Nachdem mein letzter Reisebericht (Antarktis) außerhalb von Nordamerika nicht so gut angekommen war bin ich mir nicht sicher ob Erlebnisse außerhalb von der USA und Kanada hier interessieren, ich probiere es trotzdem noch einmal mit meiner Spitzbergen Kreuzfahrt in 2012.
“Machen Sie auch bei dem Walfang-Ausflug mit?”
Das war für mich die beste Frage auf der Reise, aber nein, Wale wurden natürlich nicht gefangen auf meiner Mittsommer Reise im Juni 2012 nach den Färöer Inseln, Island, Spitzbergen & Norwegen mit der MS Delphin (ich denke die Dame meinte Walbeobachtung), ein relativ altes Schiff (gebaut 1975) und einer bewegten Vergangenheit, nach der Pleite des Betreibers Hansa im letzten Jahr versucht nun die neue Gesellschaft Passat ihr Glück. Da anscheinend die anfänglichen Buchungszahlen nicht zufriedenstellend waren wurden gute Angebote für die sommerlichen Touren angeboten, und da ich ein großer Freund von den europäischen nordischen Ländern bin konnte ich nicht widerstehen und buchte sofort die Reise.
"Schade dass der Flug zum Nordpol gestrichen wurde"
Wirklich schade für die gute Frau, aber an Bord wurde nur ein Flug zum Polarkreis gestrichen und auch zum Glück nicht mein Flug von Frankfurt nach Bremen, den zur Sicherheit buchte ich eine Übernachtung in Bremen um die Abfahrt des Schiffes ab Bremerhaven nicht zu verpassen, aber erst musste ich da mal hinkommen, und das erwies sich als zäh. Ein Unwetter tobte über Hessen, und ich war froh wie ich am Frankfurter Flughafen angekommen war. Dort jede Menge Verspätungen und lange Schlangen an der Security. Mit einiger Verspätung ging es dann endlich los, und nach der Landung in Bremen gab es wieder einen unfreiwilliger Aufenthalt, denn wegen einer Demo war die Innenstadt teilweise gesperrt und die Straßenbahn konnte nicht weiterfahren (um was es hier ging hatte ich nicht mitbekommen, ich hoffe doch das der Grund nicht mein Besuch in Bremen war). Nach ausgiebigen zehn Minuten Stadtbesichtigung ging es zur Schachte an der Weser um in einen der Biergärten zu sitzen, aber auch hier leider strömender Regen und nordische Kälte, wenigstens eine passende Einstimmung auf die Reise in arktische Gefilde. Gegessen wurde im fantastischen Restaurant "Zweiundzwanzig" (mittlerweile geschlossen), eine hervorragende Restaurantleistung die leider an diesem Abend von den Bremern nicht gewürdigt wurde, es waren nur drei Tische in dem sehr schönen Restaurant besetzt.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Zug nach Bremerhaven, dort hatte ich genug Zeit mir die Stadt anzuschauen, die mir aber irgendwie nicht gefallen hat, zu der Stadt hatte ich keinen Bezug gefunden und war froh dass ich in Bremen und nicht in Bremerhaven übernachtet hatte:
Durch einen Restaurantbesuch mit guter Scholle ging die Zeit dann aber doch recht schnell bis zur Einschiffung herum. Nachteil der Reise sind wegen der Entfernung die relativ vielen Tage auf See, bis zu unserem ersten Ziel den Färöer Inseln waren wir erst einmal zwei Tage auf hoher See, einen Lagerkoller hatte ich nicht bekommen und immer wieder was interessantes unternommen wie zum Beispiel diesen Bericht zu schreiben.
"Die Tour ist ja ganz schön, schade dass das Wetter nicht mitspielt"
Kommentar nach einem Ausflug bei strahlenden Sonnenschein auf den Färöer Inseln fast ohne Regen
Um die zugenommenen Kilos vom Vortag (Willkommensdiner) wieder wegbekommen buchte ich eine Aktivtour Wanderung bei der Reederei für meinen Aufenthalt auf den Färöer Inseln, die laut Programm sehr anspruchsvoll und anstrengend sein soll. Na ja Muskelkater hatte ich keinen danach, und die Wanderung war wunderschön bei tollem Wetter (ich habe keine Ahnung was von dem Kommentarsteller für ein Wetter erwartet wurde, den auf den Inseln regnet es recht oft), auf eigene Faust hätte ich die Wanderwege nie entdeckt und fand die Tour sehr gelungen:
Danach ging es noch paar Minuten durch die nette Altstadt von Tórshavn:
und wieder zurück auf das Schiff.
