[Reisebericht] Grönland im März: Ein arkisches Wintermärchen, oder Schneechaos & Hundekälte?

  • Grönland im März: Ein arkisches Wintermärchen, oder Schneechaos und Hundekälte?
    Ein Besuch von Ilulissat und Kangerlussuaq in Grönland in 2017

    Die Reiseplanung, Kopenhagen und die Anreise


    Ich war vor dieser Reise zwölfmal in Grönland, und so langsam wird es für mich eng mit neuen Zielen. Was ich noch nicht kenneist umständlich zu erreichen oder uninteressant. Die Alternative war eine andere Jahreszeit, die Einheimischen schwärmen vom April.Dann wird es wieder hell, und es liegt noch Schnee. Nordlichter und Hundeschlittenfahrten hörten sich gut an, so wurdemein erster Grönland-Aufenthalt im Winter gebucht. Ich war gespannt ob die Reise das verflixte dreizehnte Mal oderein Wintermärchen wird. Einen Freund konnte ich überreden mitzureisen, ich hoffte dass unser Verhältnis danach immer nochso gut wie vorher ist.


    Anfragen an Touristeninformationen, örtliche Reisebüros und Bekannte in Grönland ob das Sinn gibt waren durchweg positiv,abgeraten hatte niemand. Als Einstieg in die arktische Kälte wählte ich bekannte und relativ leicht zu erreichende Destinationen.Ein Ziel das nur einmal die Woche zu erreichen ist, und man vielleicht tagelang strandet, wollte ich vermeiden. Da bot sich natürlichIlulissat, die weltweite Hauptstadt der Eisberge an. Dazu noch ein Ausflug zum Inlands-Eis in Kangerlussuaq, und zweinötige Übernachtungen in Kopenhagen. Hotels, Ausflüge und Flüge waren schnell gefunden und gebucht.


    Nach vier Monaten Urlaubs-Enthaltsamkeit konnte ich es kaum aushalten, und zählte ständig die Wochen, Tage und Stundenbis zur Abreise. Zur Überbrückung und Sehnsucht aß ich ein Eisberg-Salat nach dem anderen, was aber auch nicht viel nutzte.Nachdem die harte Zeit vorbei war, und wir am Gate nach Kopenhagen standen war die Vorfreude groß. Nach einemereignislosen Flug nach Kopenhagen, und dem Einchecken im Hilton am Flughafen fuhren wir in die Stadt, für mich erstmals mitder Metro. Einen großen Plan dort etwas zu machen hatten wir nicht, wir kennen die Stadt. Zufällig gingen wir an der albernen'Freistadt Christiania' vorbei und schauten rein. In der staatlich geduldeten autonomen Gemeinde verkaufen 'Alternative' T-Shirtsund Drogen, wer so etwas mag ist dort gut aufgehoben. Viel schöner war der Besuch der 'Copenhagen Street Food'. In Hafenlageund ehemaligen Lagerhallen eröffnete in 2014 die Lokation mit rund vierzig Straßen-Küchen rund um die Welt. Wir verputztenbrasilianische Grillgerichte satt, tranken Bier aus einer Hausbrauerei, und genossen die schöne Stimmung. Den Abendbeendeten wir traditionell im BrewPub, eine Micro-Brauerei mit tollem Bier und Kleinigkeiten zum Essen.


    Beim Einchecken am nächsten Morgen zu unseren Flügen nach Grönland stellten wir fest, dass wir nicht die Einzigenwaren die zum Frieren dorthin wollten. Eine für mich noch nie auf diesem Flug gesehene Passagierschlange deuteteauf lange Wartezeiten hin. Das geplante Frühstück im Flughafen wurde schnell gestrichen, nach der Abgabe des Koffersmussten wir direkt zum Gate zum baldigen Einsteigen.


