Radtouren rund um und durch Ostwestfalen

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    Ich habe lange überlegt, wie ich den Thread nennen könnte. Burgenland Ostwestfalen, Impressionen, Bezaubendes Ostwestfalen und bin dann bei Radtouren gelandet.
    Letztere waren ja auch die Idee dazu, einmal mit dem Rad rund um Ostwestfalen. :EEK: Und da es ja in naher Zukunft einige aus dem Forum in diese Ecke verschlägt, muß ich mal anfangen.
    Die meisten werden es mit dem Auto erfahren, die müssen sich ihren Weg selber suchen, die Routen sind alles Radtouren, in aller Regel auch keine Radwege an Bundesstraßen, sondern verkehrsarme Strecken auf geteerten und nicht geteerten Wirtschaftswegen oder Radwegen.
    Nicht immer offizielle Radwanderstrecken, jedenfalls damals. In den letzten Jahren wurde soviele Richtungsschilder für Radfahrer gesetzt und Radwege angelegt, da ist die Abgrenzung schon schwierig geworden. Nun, das meiste hier werden Touren sein, die ohne offiziellen Namen sind, wie z.B. Mühltour, Weserradweg etc.pp. Wir haben es anders kombiniert. Und wenn möglich ist es immer ein Rundkurs, meistens jedenfalls.
    Und das Ziel sind Gutshäuser, Rittergüter, Schlösser, Burgen und Ruinen.


    Und immer fahren wir der Nase lang, nur der Himmelsrichtung folgend, wo das nächste Herrenhaus liegt. So sind wir die meisten Strecke auch öfters gefahren, um die Route zu perfektionieren. :EEK:


    Index
    Preußisch Oldendorf - Lübbecke - Bad Essen - Preußisch Oldendorf

    Gut Groß-Engershausen, Schloss Hüffe, Schloss Hollwinkel, Gut Stockhausen, Burgmannshof Lübbecke, Schloss Benkhausen, Ellerburg, Schloss Hünnefeld


    Weserbergland - Rund um Hameln
    Hämelschenburg, Burg Ohsen, Schloss Hastenbeck, Rittergut Bisperode, Burg Coppenbrügge


    Weserbergland – Auf dem Weserradweg von Hämelschenburg nach Burg Polle
    Hämelschenburg, Schloss Hehlen, Burg Polle, Burg Grohnde


    Weserbergland - Auf dem Weserradweg von Burg Polle nach Schloss Fürstenberg
    Burg Polle, Holzminden, Kloster Corvey, Höxter, Schloss Fürstenberg





    • Offizieller Beitrag

    die ich dann allerdings wohl nicht mit dem Rad erkunden werde ;)


    Es gibt an der Weser eBike Verleih und Akkuwechselstationen. ;,cOOlMan;:


    Da schaue ich gerne mit hinein.


    Ich werde Dir dann virtuell sehr nahe kommen. :gg:

    • Offizieller Beitrag

    Weserbergland - Rund um Hameln



    Höhendifferenz

    135 Meter (Höhe von 63 Meter bis 198 Meter)
    Gesamtanstieg 541 Meter
    Gesamtabstieg 541 Meter

    Länge 59,27 km

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    Weserbergland - Rund um Hameln



    Wenn wir auch ohne Plan der Nase entlang fahren, so heißt das nicht, dass wir planlos durch die Walachei radeln. Ich studiere schon Karten, um die Ziele zu finden und diese dann in eine sinnvolle Reihenfolge zu bekommen, das ganze abseits von irgendwelchen Radwegen an irgendwelchen Durchgangsstraßen. Ist es uns primär zu laut und langweilig.
    Ganz wichtig dabei, ein kostenloser Parkplatz. ;,cOOlMan;:
    Den finde ich südlich von Hameln an der Weser, allerdings werden wir dort nie ankommen. Im Gewusel des Stadtverkehrs von Hameln, biege ich falsch ab und lande südlich der Innenstadt auf einem Park&Display Parkplatz direkt am Weserradweg und somit direkt an der Weser. Zudem ist der Automat wohl außer Betrieb, die Schranke ist offen. Passt.