"Reykjavik ist nicht mehr und nicht weniger gefährlich als andere Reiseziele auch"
Belangloser und falscher kann diese Information aus einem Reiseführer über Island nicht sein, denn das Land ist eines der sichersten Länder der Welt, um
die Sicherheit muss man sich hier keine Gedanken machen. Der Empfang im Hafen von Hafnafjördur war sehr gastfreundlich, die einheimische Jugend machte schöne einstudierte Tänze für uns und es gab ein Begrüßungsgeschenk, sehr viel angenehmer als hunderte nervende und aufdringliche Taxifahrer an anderen Orten unserer Welt.
Durch meine viele Grönland Reisen mit Zwangsaufenthalt in Kopenhagen oder Reykjavik kenne ich mittlerweile viele der angebotenen Touren, bei dem Angebot der Reederei war jetzt nichts für mich dabei was ich schon immer mal machen wollte. So ließ ich mich mit dem Shuttlebus in die Stadt bringen und buchte spontan eine Tour zu einer Insel mit unzähligen Papageientauchern, die ich vorher nur von der Speisekarte und vom Geschmack her kannte. Obwohl ich mir dachte dass wir etwas näher an die Vögel kommen würden war die Tour recht interessant und kurzweilig, etwas schlechtes Gewissen hatte ich danach aber schon dass ich diese putzigen Tiere schon mal gegessen hatte, sorry an alle Papageientaucher dieser Welt, wird nicht mehr vorkommen, versprochen.
Danach hatte ich das einfachsten Date meines Lebens, auf der Frage nach der Adresse meines gebuchten Restaurants sagte die nette Frau dass sie auch dort Essen wollte und ob wir nicht zusammen sitzen wollen, was ein nettes Mittagessen ergaben hatte. Da ich aber nicht zum Heiraten nach Island gekommen war wurde schnell dann wieder Abschied gewünscht und ich spazierte noch etwas ziellos durch die Städte Rekjavik:
und Hafnafjördur:
"Wir mussten uns beschweren, die Klimaanlage im Bus ging nicht“
bei ca. 10 Grad plus in Ísafjörður / Island
Diese Probleme hatte ich in Ísafjörður:
nicht, denn zunächst war ich der einzige (zumindest an diesem Vormittag) der eine unorganisierte Wanderung zu einem Wasserfall gemacht hatte. Diese sollte nach Angabe der Touristeninformation vier Stunden dauern was recht knapp wegen einer anschließenden Tour war, ich schaffte es dann aber in nur knappen sportlich strammen drei Stunden, obwohl es (zumindest für mich) sehr anstrengend und steil war da man am Wasserfall:
noch weiter nach oben gehen kann und dann dort eine herrliche Aussicht genießen kann:
Danach war ich sehr froh keine weitere Aktivtour gebucht zu haben sondern eine Bootsfahrt auf die Vogelinsel Vigur, der sich sehr gelohnt hat, jede Menge Vögel (wenn auch die Papageientaucher weiter weg waren wie gedacht). Leider kann man auch nicht alleine durch die Gegend wandern und muss mit der Meute mitgehen was etwas genervt hatte, schön war es trotzdem vor allen wegen den Seeschwalben, gut vorstellbar daß Alfred Hitchcock hier seine Idee zu dem Film 'Die Vögel' bekommen hatte:
"Die heißen Quellen von Namaskard (nahe Akureyri) haben eine Temperatur bis zu 200 Grad minus“
Gemeint waren natürlich Plusgrade von dem Reiseleiter, der aber sonst recht gut über das Land und die Tour informierte. Diese ging an den See Mývatn mit drei Stopps, heiße Quellen:
Steinformationen:
und Pseudokrater:
und an den gewaltigen Goðafoss Wasserfall:
Bei zwei der Stopps war die Zeit allerdings zu knapp, Nachteil einer organisierten Tour. Danach hatte die Zeit noch für einen Stadtbummel gereicht (viel zu sehen gibt es allerdings nicht) und eine gute Forelle zum Essen mit isländischem Bier und dem 'schwarzen Tod', einem lokalen Schnaps bei guter Aussicht auf das Schiff und die Stadt.
Am nächsten Tag hatten wir dann noch das Glück einen Blick auf die Insel Jan Mayen zu werfen (die zwischen Island und Spitzbergen liegt), was an 350 Tagen im Jahr wegen Nebel nicht möglich ist:
Schade dass die toll und spannend anzusehende Insel so schwer zugänglich ist, für die Natur und die Tiere dort ist es wahrscheinlich aber auch besser so.
"Gehen Sie bitte sofort auf den Weg zurück!”