    Nach gewohnten guten Service auf dem Airbus A330 der Air Greenland schlug mein Herz wieder höher, als ich den erstenBlick auf die Eislandschaften von Grönland blicken konnte:



    Auf dem Flug von Kopenhagen nach Kangerlussuaq



    Auf dem Flug von Kopenhagen nach Kangerlussuaq



    Auf dem Flug von Kopenhagen nach Kangerlussuaq


    Bei strahlend schönen Sonnenschein, aber eine Eises-Kälte (minus 27 Grad), verließen wir das Flugzeug und liefen frierend die paar Meter zum Terminal. Die richtig warme Wäsche hatten wir noch im Koffer gelassen.



    Air Greenland A330 in Kangerlussuaq


    Ohne Frostbeulen bekommen zu haben aßen wir ein akzeptables Heilbutt-Sandwich in der Cafeteria des Airport, und flogen pünktlich in der betagten Dash 8 der Air Greenland weiter nach Ilulissat.



    Airport Ilulissat


    Der Transfer wartete bereits, und brachte uns in das Hotel Icefjord. Unser Zimmer hatte eine tollen Aussicht auf einen großen Eisberg. Wir waren in der Arktis angekommen, und unser Winter-Abenteuer konnte endlich beginnen.



    Ein Eisberg vor Ilulissat

  • Ilulissat zu Fuß


    Bei dem schönen Wetter, und mit kälteresistenter Ausrüstung ging es natürlich als erstes Richtung Ilulissat Eis-Fjord. Er ist der größte Gletscher außerhalb der Antarktis, und kalbt riesige Eisbergen. Diese sind in der Stadt schon gut sichtbar:



    Blick auf Ilulissat


    Der Weg zum Fjord war für die Jahreszeit relativ gut begehbar, ausgerutscht bin ich trotzdem ein paarmal. Auch konnten wir nicht wie erhofft alle gängigen Routen bewandern, bei einigen war wegen dem hohen Schnee leider kein Durchkommen.



    Auf dem Weg zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Auf dem Weg zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Auf dem Weg zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Auf dem Weg zum Eis-Fjord von Ilulissat


    Und dann war der Fjord endlich erreicht, mein Wiedersehen mit einem der schönsten Plätze auf der Welt die ich kenne. Sieben lange Monate musste ich warten um ihn wieder zu sehen:



    Der Eis-Fjord von Ilulissat



    Der Eis-Fjord von Ilulissat



    Der Eis-Fjord von Ilulissat



    Der Eis-Fjord von Ilulissat


    Trotz Kälte STßen wir auf meiner Lieblingsbank, und betrachteten das Naturspektakel. Gefroren hatten wir gottlob nicht, durch die Bewegung und geeigneter Ausrüstung. Alles nach dem Motto: 'Wer friert ist faul oder dumm' (bitte nicht allzu ernst nehmen, später mussten wir erfahren dass wir eines von beiden sind...).



    Zinni und der Eis-Fjord von Ilulissat (Handybild)



    Der Eis-Fjord von Ilulissat



    Der Eis-Fjord von Ilulissat



    Der Eis-Fjord von Ilulissat


    Nach diesen wunderschönen Eindrücken liefen wir wieder in die verschneite Stadt, um uns dort etwas umzuschauen:



    Blick auf Ilulissat



    Blick auf Ilulissat



    Ein Haus in Ilulissat



    Blick auf Ilulissat



    Ein Haus in Ilulissat



    Die Kirche von Ilulissat



    Die Kirche von Ilulissat


    Im Reisebüro wurde uns freudestrahlend mitgeteilt, dass unser gebuchter Boots-Ausflug am nächsten Tag nach Oqaatsut (Rodebay) mit ziemlicher Sicherheit stattfinden würde. So gingen wir beruhigt zum Abendessen in das Restaurant Ulo im Hotel Arctic, das als eines der Besten in Grönland gilt. Natürlich gab es pikante lokale Spezialitäten, wie 'Carpaccio of reindeer, parsley, garlic', 'Halibut, dashi, dried halibut' und 'Muskox, arctic herbs, onions, cress'. Der ereignisreiche Tag wurde belohnt durch einen tollen Sonnenuntergang. Leider sahen wir trotz guten Bedingungen keine Nordlichter. Etwas Trübsal bliesen wir als wir im Zimmer die Benachrichtigung vorfanden dass unsere morgige Bootstour doch wegen Wetter gestrichen wurde, schade.