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    Wir packen die Verpflegung, Wasser und gefrorene Cola samt Foto in die Satteltaschen und fahren auf dem Weserradweg nach Süden bis Emmerthal, dort überqueren wir die Weser über die Straßenbrücke.


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    Tündemsche Mühle


    Am gegenüberliegenden Weserufer liegt das Rittergut Ohr, leider existiert am anderen Weserufer kein uns genehmer Radweg.


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    Bei einem Stopp auf der Weserbrücke entdecken wir, dass der Radweg unterhalb einer Burg entlang führte, die wir bis jetzt gar nicht kannten. :EEK: Macht nix, wir kommen da ja später noch einmal entlang. Das erste Ziel ist ausgeschildert. Der kleine Ort ist rasch durchquert, dann verläuft der Weg über Wirtschaftswege in den Wald. Vom weiten winkt schon mal das Etappenziel zu uns herüber, die Hämelschenburg.


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    Vor 500 Jahren erbauten die Grafen von Everstein oberhalb des heutigen Schlosses auf dem Berg Woldau die Hemer sin Burg, Hermans Burg. Unten im Tal der Emmer lag die befestigte Ortschaft Hemersen, die als Vorwerk der Burg diente. Erbstreitigkeiten gab es schon immer, auch damals. In ihrem Verlauf wurde die Burg zerstört und das Land fiel an die Welfen in Hannover.


    Im schattigen Wald erfolgt dann der Anstieg.


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    Der Abstieg ist kurz und knackig mit zwei scharfen Kurven, Fuß vom Gas, äh Pedale, es könnte Gegenverkehr geben. Man überquert dabei die Emmer


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    Die Welfen bauten den Ort Hemersen zum Ritterlehen aus, die zweite Burg entstand. Die erhob sich dort, wo heute die Wirtschaftsgebäude über die Auen der Emmer empor ragen. (Obiges Bild)


    Nun erfolgt ein kurzer knackiger Anstieg zur Durchgangsstraße, den wir auf halber Höhe nach rechts beenden. Dort führt ein Weg unterhalb des heutigen Schlosses zur Schlossmühle.


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    Die Mühle mühllert immer noch, nur liefert sie heute kein Mehl mehr, sondern Strom aus Wasserkraft. Wir erreichen das Schloss am Parkplatz, am Ende des verbliebenden Schlossparks, den wir durchfahren um zum Wirtschaftshof zu kommen, in dem heute das Besucherzentrum untergebracht ist. Rechter Hand die Schlosskirche.


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    Die heutige Schlosskirche ist dritte Kirche am selben Platz. Die erste brannte im Erbfolgekrieg nieder, die zweite Kirche samt Burg 1544.
    1437 erhält die Ritterfamilie Klencke Hemersensburg zum Lehen und im Besitz dieser Familie ist die Burg noch heute. Durch Dialektveränderungen wurde dann aus Hemersensburg die heutige Bezeichnung Hämelschenburg. 1556 entsteht dann an heutiger Stelle das befestigt Rittergut aus Steingebäuden, in dem schon der ausgeprägten Stil der Renaissance zu erkennen ist. 1563 entsteht auf den Ruinen der gotischen Kirche die heutige Marienkirche, also heute vor fast 451 Jahren. (Wir waren am 04.09.2014 und 17.09.2014 dort.) Sie ist die älteste freistehende evangelische Kirche Norddeutschlands, heißt, sie war nie katholisch geweiht.


    Wir parken die Räder in der Remise des Wirtschafthofes. Da Schloss Hämelschenburg eines der wenigen Häuser ist, die man im Zuge einer Führung besichtigen kann, kaufen wir rasch unsere Eintrittskarten und schließen uns der 14 Uhr Führung an. Eine weise Entscheidung.