Apell unserer Schiffsreiseleitung an eine ortsansässige Forscherin in Ny-Ålesund auf Spitzbergen die ihrer Arbeit nachging
Nun ist leider Schluss mit lustig, den Spitzbergen war leider nicht der erhoffte Höhepunkt der Reise obwohl das Wetter und die grandiose Landschaft mitspielte, denn dort war es nicht so wie ich es mir erhofft hatte: Programmpunkte aus dem Katalog wurden nicht oder spät angekündigt, versprochene Sehenswürdigkeiten durften nicht betreten werden und die bei der Begrüßung angesprochenen Zodiactouren wurden auch nicht durchgeführt, schade.
Ny-Ålesund
Ein Trauerspiel was sich dort abgespielt hatte. Auf Grund von verständlichen Umweltregeln durften die Wege des Ortes und der Forschungsstationen nicht verlassen werden, was von der Schiffsreiseleitung sehr eigenwillig interpretiert und übermotiviert ausgeführt wurde, zum Beispiel wurde der Zugang zu öffentlichen ausgewiesenen Örtlichkeiten untersagt, was zu Überreaktionen auf Passagier- und Reiseleitungsseite mit lauten Schreitgesprächen führte (ich hatte mich gottlob herausgehalten aus dem ganzen Zirkus), selbst die Forscher wurden unnötig angemahnt (siehe Überschrift). Die Passagiere der beiden anderen Schiffe die nach uns eintrafen verteilten sich dann natürlich auf die für uns verbotenen Zonen und die Kaffeehausbetreiber freuten sich endlich Umsatz machen zu können.
Unabhängig davon stürmten gleichzeitig ca. 2.000 Personen aus drei Schiffen diesen Ort, ich kam mir mehr vor wie auf einer Kirmes als in der Arktis, eine Fahrt dorthin unter diesen Umständen ist von mir auf keinen Fall zu empfehlen:
Passage Lilliehook Fjord
Hier hat alles geklappt, der Fjord wurde vorher angekündigt, erklärt und danach bewundert, der am Ende des Fjordes befindliche Gletscher war sehr beeindruckend:
Magdalenen Bucht
Auch hier wieder Frust bei den meisten Passagieren, angekündigt wurde "...Sie werden Holzkreuze und Gräber sehen, die den Kampf zwischen Mensch und Natur bezeugen...ein Steindenkmal...ein Stand für heiße Getränke...kleine Wanderung...". Nach der aufwendigen Reede war vor Ort davon nichts zu sehen, es durfte sich nur in einem sehr überschaubaren Gebiet bewegt werden, keine der oben angekündigten Punkte wurde erfüllt, die Orte durften nicht besichtigt werden und man fühlte sich wie in einer Pinguinkolonie auf einer kleinen Eisscholle (dass es Pinguine nicht in der Arktis gibt ist mir durchaus bewusst). So macht das alles keinen Sinn und sorgt nur für Frust bei allen Beteiligten. Wir hatten alle Verständnis zur Bewahrung dieser einmaligen Natur, aber dann sollte im Vorfeld nicht die Erwartungen so hoch geschraubt werden. Viel effektiver wäre statt diesem Aufenthalt eine Fahrt entlang des Gletschers, sei es mit dem Schiff oder den Zodiac-Booten, so wäre allen Beteiligten und auch der Natur sehr gedient:
Longyearbyen
Hier kann die Reederei nichts dafür dass ich schon drei Mal den überschaubaren Ort besucht hatte und eigentlich alles sehenswertes kannte, so wurde es nur eine Erinnerungstour ohne neue Erkenntnisse. Greenpeace inspizierte uns per Boot, fand aber nicht dass eine ihrer bekannten Aktionen notwendig wurde:
Passage Barentsburg
Auch hier lief nicht alles perfekt, der Ort wurde bereits eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft ohne eine Vorabinformation erreicht, ich sah die ersten Gebäude der russischen Industriestadt überraschend aus meinem Kabinenfenster. So stürmte das halbe Schiff wie ich auch im Weltrekordtempo nach draußen (zur Olympiade dürfte es trotzdem nicht reichen) und schaute sich die durchaus sehenswerte und interessante aber alles andere als schöne Stadt an:
"Deutschland wird Europameister“
Allgemeine Stimmung auf dem Schiff Richtung Nordkap vor dem Halbfinale gegen Italien
Auf den Weg zum Nordkap waren dann erstmals und einmalig auf der Reise Winde bis zur Stärke sechs, was uns Seebären aber nichts ausmachte. Die ganze Reise über hätte ich allerdings keine große Lust gehabt mir das ständige Schaukeln anzutun, aber gottlob glich der Rest der Reise eher einer Fahrt durch die Badewanne.