    Sonnenuntergang in Ilulissat


    Am nächsten Morgen sahen wir aus dem Fenster, und wussten warum die Tour abgesagt wurde. Es war wärmer, und die Bay war voller Eis, da war kein Durchkommen für die kleinen Boote. Leider ließ sich die Sonne nicht oft sehen, die Aussichten waren eher trüb. So liefen wir wieder zum Eis-Fjord:



    Auf dem Weg zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Auf dem Weg zum Eis-Fjord von Ilulissat


    Mit Sonne sieht er schöner aus, keine Frage, und ich möchte nicht schönreden. Aber diese Stimmung hatte auch ihren Reiz, und es gibt hässlichere Orte auf der Welt. Natürlich wurde wieder 'meine' Bank besucht:



    Der Eis-Fjord von Ilulissat


    und bewunderten die Eisberge:



    Der Eis-Fjord von Ilulissat



    Der Eis-Fjord von Ilulissat


    Zurück im Ort blieb noch Zeit sich den vereisten Hafen anzuschauen:



    Der Hafen von Ilulissat



    Der Hafen von Ilulissat


    Zurück ging es zum Abendessen in das hervorragende Restaurant Mamartut, wo ein deutsch sprechender Däne lokale Spezialitäten anbietet. Wir ließen es uns bei Moschusochsen-Filet, Heilbutt & Co gut
    gehen, mit der Hoffnung dass am nächsten Tag die nächste gebuchte Boots-Tour zum Eis-Fjord stattfinden wird. Die Vorhersagen dazu waren nicht schlecht, und im Zimmer wartete noch keine Absage auf uns.

  • Ilulissat mit Boot


    Am nächsten Morgen betraten wir gut gelaunt und ausgerüstet (dachten wir zumindest) mit elf weiteren Passagieren das Fischerboot 'Esle' zur Eisberg-Sightseeing Tour:



    Zinni auf einer Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat


    Zunächst fuhren wir die Stadt südwärts entlang, hier an der Zion-Kirche:



    Ilulissat vom Boot aus gesehen


    verließen langsam die Stadt:



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat


    und hatten Kontakt zu anderen Booten und hungrigen Vögeln:



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat


    Nun erreichten wir den Eis-Fjord, der 2004 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde. Er erstreckt sich über vierzig Kilometer Länge, und ist sieben Kilometer breit. An seinem landseitigen Ende befindet sich der Gletscher Sermeq Kujalleq, einer der aktivsten Gletscher der Erde.


    Dieser ist leider nicht mit dem Boot erreichbar, wir hielten uns nur am meerseitigen Ausgang auf. Das Kalben des Gletschers ereignet sich leider nur im Sommer, mir fehlten die gewohnten Geräusche dazu im Hintergrund. Wir genossen den Ausblick auf die majestätischen Eisberge, ich lasse die Bilder sprechen:



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat



    Eine Bootsfahrt zum Eis-Fjord von Ilulissat


    Der wunderschöne Ausflug dauerte drei Stunden, und so langsam merkten wir dass unsere Schuhe wohl doch nicht für die niedrigen Temperaturen geeignet waren. Beim Wandern mit Bewegung hatten wir keine Probleme, beim ständigen Stehen schon. Wir waren froh wieder Ilulissat zu sehen, hier ein Blick auf unser Icefjord-Hotel:



    Das Icefjord-Hotel von Ilulissat


    und ein Blick auf die verschneite Stadt:



    Blick auf Ilulissat


    Wir wärmten uns im Hotel Arctic im Café Ferdinand auf, und verköstigten einen 'Arcticburger, minced beef and musx ox'. Ein weiterer schöner arktischer Tag ging zu Ende, die Bootstour war bis auf die abgefrorenen Zehen klasse.