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    Das Schloss ist gilt als ein Hauptwerk der Weserrenaissance. Damit ist kein Baustil gemeint, sondern es bezeichnet ein Gruppe von Bauwerken, die in der Zeit zwischen 1520 und 1620 entstanden sind. Baumaterial für die Fassaden war der Wesersandstein. Gelber Sandstein, gut zu behauen von rechts der Weser, rot und härter links von der Weser. 1588 legte Jürgen Klencke und seine Frau Anna von Holle den Grundstein für das heutige Schloss, dessen Fertigstellung 1618 Jürgen nicht mehr erleben sollte, er stirbt 1609. Jürgen war durch Mord und Totschlag, also als Söldner, zum Rittmeister emporgestiegen. Zusammen mit dem Getreideverkauf und dem Zoll der über den Hof verlaufenden Straße konnten Jürgen und seine Frau Holle die Mittel für den Bau aufbringen. Auf Grund des Namens seiner Frau munkelt man, dass Frau Holle aus dem Märchen auf dem Schloss wohnen solle. ;)
    Während der 30jährigen Bauzeit diente der U-förmige Wirtschaftshof am Ufer der Emmer als bescheidener Wohnsitz, bis der Nordflügel fertig war. (Geografisch ist der Nordflügel, der Westflügel, und der Südflügel der Ostflügel ;te: )


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    Nordflügel


    Auch das Schlossgebäude ist U-förmig, im geografischen Norden ;,cOOlMan;: liegt der Schlossteich,


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    ursprünglich komplett mit einem Wassergraben und Festungswällen umgeben. In den beiden Gebäudeecken befinden sich die typischen Treppentürme dieser Zeit. Nach Fertigstellung des Nordflügels zog man ein, danach wurden der Mittelbau, hier waren ursprünglich die Pferdeställe, und der Südflügel errichtet, in dem heute die Familie lebt.


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    Südflügel


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    das Eingangsportal des Südflüges


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    das Eingangsportal der Treppentürme


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    das Eingangsportal des Mittelbau, mit dem Pferd im Fries


    Durch das Portal des Mittelbau betritt man das Schloss und die Führung beginnt. Noch ein Wort zuvor zu der in die Eingangshalle eingefügte Pilgerhalle.


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    Hier ist die Speisendurchreiche für die Pilger nach Santiago de Compostela in Spanien. Das Versprechen für Speis und Unterkunft wird auch heute noch erfüllt, so übernachtete 2005 eine Pilgerin aus Dänemark 2 Tage kostenlos im Schloß. Für Zigeuner gilt das freilich nicht. 1765 soll eine schwangere Zigeunerin der Sage nach an die Tür geklopft haben und wurde abgewiesen. Die Wehen setzten ein und sie bekam unter der Schlossbrücke ihr Kind. Da verfluchte sie die Bewohner. Die nächsten 100 Jahre möge kein Mädchen geboren werden und kein Sohn älter als sein Vater werden. Gemäß der Ahnentafel zeigte der Fluch Wirkung, 100 Jahre lang gab es keine Mädchen und die Söhne überlebten ihren Vater nicht.


    Jürgen Klenckes Sohn überlebte seinen Vater und baute das Schloss zu Ende, welches sein Vater begonnen hatte. Während des Dreißigjährigen Krieg ritt Anna von Holle den Truppen von Tilly entgegen und handelte mit dem General einen Schutzvertrag aus, der es seinen Soldaten bei Todesstrafe verbot das Schloss zu betreten. So rettete sie das Schloss vor Plünderung und Zerstörung. Auch ihre Nachfahren konnten im Siebenjährigen Krieg durch geschicktes Taktieren Plünderung und Zerstörung vermeiden.


    Während der NS Zeit stellten sie sich auf Berufung, der in ihrer Ritterfamilie belegten Grundsatz, nur der obersten Herrschaft Gottes zu dienen, gegen die NSDAP. Erstaunlicherweise glaubte man ihnen dies und der Ort blieb ohne Ortsgruppenleiter. Als Rache baute man lediglich die Staatsstraße durch die Schlossanlage, um den NS-Anhängern die Anreise zum Reichserntedankfest auf den Bückeberg zu erleichtern. Finanziert wurde das Anwesen in der Zeit durch "Feriengäste" denen durch ein Transparent oberhalb der Speisetafel jegliche politische Äußerung untersagt war.


