches Monument, hier war es das 'Victory War Monument 1941-1945' Victory War Monument 1941-1945, Archangel Schöner fand ich die Aktionen der Einheimischen, sei es beim Beach-Volleyball spielen: Beachvolleyball in Archangel oder beim Salsa-Tanzen auf den Straßen: Ein Tänzchen in Archangel Die Lebenslust der Einheimischen war vom Feinsten, das hatte mir sehr imponiert. Vielleicht war ich aber durch die vergangenen Tage auch nur entwöhnt. Mit einem Blick auf die Basilica of St. Michael the Archangel: Basilica of St. Michael the Archangel und ein Stadtbild endete der russische Teil der Kreuzfahrt. Archangel Die MS Explorer Der erste und zum Glück einzige Seetag stand an, es wird Zeit etwas über das Schiff zu schreiben. Bei der MS Explorer handelt es sich um eine 1989 in Finnland gebaute ehemalige Fähre. In 2002 wurde es als Kreuzfahrtschiff in Dienst gestellt. Da das Schiff mit der Eisklasse 1A für Passagierschiffe eingestuft wurde können beide Polarregionen befahren werden. Die Passagieranzahl ist übersichtlich, es können maximal 130 Gäste an Bord sein für die es 117 Mann (oder Frau...) Besatzung gibt. Es gab wenig zu meckern und viel Positives zu berichten. Die Kabine war vom Platz her ausreichend wenn auch nicht so groß wie man sich eine 'Suite' (wie hier alle Kabinen genannt werden) eigentlich vorstellt. Ich hatte nie ein Problem zu schlafen und sauber und ruhig war sie auch. Das Restaurant glänzte mit einer guten Küchenleistung und tollem Service. Leider waren die Himbeeren am ersten Frühstücks-Büffettag einzigartig und danach nicht mehr gesehen. Dafür gab es dann Melonen im Überfluss, wahrscheinlich ein logistisches Problem. Ansonsten gab es Mittags Büffet und Abends Auswahlmenüs wo ich eigentlich immer was für mich passendes gefunden hatte. Das eine Mal wo ich Probleme hatte wurde mir an Pfeffersteak angeboten was nicht auf der Karte stand was ich dankend angenommen hatte. Man konnte sich setzen wohin man will oder sich einteilen lassen. Ich bevorzugte das Zweite da das Personal sich bemühte jeden Abend eine andere Gruppe zusammen zu stellen was jeden Abend zu interessanten Gesprächen führte. Auch die Crew war sich nicht zu schade sich dazu zu setzen. Das Restaurant auf der MS Explorer Im Freien an der Grill-Station konnte man sich zum Mittagessen gegrilltes wie Hamburger oder Steak gönnen. Am Abend wurden Steaks oder Fisch auf dem heißen Stein serviert wenn denn das Wetter mitspielte. Ich hatte einen soliden Hamburger und ein sehr zartes und tolles Filetsteak. An einem Nachmittag nur auf See gönnte ich mir kaltes Bier an der Poolbar, ich wunderte mich dass bei dem Traumwetter nur ich auf die Idee gekommen war. Zinni auf der MS Explorer, aufgenommen von einem freundlichen Mitpassagier mit seine Kamera. Die Genehmigung zur Veröffentlichung liegt vor. Die Poolbar auf der MS Explorer Im Vorfeld war ich sehr neugierig wer denn so eine ungewöhnliche Reise bucht. Gäste waren überraschend bei der langen Anreise relativ viel Australier und Amerikaner. Ansonsten quer durch die Welt, wir waren sieben Deutsche aber es gab auch Passagiere aus Neu Kaledonien. Russische hatte ich keine gesehen, ich dachte vorher dass vielleicht einige sich das anschauen wollten. Der Nervensägen-Faktor lag bei Null und alle Gäste hatten von mir eine Eins in Betragen bekommen. Nie gab es eine Warteschlange oder ein Drängeln, und an Bord gab es nie ein Sturm auf die besten Aussichtsplätze. Auch die Brücke konnte ich Ruhe besucht werden und man durfte die Crew mit langweiligen Fragen ohne Strafe nerven. Blick von der MS Explorer Die Brücke von der MS Explorer Viele Mitarbeiter sprachen mich mit meinem Namen an und waren sehr bemüht. Ich dagegen konnte mir nicht einmal den von meinen Mitesser am Tisch merken. Die Lektoren machten einen guten Job (wenn ich auch die meisten Vorträge nicht besuchte) und die beiden Fotografen nervten nie wie sonst bei anderen Kreuzfahrt-Gesellschaften. Die Silversea hatte mich bei meiner zweiten Kreuzfahrt wieder überzeugt und es spricht für mich außer finanziellen Gründen (das Ganze hat natürlich seinen Preis) nichts dagegen noch einmal bei der Reederei zu buchen. Kirkenes, Norwegen (9°) Durch das Streichkonzert von russischen Häfen waren wir an zwei Tagen in Kirkenes, eine Stadt mit 3.500 Einwohnern die zehn Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt ist und die östlichste 'Großstadt' von Norwegen ist. Bis hier gehen auch die Schiffe der Hurtigruten. Zuerst wurde geplant dass man zwischen zwei verschiedenen Touren wählen kann, durch den langen Aufenthalt gab es dann beide Ausflüge für alle Passagieren bei Interesse. Am ersten Tag ging es den Munkefjord entlang nach Neiden, ein kleiner Ort kurz vor der Grenze zu Finnland. Unser erster Besuch galt der Kapelle 'Saint George', die einzige orthodoxe in Norwegen und außerdem die kleinste Kirche des Landes. Sie liegt nett inmitten von Wildblumen, aber richtig spektakulär war das jetzt nicht wirklich für mich: Die Kapelle 'Saint George' in Neiden / Norwegen Aufregender was der Skoltefossen (auch wenn er mit den Niagarafällen nicht ganz mithalten kann), ein Wasserfall mit einer Lachstreppe. Die Fische hatten leider keine Lust auf uns Touristen und ließen sich nicht blicken: Skoltefossen / Norwegen Skoltefossen / Norwegen Die dritte Attraktion war die Neiden Kirche von 1902. Sie erinnert an Stabkirchen, ist aber selber keine. Warum hatte ich nicht kapiert: Neiden Kirche / Norwegen Das Beste an diesem Tag war für mich das Beobachten einer Rentier-Herde die wir zufällig auf der Fahrt erblickten: Rentiere bei Neiden / Norwegen Der letzte Abstecher war albern. Es ging in das finnische Kaff Näätämö und war gedacht um dort die Gelegenheit zum Kauf von finnischen Souvenirs zu nutzen. Dumm war nur das die Geschäfte bereits geschlossen waren, die Zeitumstellung wurde nicht berücksichtigt. Das war für mich nicht von Belange, gekauft hätte ich sowieso nichts. Da der Ort mehr oder weniger nur zwei Supermärkte mit Tankstellen sowie ein Motel mit Restaurant hat ging es relativ schnell wieder zurück zum Schiff. Bequem machen es sich die hiesigen Briefträger: Anstatt die Post auszufahren wird sie im Ortskern verteilt: Briefkästen in Näätämö Da wir die ganze Nacht im Hafen lagen nutzte ich nach dem Ausflug die Gelegenheit um die örtliche Gastronomie kennenlernen zu können. Der angebliche Inn-Treff 'Ritz' war nett, aber es war nichts los wahrscheinlich weil Montag war. An Gästen war fast nur Crew-Personal von unserem Schiff anwesend. Ich sah mir mit denen zusammen ein Niveau-schwaches Spiel an, gab eine Runde Bier aus und war danach arm. Der nächste Ausflug war leider auch nicht viel spannender. Es ging in einer der wildesten Landschaften von Europa, dem Øvre-Pasvik-Nationalpark. Hier gibt es Braunbären, welche die größte Dichte Norwegens aufweist. Hört sich aufregend an, war es aber nicht da nur das Besucherzentrum besucht wurde um uns einen Film darüber zu zeigen was ich natürlich verweigerte. Lieber spazierte ich etwas herum, die Umgebung stufte ich als 'nett' ein: Das Besucherzentrum vom Øvre-Pasvik-Nationalpark Das Besucherzentrum vom Øvre-Pasvik-Nationalpark Die Spiegelungen der Seen fand ich allerdings klasse und hoffe dass die Bilder das auch ausdrücken: Øvre-Pasvik-Nationalpark Øvre-Pasvik-Nationalpark Als nächste fuhren wir zum 'Høyde 96' Aussichtsturm der im kalten Krieg errichtet wurde. Man blickt auf die russische Stadt Nikel und nimmt sich danach vor niemals dort hinzukommen: Blick auf Nikel, Russland Ausblick vom 'Høyde 96' Aussichtsturm Nach zwei ganz und gar nicht 'Expeditions-Ausflügen' ging es zurück zum Schiff um die Reise Richtung Nordkap fortzusetzen. Eine norwegische Küstenlandschaft Skarsvag (Nordkap), Norwegen (8°) Nach den vielen spannenden Häfen war der letzte Programmpunkt das Nordkap. Das war nichts was mich umgerissen hatte bei der Planung. Clevere Geschäftsmacher suchten sich einen Felsen aus der weder der nördlichste Punkt Europas, noch der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes ist, errichten die 'Nordlandhalle' und nehmen Eintritt dafür. Touristen