  • Ilulissat mit dem Hundeschlitten


    Außer der Jahreszeit gab es eine weitere Premiere für mich in Grönland: Meine erste Hundeschlitten-Fahrt dort. Das Wetter passte, es herrschte strahlender Sonnenschein bei klirrender Kälte. Nach einer kurzen Einweisung was wir unterlassen sollen (die Hunde sind keine Haustiere, und alles andere als friedlich) starteten wir als erstes von sechs Schlitten zur Tour Richtung Rodebay. Die schnellsten waren wir nicht, und wir wurden schnell überholt. Das war alles andere als schlimm, denn der Wind und das Wetter waren eiskalt:



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat


    Einmal hatte ich das Gefühl dass der Musher (Hundeschlittenführer) die Hunde trotz Peitsche nicht unter Kontrolle hatte, und wir nicht dahin fuhren wie gewollt. Die übrigen Schlitten hatten eine andere Route...:



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat


    Wie auf dem Boot hatten wir nach einer Stunde kalte Füße, kein Wunder bei den Minus-Temperaturen, unserer falscher Ausrüstung und der Unbewegtheit:



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat


    So waren wir froh dass eine Pause bei heißem Tee eingelegt wurde:



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat



    Hundeschlittenfahrt in Ilulissat



    Die Helden der Arbeit


    und die Rückfahrt nicht ganz so lang wie vor der Pause war. Die Tour war trotz der kalten Füße wunderschön. Tagelang möchte ich so aber nicht unterwegs sein, da wandere ich lieber. Halb erfroren waren wir froh im 'Inuit Café' einzukehren. Der deutsche Inhaber und seine Frau aus Sri Lanca bieten leckere Gerichte wie 'Moschusochsen Steak mit Spätzle', 'Miesmuscheln aus der Disco Bucht' und 'Arktische Krabbe' an, und Hausbier von der Brauerei aus Nuuk, der Hauptstadt des Landes.


    An unserem letzten Abend in Ilulissat (dachten wir zumindest) gingen wir noch einmal in der Restaurant 'Mamartut'. Dieses Mal wählten die 'Tapas Greenlandic, homemade Specialities from Greenland', und hatten das nicht bereut. Alles was in Grönland fliegen, schwimmen oder laufen kann war auf der Platte, natürlich außer den Hunden. Eine köstliche Mahlzeit beendete unser Programm in Ilulissat, und am nächsten Tag sollte es zurück nach Kangerlussuaq gehen um an einer Tour zum Inlands-Eis teilnehmen zu können.



    Grönländische Tapas im Restaurant Mamartut (Handybild)

  • Die Rückreise und das Fazit



    Als wir vom Hotel zum Airport für unseren Weiterflug nach Kangerlussuaq gebracht wurden, ahnten wir nicht ansatzweise was auf uns zukommt. Eingecheckt wurden wir, und mitgeteilt dass unser Flug so mit der einzige ist der abgehen soll, die GL582, die anderen wurden wegen schlechtem Wetter gestrichen:



    Ausfall


    Vierzig Minuten Verspätung ist zu ertragen, und wir hatten keinen Anschluss-Flug. Nach und nach leerte sich das Terminal, die Passagiere auf dem gestrichenen Strecken wurden umgebucht und verließen das Gebäude. Die Flüge aus dem Norden kamen wegen dem Wetter nicht, aber 'unser' Flugzeug konnten wir auf dem Flightradar verfolgen. Am Ende STßen wir zu zweit in der Halle, und ein Mitarbeiter der Air Greenland fragte uns ob wir die Passagiere der GL582 wären. Der Flug wurde auch gestrichen, wir wären die einzigen Passagiere, und dafür wollte man bei den Wetter-Kapriolen nicht das Risiko eingehen zu fliegen und den Umlauf zu gefährden. Wir wurden umgebucht auf den nächsten Tag, wenn auch mit dem Umweg über die Hauptstadt Nuuk. Eine Übernachtung im Hotel Arctic plus Essen und Trinken wurde gewährt. Wir ersparten uns dadurch die Übernachtung in Kangerlussuaq, verpassten dadurch aber leider die Fahrt zum Inlandseis, was der Grund unseres Aufenthaltes dort war.