    So blieb die ursprüngliche Einrichtung über 500 Jahre erhalten. Fotografieren ist während der Führung nicht erlaubt, seit bei einem Einbruch die Ritterrüstungen gestohlen wurden. Auflage der Versicherung, damit die technischen Sicherungen nicht festgehalten werden können. Wer möchte kann in die Verliese hinab steigen, in dem noch heute die Ketten und Ringen zu sehen sind. Man sollte sich dabei sputen, denn als wir wieder nach oben kamen, war die Ausgangstür abgeschlossen. Ja das käme schon mal vor, dass er jemand vergisst, ;) meinte unser Guide. Schlecht bei der letzten Führung. So verbrachte ein Japaner die Nacht in der Waffenkammer. :EEK: Ein Gespenst hat er keins gesehen, denn Gespenster sind in diesem ehrenwerten Haus noch nie aufgetaucht.
    Außer einmal.
    Da tauchte ein Historiker auf, der meinte heraus gefunden zu haben, das Wilken von Klencke 1694 an der Ermordung des Grafen Königsmarck beteiligt gewesen wäre, des Geliebten Sophie Dorotheas, der Gemahlin des hannoverschen Erbprinzen Georg Ludwig und späteren Georg I. von England. ;,cOOlMan;: Das könne nicht stimmen meint die Mutter des gegenwärtigen Schlossherrn, denn in der Nacht nach dem Besuch des Historikers ist das Bild von Wilken von der Wand gefallen, als untrügliches Zeichen dafür, das der vor 300 Jahren verstorbene Vorfahr zu Unrecht beschuldigt wurde. ;;NiCKi;:


    Eine durchweg lohnenden Führung. ;;NiCKi;:


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    In der letzten Hälfte des 20. Jh. begann man den ursprünglichen bemalten Putz abzuschlagen, das Bruchsteinmauerwerk wurde sichtbar. Das fand man damals schick. Auch die schweren Buntsandsteinplatten des Daches wurden nach und nach durch ein leichteres Schieferdach ersetzt. Dadurch war der Einbau von Dachgauben leichter möglich.


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    1974 war die Restaurierung abgeschlossen und der gesamte Außenputz entfernt, sowie das Dach durchgehend mit Schiefer gedeckt. Buntsandsteineindeckungen sind heute rar. Burg Schwalenberg ist noch damit gedeckt und auf dem Dachboden lagern noch Reserveplatten. (Anm. Im Herbst 2020 waren dort die Buntsandsteineindeckungen abgenommen)


    Südlich vom Schloss, legt das Gasthaus "Im Kaiser von Fez und Marocco". Nachdem ein Klenke auf Orientreise den Kaiser von Fez und Marokko kennen gelernt hatte, kam dieser später mit großem Gefolge ins Gästehaus. Diese Begebenheit führte zu dem originellen Namen.


    Verlassen wir nun Hämelschenburg und radeln zurück zur Weser. Allerdings machen wir zuvor noch an der idyllischen Mühle einen kurzen Brotzeitstopp. Dabei spekulieren wir, ob mein Bautenzug diese Tour noch überleben wird.


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    Wird er. :gg: Auch als wir 14 Tage später noch einmal hier sind, hält die letzte Seele immer noch wacker durch. Für den Fall der Fälle haben wir allerdings schon Ersatz dabei.


    Zurück an der Weser machen wir der einstigen Wasserburg Ohsen unsere Aufwartung. Am Fuß des Bückebergs gelegen, bewachte sie hier einst die Furt über die Weser und so hat sie einst mal ausgesehen.