schwärmen später vom großartigen Licht dort obwohl es drei Felsen weiter doch auch nicht anderes ist. Bei meinen vorherigen Kreuzfahrten sparte ich mir das Geld dafür und ging lieber im normalerweise für das Ziel angelaufenen Hafen Honningsvåg in den örtlichen Pub. Die Silversea legte aber in der weitaus näheren gelegenen Siedlung Skarsvag an. So beschloss ich aus Zeitvertreib das Kap wieder mal nach langer Zeit zu besuchen. Fleißige Gäste wurden an einem Strand in der Nähe davon ausgesetzt und liefen hoch. Ich hatte mich auch dafür eingetragen, war aber früh morgens dafür zu faul und schlief lieber weiter. Wandermuffel wie ich wurden später mit dem Bus zum Nordkap gebracht. Unterwegs legten wir einen wohl für alle Touristenbusse obligatorischen Halt bei einer 'Samen-Familie' ein der nur auf Touristen ausgelegt ist und Souvenirs verkauft werden. Für unsere Dummheit zeigte mir das Vorzeige-Rentier die Zunge: Ein Rentier am Nordkap Dafür war die Landschaft recht nett: Landschaft in der Nähe vom Nordkap Am Nordkap angekommen war ich erfreut dass wir die einzige Bus-Gruppe vor Ort waren. Die Nordkaphalle mit Kino, Geschäfte und Cafeteria öffnete erst um elf Uhr und ist wohl mehr auf die Tagestouristen von den Kreuzfahrtschiffen aus Hammerfest ausgelegt. Dadurch hatte ich den hässlichen Globus für mich ganz alleine: Das Nordkap Die Aussicht bei meinem folgenden Spaziergang auf die Küste und Felslandschaft hatte mir gefallen: Das Nordkap Blick vom Nordkap Blick vom Nordkap Als ich etwas weiter entfernt noch eine Rentier-Herde entdeckte war die Welt für mich in Ordnung und der Ausflug hatte sich gelohnt: Rentiere am Nordkap Rentiere am Nordkap Zurück wurde wieder bei der Samen-Familie gehalten da die Wanderer noch nicht die Möglichkeit hatten den Kram zu kaufen. Es gibt schlimmeres aber eigentlich hätte nur ein Stopp zurück für alle gereicht. Da wir genug Zeit hatten war es kein Problem und als wir wieder mit der MS Explorer ablegten sahen wir noch einmal nach imposanter Aussicht auf die Küste: In der Nähe vom Nordkap noch einmal den Felsen: Das Nordkap und das 'richtige' Nordkap. Na ja so richtig auch nicht. Die Landzunge Knivskjellodden ist nördlicher, aber auch auf einer Insel und da haben wir in Europa weitaus nördlichere. Ihr Schicksal ist das sie wenig spektakulär ist und nur über einen acht Kilometer langen Fußweg zu erreichen ist: Das richtige Nordkap Nun war der Zeitpunkt erreicht für das Ende des touristischen Programms der Reise. Nach einem letzten Blick auf nordische Landschaften lag leider nur noch die Rückreise vor mir: Bye Bye Nordland Die Heimreise Warnung: Dieses Kapital ist hemmend für eine bevorstehende Reiseplanung mit dem Flugzeug. Ich übernehme keine Verantwortung für Folgeschäden wie Stornierung von bestehenden Buchungen, stundenlangen Bahnreisen als Alternative oder gar Urlaubsverweigerung! Der Abreisetag nervte von der ersten Sekunde an. Zweimal weckte mich das Zimmermädchen trotz 'Bitte nicht stören' Schild. Wir mussten die Kabine spätestens um zehn Uhr verlassen, Frühstück gab es aber nur bis Neun was ein unnötiges früheres Aufstehen bedeutete. Empfohlen wurde im Vorfeld wiederum einen Flug nicht vor zwei Uhr zu buchen was lange Wartezeiten am Flughafen verursachten. Um den überhaupt zu erreichen stand ich im strömenden Regen um erfolglos auf ein Taxi zu warten. Behilflich dabei fühlte sich vom Personal leider niemand. Es gab einen Minibus für die abreisende Crew, aber da durfte ich trotz freien Plätzen nicht mit. Zum Glück irrte sich ein Mitreisender mit seiner Aussage dass an dem Tag kein Bus zum Airport geht, so nahm ich diesen. Am Flughafen ging das Drama in mehreren Stücken weiter. Man verweigerte mir das Gepäck nach Frankfurt durch zu checken weil ich zwei unterschiedliche Tickets für die Strecken Tromsø-Oslo und Oslo-Frankfurt hatte. Zum erneuten Einchecken erschien mir die Umsteigezeit etwas kurz. Ich wollte nun einen früheren Flug nehmen, das wurde mir verweigert. Zuerst wollte die SAS eine Gebühr dafür, als ich diese bezahlten wollte ging