    Das Hotel liegt außerhalb der Stadt, da Essen und ein Getränk frei waren blieben wir dort. Über das abendliche Büffet war ich enttäuscht, es gab die umwerfende Auswahl von Heilbutt, Reis, Blumenkohl und ein Kuchenstückchen. Der Fisch war gut, ich hätte aber 'etwas' mehr Auswahl erwartet. Fischhasser wären enttäuscht gewesen und hungrig geblieben.


    Am nächsten Morgen ging es pünktlich auf die gegenüber dem Nonstop-Dienst dreifach längere Umsteige-Strecke Ilulissat-Nuuk-Kangerlussuaq wieder mit einer Dash 8 der Air Greenland. Vor Ort angekommen war schlechtes Wetter, und kalt und düster. Für einen Ausflug hatten wir keine Lust, wir liefen etwas durch den hässlichsten Ort von Grönland. Das ist kein Wunder, er geht auf einen US-amerikanischen Armeestützpunkt zurück. Es gibt keine richtigen 'Einheimischen' dort, nur Angestellte und ihre Familien. Wer ohne einen Arbeitsplatz eine Wohnung sucht wird keine finden, die Häuser und Appartements gehören den Firmen vor Ort.



    Kangerlussuaq (Handybild)


    Wir freuten uns auf das Abendessen, und hatten eine Reservierung im Restaurant Roklubben, den Ruderclub. Er wirbt auf der Homepage mit 'you can taste the best that Greenlandic cuisine has to offer in a relaxed atmosphere', und auf dem Menü stehen Gerichte wie 'Smoked Greenlandic halibut' und 'Reindeer Fillet, Served with potatoes, vegetables and wild sauce'. Als der unpünktliche Shuttle erschien traute ich meinen Augen nicht, eine englischsprachige geschwätzige Schulklasse war bereits im Bus. Ich war froh in meiner Jugend einen Schul-Ausflug in den nahe gelegenen Taunus gemacht zu haben... Am Club angekommen sahen wir weitere zwei Busse, die Passagiere waren bereits im Restaurant. Dort war ein Mini-Büffet aufgebaut, auf die Eröffnung warteten circa einhundert hungrige Gäste. Das war Massentourismus pur, und das in Grönland. Das wollten wir uns nicht antun, und fuhren umgehend wieder zurück zum Airport-Hotel um uns in der biederen Cafeteria satt zu essen.


    Das nächste Morgen zog sich, wir mussten um zehn Uhr das Zimmer verlassen, und der Flug nach Kopenhagen sollte um 13:10 gehen. Beim Blick auf die Homepage der Flughäfen von Grönland sahen wir dass die Anschlussflüge zum Flug nach Kopenhagen allesamt Verspätung haben, der Airbus selbst aber in Dänemark gestartet war. Dass der nur mit den wenigen Gästen vor Ort geht konnten wir uns nicht vorstellen.


    Beim Einchecken wurde uns erwartungsgemäß mitgeteilt dass wir Verspätung haben, aber nicht wie lange. Als der Airbus 'Norsaq' relativ pünktlich landete, aber immer noch kein Zubringer-Flug gelandet war, gab es zuerst eine Ansage in Dänisch, ich verstand nur etwas mit 'Kopenhagen'. Beim Blick auf die Anzeigetafel kam der Schock, von 13:10 wurde erst auf 23:15 und dann auf 23:20 gesprungen. Uns war sofort klar, das galt der Crew, die zweimal 4 1/2 Stunden fliegen muss und die maximale Dienstzeit bei der Verspätung überschritten wurde. Diese bezog Zimmer im Hotel, und wir hatten eine weitere Wartezeit von zehn Stunden. Den Flughafen verlassen wollten wir nicht, wir waren nicht passend angezogen, und so richtig schön war es draußen auch nicht. Wir kauften uns Wifi für das Internet für den ganzen Tag, und bezogen in der Bar des Flughafens Station. Leider reagierte ich zu spät, das Restaurant des Hotels ist unter normalen Bedingungen geschlossen während dieses Monats, öffnete aber wegen dem
    Chaos. Als ich einen Tisch bestellen wollte waren alle Plätze bereits ausgebucht.