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    Im Zentrum der heutigen Anlage, die nur von Außen zu besichtigen ist, der Widukindsturm oder auch das "Schwarze Laster". Der Name kommt von der Inschrift über der Bohlentür "Verabscheue das schwarze Laster". Die Inschrift rührt wohl daher das der Zauberei, das schwarze Laster, verdächtigte Frauen hier eingesperrt waren, bevor sie verbrannt wurden. Bis ins 18. Jh. war der Turm das Amtsgefängnis. Der Sage nach war der Sachsenkönig Widukind hier von Karl dem Großen eingesperrt, aber ganz sicher nicht in diesem Turm, denn der wurde erst von den Grafen von Everstein Jahrhunderte später erbaut. Auch gibt es keinen Beleg dafür, das Widukind je in Gefangenschaft war. Sein Grab ist übrigens bei mir um die Ecke, nämlich in der Kirche von Enger (bei Herford). Das der Frankenkönig Karl während der Sachsenkriege hier gewesen seien könnte, dafür spricht einiges. Karl war mehrmals im Verlauf der Sachsenkriege an der Weser. Urkundlich belegt ist, dass er 784 in Lügde gewesen ist, ein fränkischer Hof an dieser Stelle ist allerdings nicht belegt. Dafür spricht wiederum eine Inschrift im Chorfenster von St. Petri. Petrus war ein besonders verehrter Heiliger der Franken. St. Petri soll auf Veranlassung von Karl erbaut worden sein und zum Dank für ihre Unterstützung hätte er ein goldenes X zurückgelassen. Das bedeutet Zehntfreiheit für die umliegenden Ländereien der Einwohner. Die Zenhtfreiheit ist gesichert. Auch gab es um 1630 noch eine Rolandssäule auf dem Kirchplatz, die besondere Rechte zusicherte. Roland soll ein Neffe oder Sohn Karls des Großen gewesen sein.


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    Über das einstige Schlachtfeld der Schlacht bei Hastenbeck vom 26. Juli 1757 radeln wir nach Hastenbeck. Hier standen sich im Siebenjährigen Krieg Frankreich und die in Personalunion verbunden Kurhannover mit England gegenüber. Oberbefehlshaber der Engländer war der Sohn Georgs II., Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg und Königs von Großbritannien, William Augustus, Duke of Cumberland. Ein Denkmal in Hastenbeck erinnert heute daran.


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    Unser Abstecher dient aber dem Schloss Hastenbeck bzw. dem Rittergut Hastenbeck. Der heutige neugotische Bau ist von 1869. Er ersetzt ein Herrenhaus von 1635, was abseits einer alten unvollendeten Festung erbaut wurde. Bereits im frühen 13. Jh. urkundlich als Lehen der Grafen von Everstein erwähnt. Das namensgebende Geschlecht der Hastenbecks starb bereits 1550 aus.


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    Anm. 2020: Der ausufernde Radtourismus einhergehend mit schlechtem Benehmen hat dazu geführt, das ab dem Tor auf dem letzten Bild heute Schluss ist. Wir hatten ein ausgiebiges Gespräch mit einer Bewohnerin der Vorburg darüber. Es zahlt sich immer aus, die Bewohner anzusprechen.


    Nach diesem kurzen Abstecher erklimmen wir die Hasselburg, keine Burg diesmal, sondern ein Berg.


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    und fahren über den Schecken nach Bisperode zum gleichnamigen Rittergut.


    Auf dem Schecken lag die Wallburg Obensburg, eine Fliehburg aus dem 9. bis 11. Jh., vermutlich von den Herren von Hastenberg angelegt. Am 26. Juli 1757 während der Schlacht von Hastenbeck nahmen französischen Truppen die Obensburg ein und beschossen die Allierten von hier oben mit 18 Kanonen, bevor sie wieder vertrieben worden.

    Erstaunlich das man über diesen Weg, Kanonen nach oben bekommt.


    Durch den Bewuchs ist die Aussicht von hier in der Vegetationszeit recht eingeschränkt, die Abfahrt nach Bisperode versöhnt dafür doppelt.


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    Am Ende dieser netten Abfahrt taucht in der Ferne schon das Gut auf.


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    Noch heute steht die Kirche mit bergfriedartigen Wehrturm aus dem 12./13.Jh.,


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    das heutige Wasserschloss und Gut Bisperode ist einheitlich (!) von 1694/95, nach dem das ursprüngliche Anwesen im Dreißigjährigen Krieg von Tilly und den Schweden zerstört wird. Außenbesichtigung erlaubt.


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    Hinter dem Dorf Bisperode gelangen wir über einen weiteren Feldweg nach Coppenbrügge.


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    Unser letztes Ziel für heute, die Burg Coppenbrügge. So hat sie mal ausgesehen.


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    Um diese Uhrzeit, wir haben inzwischen 19 Uhr, ist die Burg samt Museum längst geschlossen. Auf die Wälle kommt man jedoch immer, der Zugang zum Innenhof ist kostenlos.