das plötzlich doch nicht. Ich stand auf der Warteliste wurde im Gegensatz zu anderen Passagieren nicht akzeptiert. Zum Glück wurde aber mein Gepäck auf diesen Flug befördert so dass beim Umsteigen nicht darauf warten musste bis es von meinem Flug entladen wurde. Der Sitz war eng, und neben einen egoistischen Idioten wie ich ihn hatte sogar sehr eng. Ich war froh in Oslo angekommen zu sein. Nach der Landung ging es dann doch relativ schnell um das Gepäck zu bekommen, neu einzuchecken, durch die Sicherheitskontrollen zu kommen und pünktlich am Gate zu sein. Das wäre ja alles noch einigerweise normal gewesen, aber der Anschluss-Flug mit der Lufthansa nach Frankfurt war überbucht. Sechs Passagiere mit einer bestätigten Buchung mussten in Oslo bleiben, darunter leider auch ich. Nach einer halben Stunde wurden wir Stehenbleiber zum Service-Desk der SAS geschickt die uns gleich wieder zurück ans Gate schicken wollte. Das lehnte ich ab, denn dort war ja keiner mehr vom Flug. Dann wollte die Dame sich darum kümmern und wir warteten eine weitere halbe Stunde. Ein Hotel, Essensgutscheine und eine Umbuchung über München am nächsten Tag hatte ich bekommen. Dazu hatte ich überhaupt keine Lust hatte, konnte es aber auch nicht ändern. Vergeblich wartete ich dann am angegebenen Band auf mein Gepäck. Ich musste wieder Kontakt mit dem SAS-Personal aufnehmen damit die sich darum kümmerten, wenn auch wieder mit Wartezeit. Zwei Stunden nach dem Stehenbleiben war ich im Shuttlebus zum 'Airport' Hotel der ewig dauerte. Im Hotel aß ich lustlos eine Kleinigkeit und tröstete mich mit einem alkoholfreien Bier über die misslungene Abreise. Wer jetzt denkt dass die Odyssee schnell vorbei ist wie ich der irrt sich. Die Nacht war kurz und die Nerverei ging sofort weiter, der Shuttlebus zum Flughafen hatte Verspätung und war unangenehm überfüllt. Am Airport Oslo gab es überall lange Schlangen da die Ferien in Norwegen gerade begonnen hatten, meinen Flug erreichte ich aber ohne Probleme. Der Flug nach München ging planmäßig und war angenehm, das war der beste Teil der Abreise. Nach der Landung auf dem Blick auf die Anzeigetafel sah ich einen Flug der Verspätung hatte, und das war natürlich mein Anschlussflug. Am Ende waren es neunzig Minuten die wir später abflogen waren, doppelt so lang wie die ganze Flugdauer. Nach der Landung wurde verkündet dass es Kapazitätsprobleme bei der Entladung des Gepäcks gibt und wir mit Verzögerungen rechnen sollten. Leid war ich ja gewohnt, wartete weitere fünfundvierzig Minuten auf das Gepäck und bestieg fix und fertig das Taxi. Der erwartete Stau blieb aus. Ich hätte das Kapitel auch nennen können: 'Von Tromsø nach Frankfurt in 24 Stunden'. Ich war immer ruhig, sachlich, freundlich und gelassen dabei geblieben was mich selbst verwunderte. Schade, auch um den verlorenen Urlaubstag. Das Fazit Die Reise war klasse und sehr Aufschlussreich. Ich habe sie nie bereut und bin froh dass ich sie gebucht hatte. Das Schiff und die Crew waren klasse. Ich hätte gerne mehr Tiere gesehen (außer Vögel, die gab es in Masse) und über die Routenänderungen war ich nicht erfreut, es gibt aber schlimmeres. Dafür war die Kreuzfahrt ja auch als Expedition ausgeschrieben, und frühere Forscher wie Marco Polo oder Christoph Kolumbus hatten bestimmt ganz andere Probleme. Die russische Seele hatte ich nicht ansatzweise verstanden, dazu hatte ich viel zu wenig Kontakt zu den Einheimischen. Die MS Explorer Ich vermute dass ich so schnell nicht mehr in diese Region komme. Aber bei mir weiß man nie, ausschließen kann ich es auch nicht. Die Reederei Silversea kann süchtig machen, und das kann ich mir finanziell eigentlich gar nicht leisten. Verliebt habe ich mich in das Expeditionsschiff, und die nächste Tour beim Schwesterschiff MS Discovery ist bereits gebucht. Ich hoffe den Gang zum Insolvenzberater vermeiden zu können. Unabhängig davon: Trotz der Abreiseprobleme werde ich natürlich wieder fliegen, so ein Desaster kommt ja zum Glück sehr selten vor. Danke für das Lesen und arktische Grüße von Gerald