    Der Airbus A330 'Norsaq' von Air Greenland in Kangerlussuaq


    Es gibt schlimmeres als in einer Bar zu sitzen, aber nach paar Bier und Blick auf die Uhr konnten wir das Programm aus Kosten- und Gesundheits-Gründen nicht weiter so betreiben. Wenigstens landete jetzt eine Maschine nach der anderen um Passagiere für den nächtlichen Flug zu bringen:



    Der Flughafen von Kangerlussuaq



    Der Flughafen von Kangerlussuaq


    die alle hungrig waren. Die Cafeteria war bei den kalten Gerichten schnell ausverkauft, und für die warmen gab es Schlangen wie früher im Winterschlussverkauf. Der Abend brachte noch eine weitere unerwartete Wende. Wir fragten noch einmal im Restaurant nach einem freien Platz ohne Erfolg. Mit uns in der Bar STß ein sehr nettes Paar aus Schweden, die wir bereits mehrfach in Ilulissat gesehen hatten. Die Frau probierte es mit einer Tisch-Bestellung, und kam freudestrahlend zurück mit der Meldung dass sie einen bekommen hatte. Wir freuten uns, und hatten einen schönen Abend, bei gutem Büffet-Essen und einer sehr interessanten Unterhaltung mit den beiden. Sie wohnten lange in Afrika, und haben nun in Schweden ein 'afrikanisches Haus', was auf der Homepage sehr schick aussieht. Wir tranken das letzte grönländische Bier, nicht nur für uns sondern auch der Flughafen-Bar und im Restaurant, es war aus und der nächste Schiffs-Transport kommt in drei Monaten. Eine Anlieferung mit Flugzeug ist zu teuer für Bier. Die dänische Plörren gibt es weiterhin.


    So ging die Zeit doch noch relativ schnell herum bis zum Abflug. Erstmals war ich unter diesen Begleitumständen froh das Land verlassen zu können, für eine weitere Streichung hätte ich keine Lust mehr gehabt. Wir konnten zum Glück jeder zwei Plätze im ansonsten fast vollen Flug ergattern, und freuten uns nach dem Start auf etwas Schlaf. Der war hinter Grönland unmöglich. Als ich die Ansage hörte dass sich die Crew auf ihre Positionen setzen musste war mir klar waskommt. Wir wurden hin und her geschüttelt, so starke Turbulenzen hatte ich wissentlich noch nie auf einem Flug. Ich denke alle waren froh wie wir Dänemark erreichten, bis auf die zwei Jungs in meiner Nachbarreihe. Diese schliefen fest, ich lobte die Mutter später dass es wahre Helden wären:



    Guten Morgen Dänemark


    Da das Hilton am Flughafen nicht mehr storniert werden konnte, legten wir uns drei Stunden hin und flogen um ein Uhr weiter nach Frankfurt, wiederum mit einigem Geschüttel. Das Ende war unschön und anstrengend, wobei es natürlich schlimmeres gibt. Wir fuhren zurück nach Hause, und meine Reisebegleitung verabschiedete sich mit 'Danke für das Abenteuer'. Das war es in der Tat...


    Es gab coole Momente auf dieser Reise, die ein arktisches Wintermärchen waren (der Eis-Fjord, die Bootsfahrt, die Hundetour), aber auch Schneechaos und Hundekälte. Natürlich plane ich weiterhin nach Grönland zu fahren, und habe auch diese Reise und Erfahrung nicht bereut. Noch einmal im Winter muss aber nicht sein. Nicht nur wegen der Verspätung, sondern auch wegen der Eingeschränkheit beim Wandern. Und wieder wie so oft hatte ich keine Nordlichter gesehen, das wird mir in meinem Leben nach vielen erfolglosen Versuchen leider enthalten bleiben.