    Die Burg Coppenbrügge wurde von den Grafen von Spiegelberg um 1303 erbaut. Gelegen in einer einst sumpfigen Talmulde als Wasserburg errichtet. Schon davor gab es an dieser Stelle eine Ansiedlung, die bereits um 1000 als Cobbabbrug erwähnt wird. In der Spiegelburger Fehde 1434 wurde sie stark beschädigt und die verarmten Grafen wichen auf ihre Burg Ohsen an der Weser aus. Nachdem man 1494 die Grafschaft Pyrmont geerbt hatte, erfolgte der Wiederaufbau. Als neuer Adelssitz der Grafen entstand nun das Schloß Pyrmont.
    1697 war die Burg Treffpunkt von Zar Peter dem Großen und Kurfürstin Sophie von Hannover. Da war die Burg allerdings schon im Besitz von Nassau – Oranien. Die "Peterlinde" erinnert an dieses Treffen der Beiden und ihrer politisch bedeutsamen Kindern, und dass die Geschichtsschreiber „Damenfrieden von Coppenbrügge“ nennen. Das Treffen soll derart freundlich gewesen sein, das es eine Wende in der Entwicklung Europas eingeleitet haben soll und einen Krieg zwischen Österreich und Brandenburg-Preußen verhindert haben soll.
    1822 verkaufte man sie an das Königreich Hannover und das Schloß auf dem Burgwall wurde abgerissen. 50 Jahre später folgten die Wirtschaftsgebäude. 1985 als Museum restauriert.


    Wer will kann von Coppenbrügge den Ith Wanderweg unter die Füße oder für die Harten, unter die beschwerlichen Räder nehmen und vielleicht neben Adam und Eva auch die entführten Kinder des Rattenfängers von Hameln finden. Eine Vermutung besagt, das es die Herren von Coppenbrügge waren. Die Höhle aus dem TV Film "Die Toten von Hameln", die Rothesteinhöhle,

    liegt allerdings erst am Ende des Wegs.


    Nach einer kleinen Irrfahrt auf der Suche nach dem richtigen Feldweg werden wir fündig. Durch Baumreihen vom Lärm der B1 abgeschirmt, fahren wir zurück nach Hameln. Nach 3 km wechselt der Feldweg die Seite und führt entlang des Baches Remte idyllisch und vor allem ruhig zurück nach Hameln.


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    Im letzten Licht überfallen wir in Hameln erst einmal den erst besten McDonalds ;:HmmH__ . Der untergehenden Sonne entgegen radeln wir die letzten Kilometer zurück zur Weser und Auto.


    :wink4:


  • Hämelschenburg.

    Tolle Anlage


    am Ende des verliebenden Schlossparks,

    hast du dich in den Park verliebt, oder der Park in dich :schweg; ;)


    Eine durchweg lohnenden Führung. ;;NiCKi;:

    Auf jeden Fall :!!


    machen wir der einstigen Wasserburg Ohsen unsere Aufwartung.

    auch äußerst sehenswert ;;NiCKi;:


    Schloss Hastenbeck

    Ihr habt einen reinen Schoß- und Burgentag gehabt, aber der hat sich wirklich gelohnt ;;NiCKi;:


    Coppenbrügge.

    Was für ein netter Ort,


    das Wserbergland erinnert mich immer an meine Oma, sie hat in Bad Karlshafen gelebt und ich war oft dort ;;NiCKi;:

    • Offizieller Beitrag

    hast du dich in den Park verliebt, oder der Park in dich


    Danke, ich habe ein B gekauft. ;;NiCKi;:


    Ihr habt einen reinen Schoß- und Burgentag gehabt, aber der hat sich wirklich gelohnt


    Nicht nur dieser Tag. Wir bauen die Touren zumindest um eine herum.


    sie hat in Bad Karlshafen gelebt und ich war oft dort


    :EEK: Da kommen wir auch noch hin.


