Lower Paria River: White House TH - Middle Route - White House TH

  • Als Erstes - vielen Dank an die Mitglieder dieses Forums, die uns mit Ihren Erfahrungen, Tips und Hinweisen zur Seite standen und uns animierten, im wunderschönen Südwesten der USA zu wandern.



    Im Morgengrauen, bei hoher Luftfeuchte wandern wir vom White House Trailhead, GPS: 12S 0420917.7 4103879.7, in den Paria River und folgen seinem Verlauf nach Süden. Das Unwetter vom Vortag hat ganze Arbeit geleistet. Überall Slick und der Fluß führt noch genügend Wasser, stellenweise bis zu 30 cm Tiefe. Per trockenem Fuß bis zur letztjährigen Aufstiegstelle, GPS: 12S 0421399 4102548, zu kommen – unmöglich. Jetzt schon Wading Shoes anziehen? Nö – kein stetiges „Bäumchen wechsel Dich“. An einer geeigneten Stelle queren wir über einige größere Steine den Fluß und suchen uns einen neuen Aufstieg, GPS: 12S 0421240.2 4102804.8. Steil geht es einen sandigen Hang in Richtung Südwest hinauf, die Wanderstöcke erweisen sich wieder einmal als sinnvolles Equipment. Nach ca. 3 min sind wir am Rim angelangt, GPS: 12S 0421178.2 4102764.9. Die nächsten 0,22 mls wandern wir in Richtung Südsüdost, dann weiter nach Südost, bis wir einen Wash erreichen, durch den auch der Old Spanish Trail führt, GPS: 12S 0421220.0 4102303.5. Die Richtung beibehaltend sind wir nach ca. 25 min an Calf Spring angelangt. Calf Spring sind natürliche Ponds, die wohl von einer Quelle gespeist, einst auch als Viehtränke genutzt wurden. Im Schatten eines kleinen Hoodoo-Massives ist erst einmal eine Rast angesagt, GPS: 12S 0420737.1 4101848.0.

    Frisch gestärkt verlassen wir das Areal und wandern weiter nach Südsüdwest, bis wir auf eine Sand Road (BLM 750) stoßen, die Powerlines sind der Orientierung dienlich, deren Verlauf ca. 1,5 mls zu folgen und eine Höhendifferenz von ca. 373 ft zu überwinden ist. Nach wenigen Minuten passieren wir die Stelle, von der man nach Süden in Richtung The Dive und Cobra Arch wandern kann. Bei GPS: 12S 0419012.6 4100344.6 verlassen wir die BLM Road 750 in Richtung Süden, bis wir den Rim von The Dive erreicht haben, GPS: 12S 0418779.1 4099762.7.

    Wir befinden uns jetzt in der Nähe des Old Spanish Trail. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf den White Pocket Butte, Steamboat Rock und das Top Rock Massiv. Wir steigen in The Dive ab, Südsüdwest, bis wir einen Wash erreichen GPS: 12S 0418529.1 4099493.7. Den kontrastreichen, teils kaskadierenden Verlauf folgen wir talabwärts ca. eine halbe Meile, dann geht es weitern nach Süden. Der nächste markante Punkt ist eine im Osten liegende Butte–Gruppe GPS: 12S 0417909.5 4098846.6. Am GPS–Punkt: 12S 0417911.0 4098667.2 verlassen wir den Wash ca. 300 ft nach Südosten, weiter nach Osten. Cairns weisen teilweise den Weg. Bis zum Abstiegsplateau von Middle Route, GPS: 12S 0418060.5 4098547.4, sind es noch ca. 600 ft.

    Nach ca. 5,20 mls und 3 h 20 min sind wir an unserem 1. Etappenziel angelangt. Bei einer Rast, an der Ostwand von Middle Route, genießen wir bei Sonnenschein den herrlichen Ausblick in und um die Buckskin Gulch. Auch einige Panels mit Petroglyphen sind zu sehen.
    Vorbereitung auf den Abstieg in die Gulch. Vor uns liegt eine steile Wand mit schmalen Sandsteinrippen. Viele nutzen diesen Weg, in dem sie hier vorsichtig absteigen und die Ausrüstung vorher mit einem Seil ablassen.

    Wer nicht gerade ein monströses Trekkingpack mit sich führt, wandert ein paar Yard weiter zu diesem unscheinbaren, engen und treppenartig sehr steil nach unten führenden Slot, durch den man auf die nächste Ebene gelangt.

