Amerikanische Trucks - Warum gibt es in Deutschland keine Hauber ?

  • Inhaltsverzeichnis klick drauf.


    Teil 1 Amerikanische LKW - Warum gibt es in Deutschland keine Hauber ?
    Teil 2 Amerikanische LKW - Longer Combination Vehicles. Tabellen erlaube Trailer Kombinationen.
    Teil 3 Amerikanische LKW - Freihtliner produziert weiterhin den Langhauber ! Der neue Coronado.



    Teil 1. Amerikanische LKW - warum gibt es in Deutschland keine Hauber ?

    91d4d244609c6b2d3d81b7e62fc8fb8f62d87db5.jpg


    838265cbc1cc566c36afcae15df0ccd4dc39ba5f.jpg


    Bullige Kastenform mit vielen Ecken und Kannten, riesige seitliche Auspuffrohre und große Haube.
    Leider sieht man in Deutschland sehr selten solch einen oder ähnlichen Truck fahren.
    Bis Mitte der 50er Jahre waren Hauber zwar im deutschen Straßenbild zu sehen, aber dann wurden neue Gesetzte erlassen und somit der Hauber ade.
    Wenn man heut zu Tage mal einen auf der deutschen Straße trifft, dann eher einen Oldtimer oder einen der neumodischen Volvo
    welche nun auch den amerikanischen Markt überschwemmen und das Straßen- und Autobahnbild zieren.
    Diese Ur-Trucks verschwinden nun nach und nach von den US Straßen.


    DSC04339.JPG


    d39264448c4a40dd5a8c83dbb53d05cf164b2e00.jpg


    Warum gibt es denn eigentlich in Deutschland diese geilen Fahrzeuge nicht ?


    Das ist recht schnell und einfach erklärt.
    In Deutschland sind seit 1986 die LKW regulär auf 40 Tonnen Gesamtgewicht begrenzt.
    Ausnahmen bilden angemeldete Schwertransporte und in einigen Bundesländern zum Test die neuen Gigaliner.


    Die reguläre Länge beträgt in Deutschland
    16.50 Meter für Sattelzüge
    18.75 Meter für Hängerzüge/Gliederzüge


    Würde man nun anstatt eines Frontlenkers/Plattnase einen Hauber nutzen, würden allein für diese schon 4 Eurostellplätze wegfallen.
    Nun wird noch der Platz für die oft in USA gesehene große Kabine hinter dem Fahrerhaus abgerechnet, entfallen nochmals gut 6 Europaletten Stellplätze.
    In Deutschland wäre der Spediteur also schnell pleite.


    In den USA ist das Ganze wie folgt geregelt.
    Ein normaler Sattelzug hat ein Gesamtgewicht von 36 Tonnen.
    Die Länge des Aufliegers ist auf 14,63 Meter begrenzt.
    Allerdings gibt es keine Begrenzung der Länge der Zugmaschine.
    Wird sich also an das Gesamtgewicht und an die Aufliegerlänge gehalten,
    kann man nicht nur eine Haube an den LKW bauen, sondern die Kabine wie oft zu sehen in Größe eines kleinen Wohnmobils wählen.
    Im Grunde steht die Länge der Zugmaschine jedem Unternehmer offen.

  • Teil 2 Amerikanische LKW - Longer Combination Vehicles


    Das die Zugmaschinen in Ihrer Länge nicht begrenzt sind, hatte ich ja schon geschrieben.

    Hier 2 schöne Beispiele , wie groß die Kabinen hinter den Führerhäusern sein können


    ejbjx4d4~0.jpg


    056.jpg



    Der durchschnittliche oder normale Sattelzug in den USA besteht aus einer 3 achsigen Zugmaschine und einem 2 achsigen Auflieger.

    Gegenüber dem durchschnittlichen deutschen Sattelzug , der eine 2 achsige Zugmaschine und einen 3 achsigen Auflieger hat.


    Zudem werden bei der US Zugmaschine beide Hinterachsen angetrieben. Im Normalbetrieb nur eine und bei Bedarf, schaltet die 2. Achse zu.