    Das hätte ich jetzt auch nicht gedacht, dass ich im "Amerika-Forum" eine Einführung in meine nähere Umgebung bekomme


    :gg:

    • Offizieller Beitrag

    Weserbergland - Hämelschenburg - Burg Polle



    Höhendifferenz

    49 Meter (Höhe von 66 Meter bis 115 Meter)
    Gesamtanstieg 558 Meter
    Gesamtabstieg 558 Meter

    Länge 85 km

    • Offizieller Beitrag

    Weserbergland – Weserradweg – Hämelschenburg nach Burg Polle



    Da wir vor 14 Tagen zu spät, zu spät bezogen auf den Sonnenstand, in Hämelschenburg an kamen und man dort obendrein kostenlos Parken kann, fahren wir heute von dort los. Dies mal schaffen wir es 90 Minuten früher, noch früher wäre aber noch besser gewesen, zumindest Mitte September.

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    der Schlossteich


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    Dann packen wir unseren Kram wieder in die Gepäcktaschen und rauschen durch den Wald wieder runter zur Weser. Unterbrochen durch einen kleinen Disput mit zwei Wanderer, die mir erzählen wollten wir wären zu schnell. Kann man auf einem Radweg zu schnell sein?
    In Bayern würden sie damische Rrrrindviecher dazu sagen, kennen wir ja in echt und live.


    Von der Weserbrücke grüßen wir nach Burg Ohsen hinüber und rauschen hinter der Brücke langsam um die Kurve auf den Weserradweg, der hier am Ostufer der Weser verläuft.


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    Die Fähre nach Burg Grohnde hat gerade Mittagspause, macht nix, wir fahren ja die gleiche Strecke wieder retour. Als der Radweg mal wieder das Weserufer verlässt, nehmen wir einen Pfad am Ufer entlang. Nach 17 km erreichen wir Hehlen und queren wieder die Weser um zum Wasserschloss Hehlen zu kommen, welches direkt an der Weser liegt und leider nur von außen besichtigt werden kann. Wenn man so will, ist es Bestandteil unserer Familiengeschichte, denn bis 1956 gehörte Schloss Hehlen den Reichsgrafen von der Schulenburg. Meine Mutter wurde auf einem Gut der von den Alvensleben wieder verheiratete von Schulenburg bei Magdeburg geboren und verbrauchte dort ihre frühen Jahren und später die Sommerferien bis sie zum Reichsarbeitsdienst musste. Während der Deutschen Teilung konnte sie dann dem Verfall des dortigen Gutshofs über die Jahre zusehen.

    Anm. 2020 inzwischen ist das Gut renoviert worden.


    Aber nun zurück nach Hehlen.

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    Als die von Frenke 1558 ausstarben, ging das Lehen an den Söldnerführer Reichsfreiherr von der Schulenburg über. 1564 bekam er das Befestigungsrecht, was ein hoheitliches Recht war. Begonnen wurde mit Scheune, Torhaus und Wirtschaftsgebäuden, das vierflügelige, quadratische Schloss wurde von 1579 – 1584 erbaut. Im wesentlichen wurde es unter Anleitung seiner Frau errichtet, denn Fritz bewohnte ein anderes Schloss. Auch Schloss Hehlen wird nach der Fertigstellung verputzt gewesen sein. Wie in Hämelschenburg schlug man den Putz Ende des 19. Jh. ab, weil man Bruchstein schick fand. Auf dem Dach liegen noch die alten dicken Bundsandsteinplatten und kein Schiefer.


    1956 mussten die von der Schulenburgs das Schloss verkaufen, besonders bitter, da die Ländereien im Osten verloren waren. Die Antiquitäten kamen auf den freien Markt, ein Teil der Bilder ins Landesmuseum Hannover, die Bücher in die Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Alles was außerhalb der Gräfte liegt ist frei zugänglich.

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    Der Käufer des Schloss war Inhaber einer Kaffeerösterei und so gibt es auch ein Cafe & Restaurant in einem Wirtschaftsgebäude.


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    Davor kommt schon Freiherr Graf von Münchhausen herübergeflogen.

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    Wir fahren wieder über die Weserbrücke zurück zum Weserradweg und winken noch einmal zum Schloss hinüber.

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    6 km Flussaufwärts erreichen wir Bodenwerder. Dort befindet sich auf der anderen Flussseite das Münchhausen Museum. Zeitgleich mit uns ist auch der Ausflugsdampfer Holzminden angekommen.