    Kleine Personen wie ich (1,69 m) werden dabei etwas Mühe haben, da die Stufen im Slot teilweise höher als 60 cm sind. Auf der Ebene angekommen orientieren wir uns an den markanten Cracks in der Wand von Middle Route,

    bzw. an dem „Auge“ in der Sandsteinrippenwand im Norden (links). Am „Auge“ angekommen steigen wir vorsichtig über Sandsteinrippen auf die letzte Ebene vor der Gulch ab, die auch gern zum Übernachten bei einer mehrtägigen Wanderung, oder als Zufluchtspunkt bei Unwettern genutzt wird. Jetzt heißt es Gepäck ab und aufpassen. An den Sandsteinrippen entlang geht es vorsichtig, Schritt für Schritt, nach unten. Dabei sind die Sandsteinrippen, die noch etwas feucht vom Vortag sind, mit dem Fuß vom feinen Flugsand, der sich hier überall abgesetzt hat, zu befreien – sonst wird es rutschig! Heike setzt das Gepäck nach, ich helfe ihr beim Abstieg und das Bett der Buckskin Gulch ist erreicht.

    Für den Gesamtabstieg benötigten wir ca. 30 min. Während einer kleinen Pause besichtigte ich noch schnell ein weiteres Petroglyphen–Panel, vis-à-vis der letzten Ebene. Der Boden der Gulch ist feucht und von Pfützen verziert, die das gestrige Unwetter hinterlassen hat. Die Narrows in Richtung Wire Pass sind ebenfalls verschlammt – Gepäck auf und rein in´s Canyon-Abenteuer. Ein kurzer Blick auf die Uhr – kurz nach 10 Uhr ist es, mal sehen was die nächsten 5,5 mls zur Confluence bringen. Der Canyon verengt sich zusehends es wird merklich kühl und dunkel. Die Canyonwände im unteren Teil durch die Naturgewalten bizarr geformt, ragen steil, sich nach oben verengend in den Himmel und geben ihre einzelnen Gesteinsschichten preis - phantastisch.

    Apropos Himmel. Wohl etwas übertrieben, es dringt kaum Licht in den Canyon. Der Canyon wird etwas weiter, wir erreichen nach ca. 40 min einen Chokestone, der den Weg blockiert, aber mühelos zu umgehen ist. Der Canyonboden besteht aus einer rötlich – slickigen Konsistenz, kleine Pools tuen sich hier und da auf. Zeit um auf die Sandalen zuwechseln. Der nächste Pool wartet. Das Wasser ist kühl und knietief, aber nicht unangenehm. Es ist 11:50 Uhr. An dieser malerischen Stelle erst einmal eine kurze Pause. Die Wanderstiefel in Plastiktüten verstauen und über die Rucksäcke binden. Weiter geht es mal über Slick, mal über weiß schimmerndes Geröll und durch kleine Pools. Eine Stunde später sind wir kurz vor den Boulder–Narrows angelangt. Mitten im Weg liegt ein einsam und verlassen ein Reifen eines 4WDs – was die Leut´ hier alles verlieren …

    In den Narrows, teilweise nur ca. einen Meter breit, steht das rotbraune Wasser teils knietief. Kaum ein Sonnenstrahl dringt nach hier hindurch und verleiht diesem Ort einen höhlenähnlichen Charakter – weit und breit keine Menschenseele. Es wird weit und hell im Canyon. Wir haben Boulder Jam erreicht. Der durch einen riesigen Felsblock versperrte Lauf der Gulch gleicht einem Bollwerk aus Stein, Sand, Treibholz und versteckten Wasserlöchern. Vorsichtig – mit Sandalen macht das nicht unbedingt Spaß, „tasten“ wir uns hoch auf die linke Seite des Felsblocks. Die kleinen Wasserlöcher haben es in sich. Getarnt von Treibgut, einer Matte gleichend, geben die ihr Inneres erst preis, wenn man (oder Frau) darauf tritt. Auf dem Boulder angekommen, erspähen wir die zwei Seile, an einem steinernen Auge angeschlagen. Kurzer Check - ihr Zustand ist passabel, so daß unser Seil am Rucksack bleiben kann. Gepäck ab und runterklettern. Die Moqui-Steps auf der rechten Seite sind wohl mehr zum Aufsteigen gedacht und mir nicht dienlich. Heike reicht das Gepäck nach, schwingt sich ins Seil und ist, eh ich mich versah, unten. Wir suchen uns ein sonniges Plätzchen zur Rast, denn der Magen knurrt. 13:45 Uhr brechen wir auf. Im wadentiefen Wasser erreichen wir einen Chokestone, der wie ein Keil im Canyon steckt und an dessen rechter oberer Seite ein altes Blechfass seine Ruhestätte gefunden hat. Wir laufen bequem drunter durch und erreichen 20 min später wieder eine Engstelle in der Gulch, die durch einen Pool zusätzlich blockiert ist. Mit meinen Wanderstöcken prüfe ich die Tiefe – bis zu den Oberschenkeln würde es geh´n, also kann das Gepäck auf dem Buckel bleiben. Nach zwei kleinen Schritten im Pool geht plötzlich die Fuhre ab. Quicksand! Plötzlich stehe ich bis zur Hüfte in der Brühe. Heike zwängt sich schnell durch eine kleine Öffnung links vom Hindernis und nimmt mir, vis-à-vis, einen Teil des Gepäcks mittels Wanderstock ab. Den Rucksack über den Kopf haltend taste ich mich zur anderen Seite vor. What a Feeling! Der weitere Weg in der Gulch ist mal slickig, mal steinig.