    Danke für das Lesen und coole arktische Grüße wünscht Gerald!



    Zinni auf dem Flughafen von Kangerlussuaq

  • Grönland ist wirklich deins, Gerald :!! und mit den Temperaturen (letztes Bild, du im T-Shirt ;;SchLOTTER3;;. ) kommst du anscheinend super klar :gg: .


    ;DaKe;; für den schön bebilderten Bericht.

  • Danke für den neuen Grönland Bericht. Winterreisen in die Kälte sind ja dieses Jahr anscheinend in. :D Hier läuft ja gerade noch ein Bericht über die Lofoten, allerdings mit Nordlichtern.

    Zur Überbrückung und Sehnsucht aß ich ein Eisberg-Salat nach dem anderen,

    ;haha_ Darauf muss man erstmal kommen. :D

    Zufällig gingen wir an der albernen'Freistadt Christiania' vorbei und schauten rein.

    Fand ich auch total nervig dort. :rolleyes:

    Eislandschaften von Grönland

    :clab: So sah das bei meinem Überflug im März auch aus.

    aber eine Eises-Kälte (minus 27 Grad),

    ;;schlotter1;;;:;ScHlOt2;;;;SchLOTTER3;;.

    Wir genossen den Ausblick auf die majestätischen Eisberge,

    :clab::clab::clab: Klasse. und diese Blau. Ich kenne das ja aus Alaska, als ich dort am Eismeer war.

    Als ich die Ansage hörte dass sich die Crew auf ihre Positionen setzen musste war mir klar waskommt.

    :D Immer wieder eine Durchsage, nach der es lustig werden kann. ;;NiCKi;:

    • Offizieller Beitrag

    Wie nicht mehr im Winter?
    Bei Sonnenschein schauts sehr schön aus.
    Auch die Eisberge bei weniger guten Licht, das hat was.
    Gut das die bunte Häuser haben, im Schneetrieben würde man weiße Häuser und auch Flugzeuge nicht wieder finden.


    Indiskrete Frage, was kostet denn so ein Abenteuer?

  • Hallo Gerald,
    dass sind tolle Bilder vom Wintermärchen!
    Schade, dass ein paar Sachen nicht so geklappt haben wie geplant und dass sich das Ende etwas gezogen hat, und dass es keine Nordlichter zu sehen gab.
    Die Schneebilder sind aber ein Traum. Gut, dass man die Kälte hier am PC nicht spürt!
    Die roten Maschinen der Air Greenland sehen ja auch klasse aus.
    Danke für den Bericht!
    Katja

  • Danke für die schönen Kommentare


    Wie nicht mehr im Winter?
    Bei Sonnenschein schauts sehr schön aus.
    Auch die Eisberge bei weniger guten Licht, das hat was.
    Gut das die bunte Häuser haben, im Schneetrieben würde man weiße Häuser und auch Flugzeuge nicht wieder finden.


    Indiskrete Frage, was kostet denn so ein Abenteuer?

    Im Winter werde ich dort nicht mehr hinkommen, nicht nur die Verspätung, auch die Möglichkeiten vor Ort mit Wanderungen etc. sind mir zu eingeschränkt.


    Ich rechne nie aus was ein Urlaub komplett gekostet hat. Das hatte ich einmal gemacht, war teuerer wie geplant... Aber Grönland ist teuer. Alles. Die Flüge können mal über AIr Greenland über Kopenhagen oder über Island mit Air Iceland billiger sein. Früh buchen. Ein einfaches Hotel kostet meist ca. 150 Euro die Nacht. Bier 7 Euro (0,3 L Dose). Ein Ausflug um die 100 Euro, mal mehr (Hundeschlitten), mal weniger (Bootsfahrt). Auch das Essen geht ins Geld. Leider...

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