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    Hinter Bodenwerder verlässt der Radweg das Flussufer und verläuft über Wirtschaftswege durch Felder bis er in Rühle wieder das Ufer erreicht. In Rühle passiert etwas außer außergewöhnliches, wir Essen was! :EEK: Dort ist ein wunderschöne Imbissstand angelegt, da muss man einfach anhalten.

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    Nach 43 km erreichen wir den Wendepunkt der Tour, die Weserfähre Polle über die immer noch die Burg Polle wacht. Die Fähre ist eine Gierseilfähre, d.h. die Fähre „hängt“ wie eine Gondel an über dem Fluss gespannten Tragseile und nur durch die Strömung des Flusses erfolgt die Überfahrt. Gebühr für Radfahrer 1€, Pkw 2€.


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    Wir fahren aber heute nicht hinüber, das verschieben wir auf das nächste Mal, wenn wir von hier die nächste Etappe angehen. Mit der Geschichte einer der Stammburgen der Eversteiner Grafen quäl ich Euch dann beim nächsten Mal. :gg:


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    Mangels Alternative fahren wir nun den gleichen Weg wieder retour. :nw:


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    Allerdings klopfen wir diesmal an der Himmelspforte an :gg:

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    und kaufen ein Eis und lassen uns zudem den neusten Wetterbericht geben.


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    Der Stein ist vorhanden, trocken, wirft einen Schatten und bewegt sich nicht. Also keine Erdbebengefahr.


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    Wieder bei Burg Grohnde angekommen, erwischen wir noch die letzte Fähre, so mit ist klar, warum wir keine Zeit für Burg Polle diesmal hatten.


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    Wie die Weserfähre Polle ist auch diese Fähre eine Gierseilfähre,


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    nur legt sie hier direkt am Burgtor an. Seit der Zerstörung der Weserbrücke im Dreißigjährigen Krieg fährt hier nun schon eine Fähre, allerdings nur noch im Sommer. Schon unser Goethe soll hier mit einem Prahm übergesetzt haben.

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    Reste der mittelalterliche Brücke finden sich dort am Tor.


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    Wie Burg Ohsen, war auch Burg Grohnde einst auf einer Weserinsel gelegen. Und noch eine Gemeinsamkeit haben die Burgen, sind sie doch immer noch Domänen, also Eigentum des Landes Niedersachsen.


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    Nach der Schlacht um die Einnahme der Burg war es 600 Jahre ruhig in Grohnde, dann kam das AKW Grohnde, welches als letztes deutsche AKW vom Netz gehen wird.


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    Und dann sind wir auch schon wieder in Emmenthal. Nach 80 km ist der kurze Aufstieg zurück nach Hämelschenburg doch etwas mühsam.
    Egal, eine weitere Etappe ist vollbracht.

  • Wenn man so will, ist es Bestandteil unserer Familiengeschichte, denn bis 1956 gehörte Schloss Hehlen den Reichsgrafen von der Schulenburg. Meine Mutter wurde auf einem Gut der von der Schulenburgs bei Magdeburg geboren und verbrauchte dort ihre frühen Jahren und später die Sommerferien bis sie zum Reichsarbeitsdienst musste. Während der Deutschen Teilung konnte sie dann dem Verfall des dortigen Gutshofs über die Jahre zusehen.

    Das ist ja echt interessant =) .

    In Rühle passiert etwas außer außergewöhnliches, wir Essen was! Dort ist ein wunderschöne Imbissstand angelegt, da muss man einfach anhalten.

    Witzig. Von diesem Imbiss habe ich schon mehrfach gehört. Ich glaube, jeder, der mit dem Rad dort fährt, kehrt dort ein.

    Die Fähre ist eine Gierseilfähre, d.h. die Fähre „hängt“ wie eine Gondel an über dem Fluss gespannten Tragseile und nur durch die Strömung des Flusses erfolgt die Überfahrt. Gebühr für Radfahrer 1€, Pkw 2€.

    So etwas liebe ich an Flussradtouren. Leider gibt es das nicht mehr so oft.

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