    Die Wände ragen vertikal steil nach oben. Die Farben variieren in Braun- und Gelbtönen, teils versehen mit metallisch glänzendem Varnish. Im Schein der Sonne entstehen die herrlichsten Kontraste. In einzelnen Felsspalten gedeihen Bäume und Gebüsch, die mit ihrem satten Grün das Ganze abrunden. Der Canyon wird weiter und erstrahlt in einem rötlich Licht, durch die sich an den Wänden reflektierende Sonne. Wir haben den Campground, 0,5 mls, vor der Confluence erreicht. Es ist 14:50 Uhr. Bei einer kleinen Rast genießen wir die Umgebung. Leider herrscht hier keine Ruhe. Ein Trio Krähen spektakelt lautstark. Plötzlich Stimmen aus der Ferne. Ein Pärchen kam regelrecht angestürzt. Kurzer Small Talk. Sie waren mit Ihrer Mutter und jüngeren Geschwistern vom Wire Pass gestartet und suchten eine Quelle, da Ihnen das Wasser ausgegangen war. Die Seeps hatten sie nicht gefunden. Sie verabschiedeten sich und einer der Geschwister gesellte sich zu uns, um auf den Rest der Truppe zu warten. Er fragte uns, woher wir seien. Aus Deutschland, entgegneten wir ihm. Ungläubig schaute er uns an und sagt: „Ihr kommt extra aus Deutschland, um hier zu wandern?“ Das konnte er nicht begreifen. Genug geschwätzt. Uns zieht es zum zweiten Etappenziel die Confluence Buckskin Gulch - Paria River, die wir alsbald erreichen und kaum wiedererkennen.

    Wo im vergangenen Jahr noch ein Rinnsal durch die hellen, kleinen Sandbänke floß, hatte der Paria River alles verwüstet. Slick, wohin das Auge auch blickt. Eindrucksvoll wird uns gezeigt, warum die Paiute–Indianer diesen Fluß Paria (Pahreah) - schlammiges Wasser nannten. Jetzt liegen nur noch ca. 7 mls bekannte Strecke flußaufwärts vor uns, die uns von der letztjährigen Wanderung White House – Confluence Paria River gut im Gedächtnis erhalten geblieben ist. 15:40 Uhr sind wir am Slide Rock Arch angelangt, der in der Sonne strahlt. Der weitere Weg zum White House CG erfolgt, bei 32° C, wechselseitig zum Wasserlauf des Flusses und wird von mir, durch einige unfreiwilligen Tanzeinlagen à la Fred Astaire interessanter gestaltet. Heike biegt sich vor Lachen und ich war froh, keine Bekanntschaft, längsseits, mit dem äußerst glatten und rutschigen Untergrund zu machen.