    Natürlich gibt es auch in den USA Sonderregelungen. So hat jeder schon einmal Sattelzüge mit 2 oder 3 Trailern gesehen.

    Diese Sonderregelungen gibt es aber nicht in allen Bundesstaaten.

    Die Unternehmer müssen nun abwegen ob die Transporte nur in dem jeweiligem Home Bundesstaat durchgeführt werden sollen oder ob sich das Umfahren anderer Bundesstaaten lohnt.


    Es gibt folgende Zugmaschinen- Auflieger - Hängerkombinationen für die sogenannten Longer Combination Vehicles.


    5 Axle Semitrailer


    DSC03360.JPG


    7 Axel Double Rocky Mountain Double


    010.JPG


    8 Axel Double



    444862d6a16e5c4ef649ec1bdb248fa05b40cb78.jpg


    9 Axel Double Turnpike Double


    P1150884.JPG


    10 Axle Double


    DSCN6709.JPG


    Triple Combination


    IMG_5852.JPG


    Von den Longer Combination Vehicles sind Rocky Mountain Double und Turnpike Double am weitesten verbreitet .



    Gegenüber dem meistverbreiteten normalen 36 Tonnen Semitrailer , gibt es also mit den Ausnahmeregelungen der Longer Combination Vehicles nun auch größere Gesamtgewichte der Züge.

    Allerdings dürfen auch diese massigen Züge die zulässige Achslast nicht überschreiten.

    Damit dieses Gesetz eingehalten wird, gibt es Flächendeckend in den Staaten Wiegestationen.

    Diese sind auf allen Interstaates und größeren Highways sowie auf Highways mit Staatesgrenzen Verbindung anzutreffen. Die Fahrer sind verpflichtet diese Wiegestationen anzufahren.


    Während die deutsche Achslast auf 11,5 Tonnen pro Achse begrenzt ist, liegt die amerikanische bei 9 Tonnen pro Achse.

    Das spiegelt sich auch in den Achsanlagen der Fahrzeuge wieder.

    Deutsche Zugmaschinen mit nur eine Hinterachse und amerikanische Zugmaschinen mit zwei Hinterachsen.

    Genau so verhält es sich auch bei den Hängern.


    Die Regelung besagt, dass die amerikanische Doppelachslast auf 15,4 Tonnen begrenzt ist.

    Im Vergleich immer noch recht wenig gegenüber der deutschen Einachslast von 11,5 Tonnen.

    Der Grund ist recht simpel und auch den hat schon jeder gesehen.

    Der Aufbau der amerikanischen Fahrbahnen ist nicht annähernd so gut wie der in Deutschland.

    Der Unterbau fällt viel dünner aus und darum halten die amerikanischen Straßen auch nicht so viel Gewicht wie die deutschen Straßen aus.




  • Wird sich also an das Gesamtgewicht und an die Aufliegerlänge gehalten,
    kann man nicht nur eine Haube an den LKW bauen, sondern die Kabine wie öfter zu sehen in Größe eines kleinen Wohnmobils wählen.


    Was ist denn unter der Haube? Hat das irgendwelche Vorteile???


    Danke übrigens für die ausführliche Dokumentation! Solche Begegnungen sind ja schon interessant. Da lernt man die USA mal aus einer ganz anderen Perspektive kennen. :clab:

  • Was ist denn unter der Haube? Hat das irgendwelche Vorteile???


    Mal grob gesagt.


    Die Hauber haben den Motor vor dem Führerhaus eingebaut. Das Getriebe tief unter dem Führerhaus.
    Somit hatten diese früher schon einen freien Durchgang vom Beifahrer zum Fahrer.
    Darum sind die Führerhäuser auch immer so niedrig geblieben.


    Die Plattnasen hingegen haben Motor und Getriebe unter dem Führerhaus.
    Somit gab es einen Getriebetunnel welcher den Durchgang vom Fahrer zum Beifahrer verhinderte oder behinderte .
    Aus diesem Grund sind die Fahrerkabinen auch immer höher geworden und nun auf knapp 4 Meter .
    Damit kann man bei den neuen hohen Führerhäusern nicht nur aufrecht stehen, sondern auch ohne Tunnel durch gehen.