Nach einer eindrucksvollen Passage zum Ansehen des Nordkaps:
war dann der nächste Stopp ein kurzer Aufenthalt in Honningsvåg, der von den meisten Passagieren als Ausflug zum Nordkap genutzt wurde. Das kam für mich nicht in Frage (wir fuhren ja kurz vorher vorbei) und dann gab es zur gleichen Zeit noch das EM Halbfinale Deutschland gegen Italien. Hier musste ich mich dann wieder über die Reederei ärgern die alles versuchte dass wir Passagiere das Spiel nicht sehen konnten (wegen Störsendern und Funklöchern gäbe es keinen Empfang und in der Stadt wären angeblich alle Räume ausgebucht). Mein WLAN mit dem ich das Spiel eigentlich schauen wollte funktionierte aber einwandfrei bis kurz vor dem Spiel, ohne dass wir die Position geändert haben wurde aber kurz vor dem Spiel das schiffsinterne WLAN Netz für mich unverständlich abgeschaltet. Also doch in die Stadt und da entdeckte ich in einem großen Raum in einem Hotel die Schiffsmannschaft die sich bei viel Platz das Spiel in aller Ruhe anschaute. Wenigstens wurde ich geduldet und durfte mir mit das Spiel anschauen, der Rest der Fußballfans blieb auf dem Schiff und hörten sich das Spiel am Radio an, das war nun wirklich kein guter Service des Schiffes.
Das Ergebnis des Spieles sollte ja bekannt sein und erhöhte nicht meine Laune, die sich erst dann besserte als ich noch einen Pub erstürmte der gute Livemusik anbot mit einer tollen Stimmung, wenigstens etwas für das Honningsvåg für mich gelohnt hatte.
"Wettervorhersage für Geiranger am 30.6: Dauerregen“
Jetzt aber wieder zu angenehmeren Themen: Durch die schöne Naturtour auf den Färöer Inseln war ich ermutigt auch hier eine Wanderung am Berg Westeras zu buchen. Durch die Wettervorhersage (siehe Überschrift) war ich allerdings sehr skeptisch ob dies eine gute Idee war, denn im strömenden Regen durch die Gegend zu tappen ist ja nicht unbedingt ein Hochgenuss. Aber wie es im Norden oft ist haben sich zum Glück die Wetterfrösche getäuscht und die Wanderung war ein voller Erfolg bei tollem Wetter mit schönen Ausblicken auf den Geirangerfjord und einen Wasserfall. Als Belohnung waren wohl auch paar Gramm weniger als vorher auf der Waage, was wahrscheinlich aber nur ein Bruchteil dessen war was ich vorher durch das leckere Essen zugenommen hatte:
"Das ist doch nur so eine Phrase“
Antwort der Reiseleitung warum Tromsö nicht angefahren wird auf dieser Reise obwohl es im Katalogtext steht
Nun paar kurze Worte zum Schiff:
Das Essen war wunderbar und abwechslungsreich in Gemeinsamkeit mit sehr netten Tischnachbarn, ich freute mich immer darauf. Der Zimmerservice war sehr aufmerksam und freundlich, meine Außenkabine war geräumig. Im Restaurant und an der Bar war der Service meist in Ordnung, (zum Glück seltene) negative Ausnahmen gab es aber auch. Mit der Reiseleitung hatte ich etwas Probleme, manchmal gab es seltsame Antworten (siehe oben) und die Ereignisse in Spitzbergen und am Nordkap kann ich bis heute noch nicht ganz nachvollziehen. Bei den 'normalen' Ausflügen war jedoch alles in Ordnung. Grundsätzlich ist das Schiff aber zu empfehlen.
"Auf Wiedersehen MS Delphin und Bergen“
Nach über zwei Wochen Kreuzfahrt war für mich die Reise dann in Bergen (geplant) zu Ende mit einem Nonstop-Flug nach Frankfurt, während meine Mitreisenden sich die Stadt und Umgebung ansahen und danach nach Bremerhaven zur Ausschiffung fuhren. Statt einer anfänglichen Traumreise war es letztendlich durch die Vorkommnisse in Spitzbergen und am Nordkap nur eine schöne Reise, aber das ist ja immerhin auch was. Ein schöneres Wetter wie wir gehabt haben ist kaum zu wiederholen, hier haben wir wirklich ein Riesenglück gehabt und deshalb bin ich im Nachhinein froh auch diese Reise durchgeführt zu haben. Es fehlte nur jemand der mir einen vernünftigen Diätplan erstellte um die zugenommenen Kilos wieder loszuwerden...