    2.5 h später sind wir an der Paria Window Section, einer Reihe mannhoher Höhlen auf Flußbettniveau, angelangt und genießen in deren Schatten eine ausgiebige Rast. Plötzlich ist das Pärchen vom Buckskin CG wieder da. Auf unsere Frage, wo denn ihre Familie sei, erklärten sie uns, daß die sich am Buckskin CG ausruhen und dann langsam in Richtung White House weiter wandern wollen. Die Zwei hatten keine Quelle am Paria gefunden und wollen sich am White House CG versuchen. Wir sagten ihnen, daß die nächste Möglichkeit erst an der Paria Contact Station sei, da es am White House nichts gibt. Trinkwasser hatte sie auch keines mehr, so daß sie die 2 Flaschen, die wir ihnen anboten, dankend annahmen, regen Gebrauch davon machten und sich gleich wieder auf den Weg begaben. Auch wir rüsten uns für die letzte Etappe. Noch 1,5 mls liegen vor uns. Gegen 19:15 Uhr erreichen wir White House CG. Nach dem Austragen am Trailregister gilt nur noch eines – raus aus den Klamotten und was Kaltes trinken und duschen. Ein riesiger Vorteil, wenn man mit dem rollenden Häuschen unterwegs ist. Langsam kehren die Kräfte wieder zurück und wir können diesen einzigartigen Tag in Revue passieren lassen. Fazit: Eine lange, sehr beeindruckende und herausragende Tageswanderung mit schwierigen Passagen. Highlights: Middle Route und Wandern in einem einmaligen, phantastischen Canyon - absolut empfehlenswert. Roundtrip. Wegstrecke insgesamt: ca. 18 mls Zeitbedarf insgesamt: ca. 13,5 h

  • :clab: :clab: :clab:
    Wow!
    Michel, da habt Ihr aber eine Wanderung gemacht!
    Werde ich nie machen und bin beeindruckt!
    Herzlichen Dank für diese informative und sehr interessante Dokumentation :!!
    Große Klasse!


    Am meisten hätte es mir glaub vor den Wasserlöchern gegraust, was da evtl. so alles vergnügt drin rumschwimmt.
    Und dann noch die Story mit dem Quicksand :EEK:


    Wirklich eine tollt Tour!
    :resp:

  • Hi Michel,
    vielen Dank für den Bericht!
    Dieser schließt eine Lücke in unserem diesjährigen Urlaub! ;)
    Denn vom Middle Route Exit in den Buckskin zu klettern haben wir uns nicht getraut!
    Wir haben allerdings eine Nacht am White House Trailhead verbracht, und sind dann vom Wire Pass Trailhead etwa eine Stunde im Buckskin nach Süden gelaufen. Der Abstieg durch den Wire Pass Slot war aber auch schon recht tricky. Der Canyon war wirklich beeindruckend.
    Wir waren dann auch noch in der Nähe des Middle Route Exit, als wir zum Cobra Arch gelaufen sind. Dort haben wir dann auch noch mal einen Blick von oben in den Slot geworfen. Er war schon ziemlich beeindruckend tief!
    Pools hatten wir im oberen Teil des Buckskin jetzt im September übrigens so gut wie keine!
    Als wir auf White House Campground übernachtet haben, war gegen 21 Uhr auf einmal Polizei und Krankenwagen dort. Dann haben sie einen Fotografen und erfahrenen Wanderer aus Kalifornien abbefördert, der den Paria River bis zur Confluence an einem Tag hin und zurück gelaufen ist (20 Meilen, glaube ich), und die letzten drei Stunden ohne Wasser war. Er war völlig dehydriert und hatte schlimme Beinkrämpfe! Es ist also auch wichtig, auf so einer Tour immer genügend Wasser dabei zu haben!


    Viele Grüße
    Katja

  • Hallo Silke,


    freut uns, daß Dir unser kleiner Bericht gefällt.

    Zitat

    Am meisten hätte es mir glaub vor den Wasserlöchern gegraust, was da evtl. so alles vergnügt drin rumschwimmt.


    Das Wasser war relativ "frisch" vom Vortag und sogar erfrischend; denn die Socken haben ganz schön "gequalmt".


    @ Katja: Gern geschehen.

    Zitat

    Denn vom Middle Route Exit in den Buckskin zu klettern haben wir uns nicht getraut!


    Der Abstieg in die Gulch ist auch kein "Sonntagsspaziergang" - weniger ist manchmal mehr.

  • Beeindruckende Wanderung die sicher ein Highlight war. Wir hatten mal kurz darüber nachgedacht die Verbindung Paria Canyon, Bucksin Gulch und Cobra Arch zu machen, das ganze aber dann verworfen. Auch wenn wir schon einige anstrengende Hikes gemacht haben, bin ich ganz froh das wir es nicht gemacht haben. Bei der Wassermenge die ihr hattet hätte ich auch früher oder später angefangen zu streiken.
    Respekt das ihr das durchgezogen habt!


    Gruß
    Eva

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