    Bei einer Reparatur an einem Hauber öffnet man die Motorhaube entweder auf beiden Seiten oder klappt sie komplett nach vorn oder man nimmt sie ganz ab.
    Somit können alle Gegenstände im Führerhaus liegen und stehen gelassen werden.
    Bei den Plattnasen wird das ganze Führerhaus nach vorn geklappt. Somit müssen die Fahrer entweder alles aufräumen und in Staufächer packen oder das Führerhaus ausräumen.

    Bei einem Unfall mit PKW, haben die Fahrer im Hauber wie auch in der Plattnase mehr als nur gute Chancen ohne Verletzungen davon zu kommen.

    Der Hauber hat die große Schnauze und bei der Plattnase fährt der PKW unter den Fahrgastraum.
    Bei großem Transporter sieht das schon schlechter für die Plattnasen aus.
    Und bei einem Auffahrunfall LKW auf LKW ist bei den Plattnasen meist Game over.
    Wobei der Hauber Fahrer wohl bessere Chancen hat.

  • Danke für die Erklärung


    Immer gern.

    Du weißt ja eine ganze Menge über diese Trucks


    Nicht wirklich. Ich tu bloß so.

    Hoffentlich verschwinden sie nie von den Highways! Dann würde echt was fehlen!


    Japp. Die gehören dazu.

  • Versteh ich das richtig, Bob ist in Rente und sein ganzer Fuhrpark ein Museum und wer möchte, darf es besichtigen?


    Er hat mir gesagt, dass Er 38 Jahre im Truck Geschäft war und es Ihm nun reicht.
    Die Fahrzeuge stehen auf dem Platz direkt an der Straße und sind somit ein Foto Motiv für die Touristen.
    Er freut sich immer, wenn jemand Interesse zeigt und gibt gern Auskünfte über die Trucks.
    Wenn man möchte, holt Er die Schlüssel und man kann sich die Zugmaschinen von innen betrachten und Probesitzen machen. ( Ich/wir brauchten gar nicht fragen, Er kam gleich mit den Schlüsseln an )
    Die 3 Roten sind wohl noch im Einsatz im Verleih.


  • Er hat mir gesagt, dass Er 38 Jahre im Truck Geschäft war und es Ihm nun reicht.
    Die Fahrzeuge stehen auf dem Platz direkt an der Straße und sind somit ein Foto Motiv für die Touristen.
    Er freut sich immer, wenn jemand Interesse zeigt und gibt gern Auskünfte über die Trucks.
    Wenn man möchte, holt Er die Schlüssel und man kann sich die Zugmaschinen von innen betrachten und Probesitzen machen. ( Ich/wir brauchten gar nicht fragen, Er kam gleich mit den Schlüsseln an )
    Die 3 Roten sind wohl noch im Einsatz im Verleih.


    Haiko, das wäre doch der Job für dich, du kümmerst sich um den Glanz und die Sauberkeit der Autos, innen und außen und schmierst ab und zu die Motoren und wenn Leute kommen, gibst du denen den Schlüssel und sie können Probesitzen und der Chef erzählt dann die Geschichten dazu. ;;PiPpIla;;

  • Der Aufbau der amerikanischen Fahrbahnen ist nicht annähernd so gut wie der in Deutschland.
    Der Unterbau fällt viel dünner aus und darum halten die amerikanischen Straßen auch nicht so viel Gewicht wie die deutschen Straßen aus.


    Ups, das wusste ich noch nicht! Wieder was gelernt!


    Danke auch für den interessanten Bericht zu den Trucks, Haiko! War echt spannend zu lesen und die Fotos sind auch klasse! :clab: :clab: :clab:


    Auf jeden Fall werde ich mir jetzt drüben mal die Trucks genauer ansehen. ;;NiCKi;:


    Ich find's auch klasse, was du alles dazu weißt! Respekt! :!!



    Bist du drüben auch schon mal einen Truck gefahren bzw. in einem mitgefahren?

    • Offizieller Beitrag

    Der Aufbau der amerikanischen Fahrbahnen ist nicht annähernd so gut wie der in Deutschland.


    Darum sind sie auch schneller fertig :nw:

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!